Für Beerdigungen nur wasserfeste Schminke nutzen?
Als ich das letzte Mal vor einigen Jahren auf einer Beerdigung war, war auch eine junge Frau da, die sehr viel geweint hatte. Da sie jedoch auch geschminkt war, verlief ihr das ganze Make Up recht schnell und sie hatte innerhalb kurzer Zeit ganz schwarze Wangen, was natürlich nicht so toll aussah.
Wenn ich vor anderen Leuten weinen muss, dann kann ich mir das Schluchzen eigentlich recht gut verkneifen und da weine ich auch lautlos, wobei mir dann einfach nur die Tränen runter laufen. Da verwischt dann aber auch nichts, wenn ich nicht an meinen Augen reibe und von daher bräuchte ich bei einer Beerdigung wohl keine wasserfeste Schminke. Möglicherweise würde ich auch ganz auf Schminke verzichten, wenn ich nicht in der Verfassung wäre, je nachdem wie nahe mir die Person stehen würde.
Wenn ich mich schminken würde, würde ich aber dennoch zur Sicherheit auf wasserfestes Make Up zurück greifen. Immerhin gibt es nach der Beerdigung meistens gleich noch eine Trauerfeier und ist daher doch etwas länger unterwegs und von daher möchte man natürlich nicht mit völlig verschmiertem Make Up den Tag verbringen.
Nutzt ihr für Beerdigungen nur wasserfeste Schminke oder habt ihr euch bisher noch keine Gedanken darüber gemacht?
Ich finde MakeUp nur zu besonderen Anlässen sinnvoll und dazu zählen für mich Hochzeiten und besondere Feste, Geburtstage. Aber eine Beerdigung gehört für mich nicht dazu. Mir erschließt sich der Sinn nicht überhaupt geschminkt zu einer Beerdigung zu gehen. Ich finde, gerade bei einer Beerdigung gibt es wichtigere Dinge, beispielsweise Trost den Angehörigen zu spenden und für sie dazu sein. Da ist Eitelkeit in meinen Augen fehl am Platze.
Auf den Beerdigungen auf denen ich bisher war, wurden auch nie wirklich Fotos geschossen, also für wen will man sich da bitte hübsch machen? Bei Hochzeiten werden ja in der Regel sehr viele Fotos geschossen, da kann ich noch nachvollziehen, dass man da tadellos aussehen möchte, weil man sich eben später nicht dafür schämen möchte, dass man so seltsam auf den Fotos aussieht. Aber bei Beerdigungen sehe ich wie gesagt den Sinn nicht so wirklich überhaupt MakeUp zu tragen, egal ob wasserfest oder nicht.
Ich denke, dass die Schminke das Letzte ist an was man an so einen Tag denkt. Immerhin verabschiedet man eine geliebte Person und da hat man weitaus andere Sachen im Kopf. Deswegen wird es auch zu solchen Anblicken kommen und schlimm finde ich das nicht. Man kann doch einfach die Schminke wegwischen und gut ist es, aber weinen auf einer Beerdigung ist normal und wenn man da nicht auf die passende Schminke achtet ist es eine Sache, die man ignorieren kann. Immerhin sieht keiner gut aus, wenn er weint und eine Modenschau ist so eine Veranstaltung ja auch nicht.
Eine Beerdigung ist nun wirklich nicht die passende Gelegenheit, sich mit wasserfester Schminke anzumalen. Ich gehe nicht zur Beerdigung, um dort eine Show zu machen. Es ist ein trauriger Anlass. Ich meine, man geht mit, um den Verstorbenen auf seinem letzten Weg zu begleiten, ihn dadurch zu ehren. Auch wenn es sich nicht um einen nahen Angehörigen handelt, kann es schon sein, dass man ein paar Tränen vergießt. Besonders schlimm ist es bei einem lieben Angehörigen, da kann ich die Tränen nicht zurückhalten und das ist mir auch egal, was andere darüber denken. Aber Make up? Das ist unangebracht!
Wenn jemand immer und überall geschminkt erscheinen muss, dann muss diese Person sich auch darüber bewusst sein, was auf einer Beerdigung mit dem Make up passieren kann. Und ich gehe davon aus, dass man auch in anderen Situationen damit rechnen muss, dass die gesamte Schminke verschmiert. Entsprechend kann man vorsorgen, in dem man Produkte nutzt, wo das nicht passieren kann oder man verzichtet an diesem Tag auf das Make up.
Viele Beerdigungen habe ich zwar noch nicht erlebt. Aber bisher haben da die Frauen aus dem engsten Kreis der Hinterbliebenen immer auf Make up verzichtet. Und ein verheultes Gesicht ist wohl anders zu beurteilen, als ein Gesicht wo die Farbe danach verschmiert ist.
