Die Eltern durch bestimmte Handlungen zutiefst schockieren?
Auch wenn die Kinder bereits erwachsen sind, heißt das nicht, dass die Eltern alles gutheißen müssen, was sie machen. Von daher kommt es nicht selten dazu, dass die Eltern über die Entscheidungen ihrer (erwachsenen) Kinder schockiert sind. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn diese sich tätowieren oder piercen lassen. Auch eine berufliche Neuorientierung oder eine Auswanderung können die Eltern zutiefst schockieren, wenn sie nicht damit gerechnet hätten.
Ich denke nicht, dass ich meine Eltern jemals schon so richtig schockiert hatte. Natürlich waren sie nicht immer mit allem einverstanden, was ich bisher so gemacht habe, aber so richtig schockiert habe ich sie sonst eigentlich noch nie. Gab es in eurem Leben irgendwelche Handlungen oder Entscheidungen, mit denen ihr eure Eltern zutiefst schockiert habt? Sind sie deshalb vielleicht sogar noch immer sauer auf euch oder haben sie den Schock schnell wieder überwinden können?
Ich habe mit 15 Jahren damit angefangen, meine Mutter vollkommen aus dem Gleichgewicht zu bringen und damit bis zu ihrem Tod nicht aufgehört. Dabei war ich nicht sonderlich rebellisch veranlagt und treffen oder schockieren wollte ich sie auch nicht. Ich wollte nur mein Leben leben und da hatten wir sehr verschiedene Vorstellungen.
Die erste große Ernüchterung war mein erster Freund mit 15 Jahren. Ein 8 Jahre älterer Mann, der voll im Berufsleben steht, war für sie ein echtes Problem. Und kaum konnte sie aufatmen, weil ich mich von ihm getrennt habe, kamen die nächsten Katastrophen, also aus ihrer Sicht.
Ich bin mit 17 Jahren ausgezogen, habe pünktlich zur Volljährigkeit die Schule geschmissen und eine für sie unsägliche Ausbildung gemacht und mein Abitur als Nichtschüler nebenbei. Dann habe ich den falschen Studiengang gewählt. Und als ich den Job nicht machen konnte, habe ich auch noch den reichen Traumschwiegersohn verlassen und wieder nur Schrott studiert.
Dann lief trotz der ganzen Fehlentscheidungen die Karriere, da heirate ich doch tatsächlich irgend so einen Mann. Danach bekomme ich mehr als ein Kind und obwohl das mit der Karriere trotzdem klappt, gehe ich mit dem Gatten ins Ausland und werde Freiberuflerin in einem Exotenjob, der nichts hermacht.
Von außen klingt das gar nicht so schlimm? Stimmt! Nur Frau Mama hatte meine Entwicklung genau durchgeplant. Ich studiere Jura oder Medizin und mache Karriere. Ich heirate einen Professor oder mindestens Privatdozenten, Klinikchefs und Gerichtspräsidenten stehen auch zur Disposition. Ein Kind ist, wenn es sein muss, angemessen.
Ich habe sie die letzten Jahre gepflegt. Da ich mein Leben so weggeschmissen habe, war das wohl das mindeste. Die ganze Zeit hat sie mich angeschaut wie ein ekeliges Insekt und ständig gefragt, ob es wirklich das ist, was ich möchte. Übrigens hat genau diese Frau für ihr Leben und ihre Liebe alle Konventionen über Bord geworfen und nur ihr Ding gemacht. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.
Meine Eltern sind trotz drei Töchtern relativ unschockiert durchs Leben gegangen. Ich finde die Vorstellung, dass Eltern über eine Banalität wie Tätowierungen oder Piercings ihrer erwachsenen Kinder "zutiefst schockiert" sind, geradezu niedlich. Meine Schwester hat mehrere deutlich sichtbare Piercings und ein prächtiges Tattoo, das meistens zumindest teilweise sichtbar ist. Mein Vater dagegen ist über 70, introvertiert, kleidet sich konservativ und lebt auf dem Dorfe. Er hat darüber nicht mal mit der Wimper gezuckt!
Auch was die Partner- und Berufswahl angeht, sind wir zwar alle recht konservative Wege gegangen, aber ich bin mir sicher, dass meinen Eltern eine lesbische Beziehung genauso recht gewesen wäre wie die Typen, die wir immer wieder mal angeschleppt bzw. sogar geheiratet haben. Ich glaube sogar, dass ich schon eine Haftstrafe hätte antreten müssen, um meinen Eltern eine Schockreaktion abzuringen.
Natürlich waren sie oft genug genervt, weil vor allem Teenager nicht unbedingt immer rationale Entscheidungen treffen, aber das ganz große "Wenn du das machst, bist du nicht mehr unser Kind"-Drama ist glücklicherweise ausgeblieben. Rückblickend betrachtet empfinde ich es als ganz großes Privileg, dass meine Eltern so tolerant sind bzw. waren und ab einem gewissen Alter einfach darauf vertraut haben, dass wir den Karren schon nicht an die Wand fahren.
Mir geht es da ähnlich wie cooper. Ich habe auch nichts ausgelassen meine Eltern zu schocken. Auch diese hatten mein Leben durchgeplant. Abitur, hinterher ein Studium der Medizin, anschließend einen Professor heiraten und Kinder in die Welt setzen um dann Hausfrau und Mutter zu sein.
