Gluckenmütter - wieviel ist normal?!

vom 04.10.2011, 09:39 Uhr

Ich möchte euch heute mal von einer sehr guten Bekannten erzählen, die hier in der Nähe wohnt. Sie wurde vor 2 Jahren Mama und ich finde ihr Verhalten einfach nur noch auffällig. Aus diesem Grund würde ich echt gerne mal eure Meinung dazu hören, denn es kann ja auch durchaus sein, dass ich das einfach auch falsch einschätze. In meinen Augen ist diese Frau eine totale Glucke, was ihren zweijährigen Sohn angeht. Ich bin auch eher jemand, der sich zu viele Sorten macht, was den Kleinen angeht, aber so extrem bin ich dann doch nicht (hoffe ich zumindest mal ;))

Also anfangen hat es eigentlich schon in der Schwangerschaft - sie hatte beim kleinsten Druck Angst, das Baby könnte sterben und ist ständig nur zum Frauenarzt gerannt. Sie wohnt in der selben Straße wie ich, daher bekomme ich auch sehr viel mit, was bei ihr so passiert. Wie besuchen uns auch sehr regelmäßig. Als der Kleine dann auf der Welt war, ging es weiter. Kaum jemand durfte ihn anfassen, da sie Angst hatte, ihm könnte was brechen oder man könnte ihn fallen lassen.

Ich konnte das Ganze echt nicht wirklich verstehen. Wenn der Kleine schlief, ging sie wirklich alle 2 Minuten ins Zimmer um zu schauen, ob er noch atmet. Das Kind ist jetzt wie gesagt zwei Jahre alt und darf immer noch nicht mit Kissen und Decke schlafen, weil sie Angst hat, dass er nachts ersticken könnte. Vom Vater ist sie mittlerweile getrennt. Wenn er den Kleinen nimmt, würde sie am liebsten mitgehen und den Sohn nicht aus den Augen lassen. Sie ruft dann auch ständig an, wenn sie unterwegs sind, weil dem Kleinen ja was passieren könnte. Ein entspanntes Kaffee trinken ist da echt nicht mehr möglich.

Über Nacht hat sie ihn noch nie "abgegeben", obwohl die Oma schon öfter danach gefragt hat. Sie hat da einfach Panik und ist auch der Meinung, dass sich niemand so gut um den Kleinen kümmern kann, wie sie und alle anderen alles falsch machen. Sie hat vorige Woche sogar den Gedanken geäußert, den Kleinen nicht in den Kindergarten zu geben, weil sie der Meinung ist, dass die Erzieherinnen dort einfach überfordert mit der großen Anzahl von Kindern sind und ihrem Kleinen da etwas passieren könnte. Ich finde das Verhalten einfach erschreckend und ich habe ihr das auch schon gesagt. Sie begründet ihr Verhalten dann damit, dass sie ihr Kind eben lieben würde und nicht möchte, dass ihm etwas zustößt.

Kennt ihr solche extremen Fälle auch? Wie kann ich meiner Bekannten helfen? Das Kind leidet garantiert auch darunter, wenn es so extrem behütet wird, denn er kann sich ja gar nicht frei bewegen. Sollte ich ihr vielleicht einmal vorschlagen, eine Beratungsstelle aufzusuchen, oder denkt ihr, dass das schon zu heftig wäre?! Also mir tut das Kind echt Leid und ich bin der Meinung, dass sich da echt so schnell wie möglich irgendetwas ändern muss!

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Dass eine Mutter besonders viel Angst um ihren Schützling hat, ist nachvollziehbar. Auch, dass es bereits in der Schwangerschaft anfing und eben Angst hatte, dass mit dem Kind etwas sei, kann ich schon nachvollziehen. Man macht sich sicherlich extrem verrückt, und im Grunde ist es in meinen Augen auch besser, lieber einmal zu viel zum Arzt zu gehen, als einmal zu wenig. Nur gibt es da Grenzen, und die sollten gern auch einmal von außen gesetzt werden. Ich kann mir aber vorstellen, und das gilt auch für andere Verhaltensweisen Deiner Bekannten, dass sie diese Situation selbst anders einschätzt und irgendwelche Tipps oder Hinweise nicht ernst nehmen kann.

Auch, dass Deine Bekannte Angst vor dem plötzlichen Kindestod hat,ist absolut nachvollziehbar. Aber die Erkenntnisse werden doch immer mehr und ich denke, dass man eben die Vorsichtsmaßnahmen treffen kann, welche empfohlen werden und eben auch auf ein Babyphon zurückgreift. Das sollte ausreichen und eben auch die Tür ein Stück offen zu lassen. Ich persönlich halte es schon für übertrieben, wenn man alle zwei Minuten sich zum Kinderbettchen begibt. Dann kann man das Kind auch gleich neben sich legen oder man legt sich selbst dazu.