Ich sehe das so wie Cid und bin der Ansicht, dass Make-Up auf einer Beerdigung einfach unangebracht ist. Dementsprechend würde ich eher darauf verzichten und ich war auch noch auf Beerdigung, an der eine geschminkte Frau teilgenommen hat. Daher verstehe ich auch den Zwang nicht so wirklich, immer und überall tadellos geschminkt auszusehen. Das ist für mich kein erstrebenswertes Ziel und so viel Eitelkeit finde ich unsympathisch und maßlos übertrieben.
Irgendwie muss ich gerade ein wenig schmunzeln, wann Make-up angebracht ist und wann nicht, und wie eine direkte Korrelation zwischen echter Trauer und der Auftragsdicke der Foundation zu bestehen scheint. Liest sich ein bisschen wie aus der Jahrhundertwende, wo über die Schicklichkeit von Make-up diskutiert wurde. Spontan muss ich gerade an das Bild von John Mccains Mutter und ihr nicht gerade ganz dezentes Make-up denken. Das kann man mit dem durchschnittlichen Bürger sicher nicht vergleichen, aber ich habe übrigens tatsächlich schon erlebt, dass jemand auf einem anschließenden Leichenschmaus Fotos machte.
Also ja, natürlich würde ich auch bei einer Beerdigung zusehen, dass ich halbwegs vorzeigbar bin, ich war auch schon auf Beerdigungen, wo auch andere Frauen geschminkt waren. Ein Make-up bedeutet doch nicht, dass man mit falschen Wimpern und dramatisch roten Lippen aufschlägt, um eine Show zu präsentieren, sondern gehört für manche zum alltäglichen Look dazu wie für den Durchschnitt das Haare bürsten.
Allerdings würde ich mir über die Wasserfestigkeit keine Sorgen machen, wenn die Mascara dann doch verläuft, ist es so und es wäre mir in dieser Situation komplett egal. Aber um ehrlich zu sein, weine ich eigentlich auch sowieso nicht auf Beerdigungen, im schlimmsten Fall bin ich viel zu versteinert und getroffen, um noch oder schon in diesem Stadium zu sein.
Verbena hat geschrieben:Also ja, natürlich würde ich auch bei einer Beerdigung zusehen, dass ich halbwegs vorzeigbar bin
Meinst du nicht, dass man da schon differenzieren sollte? Dass man da nicht aufschlägt wie ein ungepflegter Penner sollte klar sein. Mag sein, dass Make-Up für manche Menschen einfach zum Alltag wie das "Haare bürsten" dazu gehört. Aber ich persönlich finde es nicht normal, wenn man das eigene Aussehen und die perfekte tadellose Hülle höher bewertet als für andere Menschen da zu sein und ihnen beim Trauern zu helfen.
Wenn ich auf einer Beerdigung bin, ist mir das doch total egal, wie ich aussehe, also wie verheult und alles. Da steht im Fokus, dass man den Trauernden hilft und ihnen demonstriert, dass man für sie da ist und Anteil nimmt. Wer da mehr Wert auf sein Aussehen legt, zeigt doch mehr oder weniger, dass ihm die Mitmenschen total egal sind und dass die eigene Eitelkeit auch bei einer Beerdigung die höchste Priorität hat und das finde ich zweifelhaft. Man ist schließlich auf einer Beerdigung und nicht auf einem Catwalk.
Täubchen hat geschrieben:Aber ich persönlich finde es nicht normal, wenn man das eigene Aussehen und die perfekte tadellose Hülle höher bewertet als für andere Menschen da zu sein und ihnen beim Trauern zu helfen
Aber schließt das eine das andere aus? Bzw. weiß man ja nicht, ob jemand das wirklich höher bewertet oder da gar keinen Zusammenhang zwischen der Dicke der Puderschicht und dem Vorhandensein von Empathie sieht.
Ich habe mich gerade in einem Gedankenspiel gefragt, wie ich reagieren würde, wenn eine Freundin, deren Opa zum Beispiel gerade gestorben wäre, mir mitteilte, dass sie noch zu DM muss, weil sie für die Beerdigung dringend wasserfeste Mascara bräuchte. Da wäre meine Reaktion dann vermutlich auch sowas wie "Echt jetzt? Das ist doch sowas von egal, wenn da was verschmiert." Ja, vermutlich wäre ich auch schon ein wenig irritiert von diesem Fokus, würde es aber vielleicht unter Verschiebung verbuchen.
Für mich persönlich wäre so ein Gedanke jedenfalls auch total fremd, ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen, das als potentielles Problem wahrzunehmen, aber jeder ist anders und manche brauchen vielleicht auch die perfekte Fassade, um sich sicher zu fühlen. Oder man macht es gleich so wie eine ehemalige Schulfreundin, die auf der Beerdigung eines Elternteils mit dunkler verspiegelter Sonnenbrille aufgeschlagen ist. Schön dramatisch und über Mascara musste sie sich keine Gedanken machen.
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