Fühlen wir uns vor Krankheiten zu sicher?
Ich habe kürzlich erst ein Buch gelesen, welches sich mit unterschiedlichen Krankheiten befasst und mitunter dann auch auf die Viren und Bakterien eingegangen ist, die für Massensterben auf unserer Welt verantwortlich waren wie etwa die Pest und Pocken aber auch Krankheiten wie Kinderlähmung. Seit es Antibiotika auf dem Markt gibt fühlen wir uns inzwischen ja doch sehr sicher und haben keine große Angst mehr davor, dass wir an einem Virus oder einer Infektion sterben könnten. Natürlich weiß man inzwischen, dass unsere Antibiotika nicht mehr das sind, was sie mal waren, denn so wie wir Mittel gefunden haben gegen die Bakterien anzukommen, haben die Bakterien auch Mittel gefunden unsere Methoden zu umgehen und es gibt nun immer mehr resistente Bakterien, die besonders in Krankenhäusern regelmäßig für Todesfälle und Aufregung sorgen. Sogar unsere ''Power-Antibiotika'' die unter Verschluss gehalten werden und nur bei besonders schweren Fällen benutzt werden dürfen, kommen gegen einige Bakterien nicht mehr an.
Gegen Viren gibt es bisher noch kein gutes Heilmittel, das einzige was wir tun können ist eine Impfung. Und das funktioniert auch nicht bei jedem Virus, Ebola etwa macht eine Impfung bisher noch nicht möglich. Des weiteren bringen die meisten Impfungen heute inzwischen auch nicht mehr viel, denn hat man sich mal vor einer Influenza geimpft, kann einem die nächste Mutation dennoch etwas anhaben da sie wieder andere Eigenschaften hat und es muss wieder ein neuer Impfstoff entwickelt werden. Die Entwicklung und vor allen Dingen die Herstellung gestaltet sich aufwendig und langwierig, wenn eine gefährliche Grippewelle ausbrechen würde, dann würde es kaum gelingen alle Menschen rechtzeitig zu impfen. Das hat man auch bei anderen Grippewellen in der Vergangenheit bereits gesehen, wo der Impfstoff erst dann herauskam, als die Grippe schon fast vorbei war und da wollte sie dann keiner mehr haben.
Da sich Viren und Bakterien mit der Umfeld immer schneller ändern und sich uns anpassen, werden wir den Kampf gegen diese Mikroben niemals gewinnen können. Ich habe aber oft das Gefühl, dass viele Menschen sich in Sicherheit wiegen und denken, dass Pandemien und Epidemien der Vergangenheit angehören und es niemals mehr so etwas geben kann wie die Pest oder die Spanische Grippe. Tatsächlich würde sich eine solche Krankheit heute noch viel schneller und verheerender ausbreiten, da wir mobiler sind Antibiotika oder Pharmakonzerne können uns davor nicht schützen. Immer wieder tauchen Viren auf, die wir nicht bekämpfen können, weil der Mensch mit ihnen noch nicht in Kontakt gekommen ist, wie etwa Ebola oder HIV aus den tiefen der Urwaldes. So etwas kann wieder passieren und es ist auch nicht ausgeschlossen, dass sich Ebola bei uns ausbreitet.
In dem Zusammenhang fand ich es auch unverantwortlich, dass man Ebolakranke nach Deutschland zur Pflege gebracht hat, denn ein kleiner Fehler hätte gereicht um eine Ausbreitung zu ermöglichen und eine Epidemie auszulösen. Wie steht ihr zu diesem Thema, denkt ihr auch, dass wir heute nicht mehr den nötigen Respekt vor Viren und Bakterien haben, weil die Medizin Fortschritte gemacht hat und es uns gelungen ist bisher alle Gefahren mehr oder weniger abzuwehren? Krankheiten an denen Menschen früher gestorben sind hindern Menschen heute nicht einmal mehr daran, zur Arbeit zu gehen, weil man Antibiotika nehmen kann. Doch diese werden uns nicht immer retten können.
... denkt ihr auch, dass wir heute nicht mehr den nötigen Respekt vor Viren und Bakterien haben, weil die Medizin Fortschritte gemacht hat und es uns gelungen ist bisher alle Gefahren mehr oder weniger abzuwehren?
