Ab wann ist eine Fremdbetreuung Abschieben?
In gewissen Situationen müssen Eltern auf eine Fremdbetreuung zurückgreifen. Im Grunde kann man ja auch schon den Besuch eines Kindergartens als Abschieben bezeichnen, aber im Kindergarten werden durchaus soziale Komponenten entwickelt, die für das spätere Leben unabdingbar sind. Auch im jüngeren Älter als drei Jahre halte ich es nicht für schlimm, wenn ein Kind von jemand anderes betreut wird. Es gibt immerhin Mütter, die arbeiten müssen und nicht den Luxus haben, zu Hause bleiben zu können.
Manchmal ist es auch entspannend, wenn man eben mal einen Abend oder Morgen für sich hat und das Kind von jemand anderes betreuen lässt. Logisch, dass man vorher sich die Person genauer anschaut und auch zu Beginn immer mal dabei ist. Nur so kann das Kind ja dann auch ein Verhältnis zu einer anderen Betreuungsperson aufbauen und davon können durchaus Kind, sowohl Eltern profitieren.
Was meint Ihr? Ab wo beginnt für Euch eine Fremdbetreuung als Abschiebung zu gelten? Wo findet Ihr eine Fremdbetreuung legitim? Sind alle Mütter, die ihr Kind in fremde Hände geben oder eben geben müssen, Rabenmütter?
Eine Abschiebung beginnt für mich darin, dass das Kind wirklich Tag und Nacht in eine Betreuung gegeben wird und wirklich keinen Kontakt mehr zu den Eltern hat. Wenn man jedoch ein Kind für wenige Stunden in eine Betreuung oder zu einem Nachbarn mit gleichaltrigen Kindern gibt, dann ist es keine Abschiebung. Abschiebung bedeutet für mich, dass ein Kind keinerlei soziale Bindungen mehr zu seinen Eltern entwickelt und bei Kontakt mit den Eltern zu fremdeln beginnt.
Wenn man ein Kind für einige Stunden in eine Kita oder zu einer Betreuungsperson gibt und sich jedoch abends nach der Arbeit oder nach dem Einkauf intensiv mit dem Kind beschäftigt, dann empfinde ich absolut keine Nachteile darin, dass man ein Kind in fremde Hände gibt. Natürlich schaut man sich die Personen an, die das Kind betreuen werden.
Ich wurde seit meinem ersten Jahr regelmäßig zur Großmutter gegeben oder zur Nachbarin gebracht. Es hat mir nicht geschadet. Die Nachbarin hatte gleichaltrige und jüngere Kinder mit welchen ich auch heute noch befreundet bin. Trotzdem habe ich eine intensive Bindung zu meiner Mutter und ich würde sie jederzeit unterstützen und ihr behilflich sein. Da meine Mutter berufstätig ist, ging es damals auch nicht anders.
Mütter, die ihre Kinder in Betreuung geben, sind keine Rabenmütter. In meinen Augen fördern sie die sozialen Kompetenzen und auch werden neue Kontakte geknüpft. Und das halte ich im Kindesalter auch für wichtig. Außerdem kann das Kind selbstständiger auf Fremde zugehen und fremdelt auch nicht so schnell. Das bedeutet nun nicht, dass man dem Kind kein gesundes Mißtrauen anerziehen sollte, aber es wächst einfach nicht so überbehütet auf, als wenn es ständig an der Brust der Mutter liegt.
Ich selbst bin Alter von 11 Monaten damals in die Kindergrippe gekommen. Es war halt normal, das meine Mutter nicht ewig zu Hause bleiben konnte. Auch wenn zu DDR-Zeiten die Miete und allgemeinen Lebenshaltungskosten recht günstig waren, war es eben kein Dauerzustand mit einem Einkommen von 600 Mark im Monat von meinem Vater eine dreiköpfige Familie zu ernähren.
Da meine Mutter bei der Post anfangen konnte, war eben auch Samstagsvormittag arbeiten angesagt. Allerdings arbeitete mein Vater auch im Schichtbetrieb und somit wurde ich da eben auch alle zwei Wochen von einem älteren Ehepaar in dieser Zeit betreut. Aus heutiger Sicht habe ich keinen Schaden dabei genommen.
Als meine Kinder geboren wurden, standen mit 2 1/2 Jahre zu, welche auch finanziell abgesichert waren. Diese Zeit bin ich auch zu Hause geblieben und danach kamen meine Mädels in den Kindergarten. Wenn auch die ersten zwei Jahre nur bis nach dem Mittagessen. Danach stand es bei mir zur Debatte als freiberuflicher Mitarbeiter eine Vollzeitstelle anzutreten. Also wurden sie zu sogenannten Schlafkindern, welche erst am Nachmittag abgeholt wurden. Sie waren also an den Tagen, wo ich unterrichtet habe, von etwa 7 bis 16 Uhr im Kindergarten.