Bereits in der Schule der erste Schock, ich habe mich mit allem gesträubt auf das Gymnasium zu gehen und habe entsprechend schlechte Noten geschrieben das es beim Zeugnis für den Übertritt nur für die Hauptschule gereicht hat. Glücklich war ich dort nicht und auch unterfordert, also habe ich selbstständig mich bei der Realschule angemeldet und bin nach der sechsten Klasse dorthin gegangen. Abschluss gemacht alles wunderbar.
Hinterher habe ich keinen Ausbildungsplatz bekommen, da Frauen als Fachinformatiker dort noch eine Seltenheit waren und das Antidiskriminierungsgesetz noch nicht existierte. Also bekam ich eine Absage nach der anderen, weil ich eine Frau bin. Also den Plan B ergriffen und mich auf der Fachoberschule angemeldet. Diese habe ich nach einem halben Jahr hingeworfen, da Zuhause gar nichts mehr gelaufen ist und meine kleineren Geschwister nur vernachlässigt wurden und kurz davor waren auf die schiefe Bahn abzudriften. Also mit 17 selbst unterschrieben das ich die Schule verlasse, nachgefragt hatte dort niemand da mich immer alle für Älter gehalten haben.
Nachdem ich mich um meine Geschwister gekümmert hatte habe ich nebenbei angefangen zu Arbeiten um auch die finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen. Mit 18 dann ausgezogen und eine Ausbildung als Rettungsassistentin angefangen. Als meine Eltern davon Wind bekommen haben, waren sie alles andere als begeistert da sie fest der Meinung waren das ich nach wie vor auf die Fachoberschule gehe und dort zumindest mein Fachabitur mache. "Brotlose Kunst" wird heute mein Beruf immer noch betitelt, denn wirklich viel verdient man dabei nicht aber als ich alleine war hat es fürs Leben gereicht.
Später dann mehrfach die Arbeitgeber gewechselt nur Zeitverträge bekommen aber die meiste Zeit hatte ich Arbeit, da ich flexibel genug war jedes viertel oder halbe Jahr innerhalb von Deutschland umzuziehen. Nachdem mich der Job nicht mehr wirklich gefordert hat und ich eigentlich "mehr" erreichen wollte für mich selbst, habe ich mich für ein Studium nebenbei entschieden, die Aufnahmeprüfung locker bestanden ohne mich großartig vorzubereiten. Dieses habe ich binnen 3 Jahren absolviert neben einer 60 Stunden Woche. In meinem Job eröffnet mir dieses Studium rein gar nichts, aber ich hatte ohnehin nicht vor bis zur Rente in diesem zu bleiben das Ziel war eigentlich immer mit 30 spätestens einen besseren Job zu haben.
Nun habe ich meine Eltern damit schockiert, dass ich mit Kind als Alleinerziehende Mutter mich als Soldat auf Zeit für 12 Jahre nun verpflichtet habe. Sie finden das geht überhaupt nicht, dass eine Frau zum Bund geht und schon gar nicht mit Kind. Ich sehe das ganze entspannt, denn mein bisheriger Werdegang hat mir gezeigt wenn man etwas will dann erreicht man seine Ziele auch.
Achja und vor der Verpflichtung nun war der letzte Schocker, dass ich mit einem frischen Kaiserschnitt und einem kleinen Baby einen Umzug in Eigenregie gestemmt habe. Ich habe sämtliche Möbel und Kartons selbst getragen, die Wohnung komplett renoviert und hatte nebenbei noch das Kind welches alle zwei Stunden gefüttert und gewickelt werden wollte und habe nebenbei noch komplett abgepumpt. Davor haben sie auch immer gesagt, dass man das alles unmöglich binnen einer Woche schaffen kann. Ich habe es bewiesen das es sogar in nur sechs Tagen geht, denn ich weiß mich zu motivieren.
Ich lebe bestimmt auch nicht das Leben, das meine Eltern sich vielleicht gewünscht hätten. Ich habe fernab meinem Elternhaus studiert, habe mich beruflich fernab etabliert. Ich habe einen Beruf ausgewählt, der eher exotisch ist und von dem sie so gar keine Vorstellungen haben. Ich bin in einer Großstadt mehr oder weniger "sesshaft" geworden und lebe nun 400 km weit weg und denke gar nicht dran, zurück zu kehren, da mich das Dorfleben unglücklich machen würde.
Meine Eltern hätten es vermutlich lieber gehabt, wenn ich vor Ort eine Ausbildung gemacht hätte und in der Nähe oder sogar in ihrem Mehrgenerationenhaus wohnen geblieben wäre. Sie hätten es vermutlich auch gerne gehabt, wenn ich einen Mann aus der Region gefunden hätte, der ähnliche Werte und Ansichten teilt wie sie. Aber das hätte mich nicht ausgefühlt. Ich habe deutlich mehr Ansprüche an mein Leben. Aber so wirklich geschockt haben sie nie reagiert, daher kann ich nur mutmaßen.
Meine Eltern sind irgendwie grundsätzlich immer anderer Meinung als ich, aber da müssen sie selber mit leben. Schockiert habe ich sie sicherlich einige Male, indem ich dann eine Entscheidung alleine getroffen habe ohne die Meinung meiner Eltern für voll zu nehmen. Ich würde mich aber auch gar nicht so abhängig von deren Willen machen. Momentan würde ich auch sagen, dass mein Kind nichts machen kann, was mich wirklich schocken würde. Höchstens eine große Straftat, aber sonst würde es mir darauf ankommen, dass die beiden glücklich sind.
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