Unabhängige Arzneimittelüberwachung fehlt

vom 27.11.2010, 10:49 Uhr

Die Europäische-Arzneimittel-Agentur (EMA) finanziert sich über die Pharmafirmen. Selbst Experten werden zum größten Teil von den Arzneimittelherstellern für eine Beratertätigkeit bezahlt. Gäbe es eine unabhängige Arzneimittelüberwachung müssten nicht Arzneimittel fünf Jahre nach Zulassung wieder vom Markt genommen werden, wie zum Beispiel "VIOXX" , ein Schmerzmittel. So gingen in den USA mehr als 27.000 Herzinfarkte und Herztode auf sein Konto. Im November d. J. wurde Avandia, ein Blutzuckersenkungsmittel wieder zurückgenommen, weil es ebenfalls das Risiko von Herzinfarkten erhöhen soll. Es ist noch nicht lange her, dass Lipobay nicht mehr vertrieben werden durfte.

Diese Gefahren für das Leben der Patienten könnten schon viel früher erkannt werden, schon vor der Zulassung, so dass das Mittel nicht erst auf den Markt gebracht werden darf. Wissenschaftliche Studien bilden die Grundlage für die Zulassung. Auch wenn das Mittel von vielen Versuchspersonen ausprobiert wurde, können sich gravierende Nebenwirkungen oft erst Jahre nach Verwendung herausstellen. Bei den Versuchspersonen handelt es sich um ausgesuchte Testpersonen. Wie die spätere Wirkung bei Kindern, Schwangeren, Älteren oder Personen mit diversen Erkrankungen ist, wurde nicht getestet. Damit die neue Arznei schnell für die Patienten verwendet werden kann, nimmt die Behörde das in Kauf.

Schlecht abgeschnittene Studien werden oft von den Herstellern zurückgehalten. Wenn die Behörden den Verdacht haben, dass das neue Medikament gefährlich werden könnte, haken sie sofort nach. Es kommt dann lediglich zu einer Änderung im Beipackzettel. Manchmal werden auch neue Studienergebnisse gefordert. Da den deutschen Zulassungsbehörden Personal fehlt, können sie oft nicht schnell genug reagieren bei unerwünschten Arzneimittel-Nebenwirkungen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Dieser Beitrag ist nun schon einige Jahre alt, aber man hat leider öfter das Gefühl, dass es noch immer so ist, weil viele Nebenwirkungen erst später zum Vorschein kommen, nachdem das Medikament schon auf dem Markt ist. Immerhin ist es bei neuen Medikamenten nun so, dass die Patienten schon im Beipackzettel darauf hingewiesen werden, dass sie sich bei Nebenwirkungen, die nicht aufgeführt sind, an zuständige Stellen wenden.

Diese zusätzliche Überwachung finde ich gut, auch wenn das natürlich auch für andere Medikamente gilt, dass man sich melden sollte, wenn man Nebenwirkungen bei sich bemerkt. Aber es ist eben noch immer vieles von den Firmen finanziert, was die Unabhängigkeit der Überwachung eben nicht so wirklich zeigt. Es sind schon Schritte in die richtige Richtung da, aber ich würde mir da auch noch mehr wünschen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^