Heute sind sie von 7 bis 15.30 Uhr in der Schule und im Hort. Danach kommen sie nach Hause und haben oftmals für danach schon wieder Verabredungen mit Freunden, welche dann noch telefonisch zwischen den Eltern abgeklärt werden. Sie steigern dadurch ständig ihre Selbständigkeit, dürfen bis zu einem gewissen Punkt auch über ihre Freizeit selbst entscheiden und lernen dabei auch, das manche Entscheidungen auch mal nicht ganz schöne Konsequenzen mit sich bringen können.
Als ein Abschieben sehe ich dies alles nicht. Erst wenn ich meine Kinder außerhalb dieser Zeit immer versuchen würde irgendwie bei anderen Menschen unterzubringen, um eben meinen eigenen Interessen nachzugehen, dann würde ich es als Abschieben ansehen. Nur nehme ich entweder bei privaten Vergnügen meine Kinder mit, sofern die Veranstaltung halt auch was für Kinder ist oder ich gehe nur dann aus, wenn die Kinder sowieso nicht zu Hause sind. Was dann Wochenenden beim Vater sind, wenn Oma mal zu Besuch kommt oder sie bei Freunden übernachten wollen.
Ich habe zwar noch keine eigenen Kinder, aber kann ja trotzdem Mal meine Meinung dazu abgeben. Ich bin jedenfalls nicht der Meinung dass jede Mutter sofort eine Rabenmutter ist, die ihre Kinder mal weggibt, denn es gibt genug Gründe die dafür sprechen, seine Kinder mal woanders unterzubringen. Dazu zählen ja vor allem die Situationen, in denen du deine Kinder einfach nicht mitnehmen kannst; sei es nun die Arbeit, ein wichtiger Termin wie ein Vorstellungsgespräch oder ähnliches. Meine Schwester hat zum Beispiel oft Abends Termine vom Elternrat, da kann sie ihre Kinder nicht mitnehmen und wenn ihr Mann arbeiten muss, muss sie eben auf jemand anderen zurück greifen.
Meine Geschwister und ich waren früher auch oft bei unserer Oma, oder bei einer Freundin meiner Mutter, die eben immer mal wieder 2-3 Stunden auf uns aufgepasst hat, wenn meine Mutter arbeiten war, in Ruhe einkaufen wollte, den Haushalt gemacht hat oder einfach nur mal mit einer Freundin einen Kaffee trinken wollte. Dennoch hat sie sich ständig um uns gekümmert und einen Knacks habe ich auch nicht bekommen, dadurch dass ich nicht rund um die Uhr bei ihr war.
Auch finde ich es vollkommen in Ordnung die Kinder mal bei Freunden oder so unterzubringen wenn man mal einen ruhigen Abend haben möchte oder eben mal ein bisschen Zeit für sich. Kritisch wird es, wenn die Kinder nur noch woanders untergebracht werden um ständig Zeit für sich zu haben. Also wenn die Eltern die Kinder wegen jeder Kleinigkeit woanders hinbringen, nur damit sie sich selbst nicht darum kümmern müssen. Wenn die Eltern also überwiegend keinen Bock auf ihre eigenen Kinder haben und diese somit ständig woanders unterbringen, fängt für mich doch langsam das Abschieben an. Trotzdem denke ich, dass es wichtig ist für das Kind auch mal in ein anderes Umfeld zu kommen, soziale Kontakte knüpfen kann und lernt, dass Mama eben nicht rund um die Uhr da ist.
Es ist praktisch nicht möglich, sich Rahmendaten zu definieren, ab wann es ein "Abschieben" ist. Vielmehr geht es immer um die Motivation des Handelns. Es gibt ja tatsächlich Sachzwänge, so eben immer dann, wenn die betreuende Person arbeiten muss. Das gilt dann nicht nur für die Mutter! Schließlich ist in aller Regel auch der Vater für das Kind in der Verantwortung.
Ein Abschieben liegt in meinen Augen definitiv dann vor, wenn man das Kind aus den Händen gibt, weil man Angst davor hat, sein Leben sonst zu verpassen. Wenn es tatsächlich darum geht, dass man "auch mal Zeit für sich" haben will. Dann nämlich funktioniert schon das Familienleben nicht. Kinder sind natürlich nicht immer einfach und verlangen sehr viel von einem ab. Sich aber davon freikaufen zu wollen, ist immer ein besorgniserregender Vorgang!
Man muss einfach mal daran denken, dass viele ihre Kinder Fremden anvertrauen, denen sie aber z.B. das Auto nicht leihen würden. Wenn man sich also denkt, dass man "neue Kräfte" tanken würde, wenn man "mal einen Abend" für sich ist, dann ist das ein Selbstbetrug und diese "neue Kraft" speist sich nur aus der Aussicht, das Kind wieder mal weggeben zu können. Dann aber stimmt der gesamte Plan nicht und diese Mütter und Väter sollten ihr Leben neu ausrichten bzw. sich darüber klar werden, was sie eigentlich wollen.
Ich finde Fremdbetreuung als Abschiebung wenn es zu früh oder zu lange passiert. Eine Bekannte hat ihr Kind mit 10 Monaten in eine Krabbelstube gegeben wo das Kind den ganzen Tag betreut war. Das ist für mich reine Abschiebung, denn die Mutter hat weniger verdient als was der Kindergarten gekostet hat. Nur damit sie nicht auf das Kind schauen musste.