Natürlich denkt das die Mehrheit, dass wir auf einer Insel der Glückseligen leben. Man verdrängt das Problem und es sind ja immer die Anderen die davon betroffen sind. Dabei sterben ja alleine in Deutschland etliche Tausende Menschen im Jahr an einer "normalen Grippe".
Weltweit werden wohl etwa bis zu 500.000 Menschen von der Grippe dahingerafft. Und ständig kommen neue Viruskrankheiten hinzu und ich glaube kaum, das wir diesen Wettlauf gewinnen werden.
Ich denke schon, dass wir uns zu sicher fühlen, eben weil uns suggeriert wird, dass man nur zum Arzt oder zur Apotheke gehen muss und alle Probleme werden gelöst. Wenn dann aber Fälle von MRSA auftaucht oder man selbst das Opfer von Antibiotikaresistenzen wird, dann wird man sich seiner Sterblichkeit bewusst und einem wird klar, dass man doch nicht vor allen Bazillen sicher sein kann.
Gegenfrage: Was sollte es uns als Normalbürgern schon bringen, hinter jedem Busch multiresistente Keime, Viren oder Ebolakranke zu wittern und sich entsprechend zu ängstigen? Natürlich können auch heutzutage noch Epidemien aller Art ausbrechen und die Bevölkerung scharenweise dahinraffen, aufgrund der globalen Vernetzung wahrscheinlich auch sogar noch besser und schneller als damals Pest und Cholera. Die es übrigens auch heute noch in genügend Ländern gibt, die dennoch munter von allen möglichen Leuten bereist werden.
Ich denke, bevor ich an Ebola oder ähnlichem sterbe, rafft mich eher der Straßenverkehr dahin. Der fordert auch Todesopfer ohne Ende und die Leute gehen doch auf die Straße. Wie heißt es so schön: Leben ist immer lebensgefährlich. Und mir ist auch bewusst, dass ich zu den wenigen privilegierten Menschen auf der Welt gehöre, die sauberes Trinkwasser, medizinische Versorgung und alleine schon daher wahrscheinlich robustere Abwehrkräfte haben als 99 Prozent der Bevölkerung von Jemen oder dem Kongo.
Und wenn dort die Leute an der Cholera sterben, juckt das hierzulande auch keinen Menschen. Ich finde es von daher sowieso paranoid und hysterisch, wenn man sich nur dann Sorgen um Krankheiten macht, wenn diese es nach Deutschland in unsere heiligen Wohnzimmer schaffen. Und falls sie das tun, kann ich auch nicht helfen. Wozu also sich Sorgen machen?
Natürlich neigen wir Menschen eher dazu und sicher (oder überlegen?) zu fühlen. Die Geschichte gibt uns da ja auch Rückendeckung. Bis jetzt hat sich die Medizin stetig weiterentwickelt und für Krankheiten Medikamente gefunden an denen Menschen vor hundert Jahren noch zu hunderten gestorben sind. Das ist ein enormer Fortschritt und auf den darf man auch stolz sein. Aber das die Menschen glauben vor allem gefeit zu sein stimmt so natürlich nicht. Es gibt noch genügend Krankheiten die uns dahin raffen wie Krebs, Aids oder oftmals auch die normale Grippe. Ich denke also nicht das der Großteil der Menschheit denkt vor allen Krankheiten geschützt zu sein.
Den Menschen ist Ihre Zerbrechlichkeit und Anfälligkeit durchaus bewusst aber es nützt uns ja nichts jeden Tag in Angst vor einer Krankheit zu leben. Es gibt schon genügend die Angst vor Keimen haben und deshalb zwanghaft alles desinfizieren. Das ist, wie wir mittlerweile wissen, aber alles andere als gesund.
Und zu dem Abschnitt mit den Ebola Fällen die nach Deutschland transportiert wurden: eine Epidemie wäre natürlich das schlimmste Szenario gewesen das passieren hätte können. Aber erstens darf man nicht immer nur vom schlimmsten ausgehen, und zweitens würde doch wohl unsere Menschlichkeit auf der Strecke bleiben wenn wir solchen Menschen nicht helfen würden. Was wäre denn die Alternative gewesen? Die Menschen dort wo Sie waren sterben lassen?
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