Zwillinge getrennt in Kindergartengruppe/Schulklasse?

Ich kenne als Mutter von Zwillingsmädchen beide Varianten. Und ich würde nie von Beginn an eine strikte Trennung befürworten. Allerdings hätte ich sie in der Grundschule dann beantragt, weil der Konkurrenzkampf zwischen meinen Töchtern zu groß wurde. Und wenn ein Kind grundsätzlich schlechtere Leistungen zeigt, dann wird es schwer es immer wieder aufzubauen und ihm seine Vorzüge zu sagen. Ich war damals wirklich froh, als die Diagnose der Lese-Rechtschreibschwäche stand und eine meiner Töchter dann eben die entsprechende Förderklasse gewechselt ist.

Aber ich sehe es mittlerweile auch bei Geburtstagen, dass sie wirklich beide ihre eigene Feier brauchen. Denn sie wollen jede für sich einmal im Mittelpunkt stehen. Diese Eindrücke bestätigen mir aber auch Erwachsene, die mit einem Zwilling aufgewachsen sind. Auch für sie war es schon im Kindesalter ein großer Wunsch, dass man eben den Geburtstag allein feiert und nicht immer mit Bruder oder Schwester die Aufmerksamkeit teilen muss.

Punktedieb hat geschrieben:Diese Eindrücke bestätigen mir aber auch Erwachsene, die mit einem Zwilling aufgewachsen sind. Auch für sie war es schon im Kindesalter ein großer Wunsch, dass man eben den Geburtstag allein feiert und nicht immer mit Bruder oder Schwester die Aufmerksamkeit teilen muss.

Für die Mutter ist es auf jeden Fall einfacher, wenn beide Kinder zusammen sind und je nach Familienkonstellation ist es auch gerechtfertigt, danach zu argumentieren. Wenn die Mutter beispielsweise wieder arbeiten gehen möchte, wird es vermutlich sowieso knapp, alle Veranstaltungen wahr zu nehmen. Da ist es völlig legitim, es sich einfacher zu machen und auch zu Wohl der Kinder, denn es ist für Kinder immer schade, wenn die Eltern nicht kommen können.

Entwicklungsbedingt muss man meiner Meinung nach zwischen Kindergarten und Schule unterscheiden. Im Kindergarten finde ich es völlig in Ordnung, die Kinder zusammen in eine Gruppe zu geben. Es ist die erste Trennung von der Mutter, es ist alles neu und fremd und da kann ein Geschwisterkind halt geben. Außerdem herrscht im Kindergarten noch kein Konkurrenzkampf und Freundschaften sind noch nicht so eng, dass man befürchten muss, dass ein Zwilling zum Außenseiter wird. Gerade wenn die Zwillinge nicht das gleiche Temperament haben, werden sie sich eher unterschiedlichen Kindern zuwenden und wenn nicht, ist das im Kindergarten auch noch nicht tragisch.

In der Schule finde ich es richtig, Zwillinge zu trennen, besonders wenn ein Kind von der Entwicklung her weiter ist. Sonst kommt es zwangsläufig zu einem Konkurrenzkampf und das ,,schwächere'' Kind fühlt sich weniger wert, weil es im direkten Vergleich, bei Klassenarbeiten usw. schlechter abschneidet. Auch im Bezug auf Freunde finde ich es wichtig, dass jedes Kind seinen eigenen Freundeskreis bildet. Denn ab Grundschulalter werden die Beziehungen enger und ein Kind könnte schnell in eine Mitläuferposition gedrängt werden. Ab da muss man doppelte Elternabende, Klassenfahrten usw. eben in Kauf nehmen. Hätte man zwei Kinder mit kurzem Abstand wäre es auch so.

Also ich denke, dass beides seine Vorteile und Nachteile hat. Schön finde ich wirklich, dass es hier auch Talkterianer gibt, die aus eigener Erfahrung sprechen, weil sie selber davon betroffen waren. Entweder, weil sie selber ein Zwilling waren oder weil sie Zwillinge haben. Und wenn jetzt wirklich einer der beiden eine Schwäche in der Schule zeigt, dann stelle ich mir die Situation auch sehr schwierig vor.

Sowohl als Mutter, wenn sie dann, wie es beschrieben wurde, das eine Kind immer wieder aufbauen muss, als auch als betroffenes Kind, welches sich dann sicher ständig minderwertig im Beisein der Schwester fühlt. Also ich würde es wirklich von der Situation abhängig machen. Sämtliche Zwillingspärchen, die ich kannte, sind immer zusammen in eine Klasse gegangen und wurden nie getrennt. Allerdings ist das Ganze bei mir ja schon einige Monde her.

Vielleicht gibt es jetzt nach 14 Jahren wieder neue pädagogische Ansätze. Aber man muss immer beachten, dass eben nicht alle Menschen gleich ticken. Wie Täubchen das Beispiel mit dem Geburtstag näher durchleuchtet hat, es möchten eben nicht alle Menschen immer im Mittelpunkt stehen.

Wenn es aber der Charakter beider Zwillinge ist, dass sie sich selber sehr wichtig nehmen und im Mittelpunkt stehen, dann wäre es vielleicht wirklich überlegenswert, ob man die Kinder nicht auch in der Schule trennt oder eben eine separate Geburtstagsfeier für sie veranstaltet.