Eine Übernachtung bei der Großmutter muss ja auch im Alter von zwei Jahren noch nicht sein. Dies sehe ich höchstpersönlich auch nicht als ein Störfaktor an. Das käme eher etwas später, mit drei oder vier Jahren, also zu einem anderen Alter. Ich sehe aber die Problematik, dass Deine Bekannte das Kind einfach nicht loslassen kann und für später sehe ich es schon so, dass das Kind wohl mehr am Rockzipfel der Mutter hängen wird, als dass es eben selbständig wird.

Mir stellt sich die Frage, ob Deine Bekannte überhaupt weiß, welche Ausmaße es haben kann, wenn sie das Kind so beschützt und behütet. Und da solltest Du ansetzen. Gerade bei aller Liebe zu dem Kind sollte man als Eltern den Weitblick haben und wissen, dass eine derartige Behütung eher schadet, als nutzt. Dabei ist wohl eher sensibel und vorsichtig vorzugehen, weil man sonst in die Gefahr läuft, dass die Mutter da dicht macht. Sie müsste letztendlich selbst einsehen, dass bei der Betreuung des Kindes es einfach zu viel Vorsorge ist, die sie betreibt. Und da der Kleine gerade zwei Jahre alt ist und rein theoretisch mit drei Jahren in den Kindergarten kommen soll, wie stellt sie sich das vor? Selbst, wenn sie ihn nicht in den Kindergarten gibt, so wie sie es ja scheinbar umsetzen will - wie soll der Junge soziale Kompetenzen lernen? Wie soll es in der Schule angehen? Diese Fragen kannst Du ihr mal stellen und sie damit konfrontieren. Aber das Einsehen muss von ihrer Seite kommen. Vielleicht regen diese Fragen sie zum Überlegen an, aber mehr wüsste ich nicht, was Du als Außenstehende tun könntest.

Ich kann mir selbst auch nicht vorstellen, dass dieses Übermaß an Vorsorge generell einem Kind gut tut. Du hattest ja auch geschrieben, dass sie derzeit alleinerziehend ist. Wie ich es verstanden habe, hat sich der Vater aufgrund der überfürsorglichen Verhaltensweise von der Mutter getrennt. Das wäre im Grunde schon ein Punkt, an dem man selbst zum Nachdenken kommen sollte. Ob der Vorschlag, zu einer Erziehungsberatungsstelle zu gehen, da richtig wäre - ich glaube es ehrlich gesagt nicht. Denn dazu müsste eben erst einmal eingesehen werden, dass etwas verkehrt läuft. Und dieses Einsehen kann ihr keine andere Person aufdrängen oder aufschwätzen.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Wie ist denn die Vorgeschichte der Frau? Hatte sie vielleicht vor dieser Schwangerschaft schon Fehlgeburten oder ist ihr vielleicht schon ein Kind gestorben? Denn das würde ein solches Verhalten erklären. Ansonsten finde ich das schon bedenklich und ist schon mehr als nur Gluckengetue. Wobei sie sich eben durch die Trennung vom Mann noch mehr an ihr Kind klammert.

Das er nichtmal bei der Oma schlafen darf, ist auch nicht gerade zuträglich für die Entwicklung eines Kindes. Denn je länger man mit auswärtigen Übernachtungen wartet, desto schwieriger wird das werden. Und irgendwann kommt der Junge in die Schule und dort gibt es auch mehrtägige Fahrten. Will sie dann als Mutter den Sohn lächerlich machen, wenn sie da unbedingt mit will, um ihn auch ja ständig kontrollieren zu können?

Ich denke, da muss mal jemand wirklich etwas sagen. Ob das nun der Vater des Jungen, die Oma oder du als Freundin bist, ist dabei egal. Aber der Junge muss eben auch lernen ohne die Mutter einen Schritt zu machen und eventuell dabei auch zu fallen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Mich würde auch mal interessieren, wie hier die Vorgeschichte ist. Also wenn ihr vorher ein Kind verstorben ist durch plötzlichen Kindstod oder sie vielleicht sogar mehrere Fehlgeburten hatten, könnte ich das Verhalten durchaus nachvollziehen. Ansonsten scheint sie extreme Verlustängste zu haben, was ich alles andere als normal finde.

Wenn sie ihr Kind wirklich liebt, wird sie begreifen müssen, dass es für das Kind das Beste ist, wenn sie lernt es loszulassen, damit es selbstständig und unabhängig agieren kann. Je länger sie damit wartet, desto schlimmer wird ist und sie kann dem Kind damit das ganze Leben versauen. Im Extremfall hat das Kind dann später selbst Angst irgendwo zu übernachten, weil die Angst der Mutter sich auf das Kind überträgt.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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