Trennungsschmerz, wenn Kind irgendwann auszieht?
Eine Bekannt von mir meinte neulich, dass es sich wie Trennungsschmerz anfühlen würde, wenn die Kinder erwachsen sind und dann letzten Endes ausziehen. Ich weiß nicht so recht, was ich von diesem Begriff in diesem Kontext halten soll, denn "Trennungsschmerzen" assoziiere ich eher mit einer Trennung in einer Beziehung, aber nicht mit einer Eltern-Kind-Beziehung. Da ich zur Zeit gar keine Kinder habe, werde ich auch nicht so schnell nachvollziehen können, wie man sich da als Eltern fühlen wird.
Wie ist das bei euch? Habt ihr Kinder, die vielleicht schon ausgezogen sind? Könnt ihr die Gefühle von Trennungsschmerz da auch nachvollziehen oder meint ihr, dass dieser Begriff in diesem Kontext total unpassend ist? Wie fühlt man sich, wenn das Kind (endlich) ausgezogen ist?
Das kommt auf das Verhältnis zu den Eltern an und auch, ob die Eltern wollen, dass man lange bei ihnen verweilt. In den USA haben Eltern sogar ihren Sohn verklagt, weil er mit 30 Jahren einfach nicht ausziehen will. Sind Eltern und Kinder besten Freunde, dann wird der Trennungsschmerz schon groß sein.
Ich muss sagen, von Trennungsschmerz kann man bei meinen Eltern nicht sprechen. Es war ihnen egal, als ich ausgezogen bin und wurde auch erst später zur Kenntnis genommen, als ich dann über Wochen nicht "nach Hause" gekommen bin. Bei meinen Geschwistern sieht es nicht anders aus, es wird einfach zur Kenntnis genommen und keine Szenen und sonstigen Aktionen mit heulend in der Tür stehen. Jeder weiß, dass man nicht aus der Welt ist und wenn die Sehnsucht so groß werden würde, kann man seinen Hintern in das Auto pflanzen und den anderen Besuchen.
Mein Kind ist noch nicht soweit, dass dieser auszieht. Aber mal ehrlich, ich freue mich auf den Zeitpunkt für ihn! Denn das ist der letzte Schritt in die Selbstständigkeit, ein Kind ziehen zu lassen und seinen komplett eigenen Weg zu begehen und nicht einzusperren nur weil man es als Eltern gerne hätte. Klar wird es ungewohnt und neu sein, immerhin wird er dann Zeit X, sprich viele Jahre bei mir gewohnt haben, aber daran braucht man nicht klammern.
Ich hatte nun das "Glück" dass wir das erste mal getrennt voneinander Urlaub gemacht haben. Es hat uns beiden unglaublich gut getan, und diese zwei Wochen haben ihn auch mehr selbstständig gemacht bzw. mir fällt es nun noch bewusster auf, als ansonsten im stumpfen eingefahrenen Alltag bei dem jeder nur seine Rolle spielt.
Ich glaube, wenn man sich bewusst macht, wie Sorae ja auch geschrieben hat, dass es ein wichtiger Schritt im Leben des Kindes ist, kann man das ganz anders akzeptieren und damit umgehen. Natürlich ist es auch Loslassen und ein Umdenken im Eltern sein, aber ich denke, dass es wichtig ist und man sich für das Kind auch freuen sollte.
Meinen Eltern war es absolut egal, dass ich ausgezogen bin. Bei jeden Streit haben sie mir gesagt, dass ich doch gehen kann und als es dann soweit war, musste ich mit meinen gepackten Sachen in den Zug steigen und mich selber darum kümmern, wie meine Sachen dahin kommen. So wünsche ich mir es nicht, aber ich versuche auch anders zu agieren als meine Eltern es taten.
Ich glaube, dass das auch als Paar eine schöne Phase sein kann, wenn man sich wieder gezielt aufeinander konzentrieren kann und den Lebensabend auch zusammen hat. Man kommt wieder ein bisschen von dem "Eltern sein" weg und kann den Alltag anders leben als mit einem Kind im Haushalt oder einen jungen Erwachsenen.
Bei meiner Mutter war es auf jeden Fall so, als ich dann endgültig ausgezogen bin. Die Anfangszeit war für sie wirklich sehr schwer und sie wollte, dass ich sie sehr oft besuchen komme. Man hat ihr einfach angemerkt, dass es ihr schwer fällt zu akzeptieren, dass ich endgültig ausziehe und so richtig konnte sie den Schritt trotzdem eine lange Zeit nicht akzeptieren. Sie hat sich und mir dann auch lange eingeredet, dass ich nur vorübergehend ausgezogen sei.
Irgendwann hat sie sich aber dann doch daran gewöhnt und mittlerweile ist es für sie auch nicht mehr vorstellbar, dass ich wieder bei ihr einziehe. Aber es ist ja normal, dass das ein großer Schritt für Kind und Eltern ist und dass man das auch nicht von einem Tag auf den anderen so verarbeiten kann. Besonders dann, wenn das Verhältnis gut ist, kann das sehr schwer sein.
Aber da muss ja jeder mal durch und für viele ist dieser Schritt eben schwer. Mit der Zeit normalisiert sich das ja aber auch wieder. Man ist als Kind dann ja auch nicht aus der Welt, sondern kann die Eltern regelmäßig besuchen. Genauso können die Eltern die Kinder hin und wieder besuchen, so dass man sich trotzdem regelmäßig sieht. Und die Option zu telefonieren gibt es ja auch noch.
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