Sicher gibt es Mütter die wieder Arbeiten gehen müssen, aber es gibt einfach sehr viele die die Karriere vor die Kinder stellen und das verstehe ich nicht. Dann brauche ich mir keine Kinder an zu schaffen. Sicher ist nicht jede Kinderbetreuung Abschiebung, aber wenn es unter zwei Jahren ist und dann auch noch so lange dann ist es wirklich nichts anderes.
Ich meine es gibt immer wieder Situationen wo man einfach auf Fremdbetreuung angewiesen ist, da geht es mir nicht anders. Aber wenn es sich einrichten lässt dann bin ich bei meiner Tochter. Es spricht auch nichts dagegen wenn ein zum Beispiel ein zweijähriges Kind am Vormittag ein paar Stunden in einer Krabbelstube ist, aber doch nicht den ganzen Tag. Und die wenigsten Mütter gehen dann den ganzen Tag arbeiten wenn die Kinder so klein sind, aber leider bleiben die Kinder immer länger in der Fremdbetreuung. Wenn es nicht anders geht dann kann man eh nichts machen und dann ist es auch keine Abschiebung, aber leider möchten immer mehr junge Mütter ihre Freizeit haben, und die hat man mit einem kleinen Kind einfach nicht mehr.
@torka: Und was machen die Mütter, welche allein sind mit ihren Kindern? Die bekommen nur für zwölf Monate das Elterngeld und danach, wenn das Kind nicht in den Kindergarten geht, auch keine Leistungen von der Agentur für Arbeit, da sie ja dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen. Damit geht es schon mal nicht auf, das ein Kind nicht unter zwei Jahren in eine Fremdbetreuung gehen sollte.
Und auch diese Mütter arbeiten oftmals in Vollzeit, so dass eben das Kind von morgens bis zum späten Nachmittag fremd untergebracht ist. Und da kommen wir wieder zur Verurteilung dieser Mütter. Da geht es nämlich nicht unbedingt um die eigene Karriere, sondern darum, das Kind finanziell ordentlich versorgen zu können.
Ich finde, dass es dabei in erster Linie auf die innere Einstellung und die Umstände ankommt. Sicherlich gibt es Fälle, wo man mehr oder weniger dazu gezwungen ist, arbeiten zu gehen und die Kinder relativ früh fremdbetreuen zu lassen, weil man auf das Einkommen einfach angewiesen ist. Das lässt sich nicht leugnen. Aber es gibt auch genug Eltern, die dann nach der Arbeit gezielt Zeit mit ihren Kindern verbringen und ihnen dann versuchen nahe zu sein und eine Bindung aufzubauen, auch wenn sie eben arbeiten müssen und wenig Zeit haben.
Andererseits gibt es auch Eltern, wo man eben merkt, dass die Kinder eher als Belastung empfunden werden und wo die Kinder dann mehr oder weniger vor dem Fernseher oder der Spielekonsole geparkt werden oder aber grundsätzlich fremdbetreut werden. Da merkt man dann auch, dass die Eltern nicht wirklich Lust haben, sich mit den Kindern auseinanderzusetzen und die Kinder werden dann eher sich selbst überlassen. Solche Beispiele habe ich leider auch schon beobachten müssen.
Also für mich ist die Fremdbetreuung zu dem Zeitpunkt Abschieben, wenn die Eltern gar nicht arbeiten müssen oder sich ihren Hobbys hingeben und die Kinder trotzdem den ganzen Tag in die KITA abschieben. Bei der Pflege der eigenen Eltern hört für mich die Abschiebung dort auf, wo es einfach für die Angehörigen vom Zeitaufwand und von der Art des Aufwandes her unzumutbar ist, die Angehörigen selber zu pflegen.
Wir haben auch einen Fall von Kindern in der KITA, die sind eigentlich das ganze Jahr vom Morgen bis am Abend in der Betreuung. Wir sind dann aber erst durch einen Zufall drauf gekommen, dass die Mutter nur drei Tage die Woche auch am Nachmittag arbeitet und trotzdem immer die letzte ist, die die Kinder abholt. Obwohl man ihr gesagt hat, dass es gut für sie wäre, wenn sie sich mehr um die Kinder kümmert, weil der jüngere von beiden sehr verhaltensoriginell ist, stößt das bei der Mutter auf taube Ohren.
Man muss aber sagen, dass das Abschieben der Kinder oft auch etwas mit Überforderung der Eltern zu tun hat. Und dann ist es vielleicht auch besser, wenn die Kinder fremdbetreut und auch gut betreut werden wie wenn sie von der Mutter zu Hause auch nicht die nötige Pflege und Aufmerksamkeit bekommen würden. Vielleicht denken sich diese Eltern dasselbe.
Aber für mich ist es ganz klar ein Abschieben, wenn meine Pflichten, die ich habe erledigt sind und ich dann Freizeit habe und meine Kinder dann trotzdem in der Betreuung lasse. Ich habe meine Kinder immer rechtzeitig von der KITA geholt. Nur, wenn ich wirklich länger arbeiten musste, habe ich sie länger dort gelassen.
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