Welche Reaktion, wenn man nur zweite Wahl ist?

Sicherlich ist es dem ein oder anderen schon mal passiert, dass er offensichtlich für etwas nur die zweite Wahl war. Mir ist das auch schon passiert und ich wurde von einer Freundin gefragt, ob ich mit zu einem Konzert möchte. Allerdings nur, weil zuvor in meinem Beisein eine andere Freundin meinte, dass sie da arbeiten müsste und kein Frei bekommen würde.

Ich fand es schon irgendwie daneben, dass ich dann nur die zweite Wahl sein sollte. Es wäre etwas anderes gewesen, wenn die besagte Freundin direkt beide Freundinnen gefragt hätte, ob diese mitkommen wollen. Ich hatte dann alleine deswegen schon keine Lust auf das Konzert und habe eben gesagt, dass ich da keine Zeit habe. Im Nachhinein habe ich dann gedacht, dass ich einfach hätte sagen sollen, dass ich mir als zweite Wahl oder Notlösung vorkomme und alleine deswegen schon keine Lust habe mitzugehen. Aber ich denke, dass dann sowieso nur Ausflüchte gekommen wären und sich die Freundin heraus geredet hätte, so kenne ich sie jedenfalls.

Wie reagiert ihr, wenn ihr offensichtlich nur die zweite Wahl seit? Sagt ihr dann offen, dass ihr das daneben findet? Oder stört euch das gar nicht? Seht ihr das generell nicht so eng? Kommt es vielleicht darauf an, bei was ihr dann zweite Wahl seit? Macht ihr da Unterschiede?

Es kommt darauf an, in welcher Situation ich nur die zweite Wahl bin. Handelt es sich um ein Konzert, das ich ebenfalls gerne sehen möchte, dann gehe ich trotzdem mit, auch wenn ich nur die zweite Wahl bin. In anderen Dingen bin ich da empfindlicher und tue meistens auch meinen Unmut kund, egal ob die andere Person dann beleidigt ist.

Ich kenne solche Geschichten nur aus meinen Schulzeiten. Da war ich auch gerne die "zweite Wahl", da ich eher die Außenseiterin war und einerseits nicht cool genug für den täglichen Umgang, andererseits gutmütig/resigniert genug, um als Notlösung und Ersatz herhalten zu können, wenn die erste Garnitur der Freundinnen nicht zur Verfügung stand.

Aber seit ich erwachsen bin, haben diese Dramen eigentlich aufgehört. Ich glaube zwar gern, dass ich gelegentlich zu etwas eingeladen werde, weil die eigentliche Begleitung keine Zeit hat, aber solange dies nicht wie anno dazumal im Pausenhof direkt vor meinen Augen geschieht, habe ich kein Problem damit.

Meine Freunde und Bekannten sind auch nicht (mehr) so taktlos, dass sie offen zugeben: Eigentlich wollte ich mit der Susanne hingehen, aber die hat keine Zeit! Mit zunehmender geistiger Reife kann man mit Sozialkontakten auch eleganter umgehen und muss die Hierarchie zwischen der "allerbesten", der "besten" und der "zweitbesten" Freundin nicht mehr so ausleben wie in der Grundschule.

Mir erschließt sich nicht, warum man deswegen beleidigt sein sollte. Wenn man wirklich miteinander befreundet ist, dann weiß man, dass man nie den Stand einer zweiten Wahl hat. Es kann doch auch sein, dass man nur zwei Tickets hatte, weil das vor Ewigkeiten mal abgesprochen war. Ist doch klar, dass man nicht beide Freundinnen fragen kann, ob diese mitkommen wollen, besonders wenn man nur eine zweite Karte übrig hat und nicht noch zwei weitere oder?

Gerade in Bezug auf Konzerte kann es auch sein, dass die Freundin, die hinterher abgesagt hat, die Interpreten dort total toll gefunden hat und deswegen unbedingt hin wollte während die "zweite Wahl" die Sänger vielleicht nicht so toll gefunden hätte. Ich finde, dass man das alles bei der Analyse der Situation berücksichtigen sollte. Ich finde das ziemlich traurig, wenn man solche Minderwertigkeitskomplexe hat, dass man sich ständig zurück gesetzt, als zweite Wahl oder sonstwie missachtet fühlt. Das ist doch keine Lebensqualität, mal ehrlich. Man macht sich viel durch die eigene Einstellung kaputt.