Situation mit Pflegekind total unterschätzen?

vom 28.08.2018, 03:44 Uhr

Ich sah kürzlich eine Berichterstattung über Pflegefamilien, welchen Belastungen und Grenzen sie ausgesetzt sind. Es wurde dann auch eine Pflegemutter interviewt, die schon immer eine große Familie haben wollte, aber nur zwei eigene Kinder bekommen wollte. Sie erzählt dann auch, dass sie die Situation maßlos unterschätzt hätte und gedacht hatte, dass sie die Pflegekinder nur so lieben bräuchte wie die eigenen Kinder.

Sie hatte völlig ausgeblendet, dass teilweise auch psychische Vorbelastungen mitgebracht werden, mit denen die Pflegeeltern angemessen umgehen (lernen) müssen. Was meint ihr, wie oft das vorkommt, dass die Situation mit den Pflegekindern von den Pflegeeltern unterschätzt wird? Wird das eher die Ausnahme oder die Regel sein? Könnte euch eine Unterschätzung der Situation auch passieren?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich glaube schon, dass man sich das Ganze vielleicht etwas vorstellen kann, aber letztendlich weiß niemand wie es laufen wird. Das sind ja auch alles Kinder mit einer Vergangenheit, vielleicht auch sehr sehr schlimmen Erfahrungen und das kann man ja auch nur bedingt auffangen, einfach weil man ja auch kein Fachmann ist. Vielleicht wird man da auch wenig unterstützt, wenig beraten und dann ist man sicherlich schnell überfordert. Wobei man ja nicht an Probleme oder Nachteile denkt, wenn man so etwas für sich entscheidet.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich kenne ein Arztehepaar, die haben vor ganz vielen Jahren zwei Kinder bei als Pflegekinder (keine Geschwister) bei sich aufgenommen und später sogar auch adoptiert. Den Kindern hat es an nichts gefällt, sie sind in die Schule gegangen, haben einen Beruf gelernt und hatten behütetes und sorglose Leben.

Das Mädchen ist mittlerweile verheiratet und ist inzwischen selber Mutter. Der Junge macht nur den "Eltern" nur noch Kummer und Sorgen. Manchmal denke ich, wenn die man Pflegekinder bei sich auf nimmt und sie ihnen in guten Bahnen lenken will, damit sie in ihren späteren Leben auf eigenen Beinen stehen. Ich kann auch nicht verstehen, was in den Jungen vor sich geht, wenn einer gut behütet aufwächst, dass man wenn man älter wurden ist, dermaßen in eine andere Richtung schlägt und den Eltern nur Ärger macht.

Ob sie die Aufnahme von Pflegekindern unterschätzt haben glaube ich nicht, denn sie wollten den Kindern ein besseres Leben anbieten, was die eigenen Eltern (egal aus welchen Gründen) nicht leisten könnten oder können.

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» schlappmaul » Beiträge: 186 » Talkpoints: 72,65 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich werde es garantiert nicht mit einem Pflegekind probieren, weil ich mir schon leibliche Kinder nicht zutraue. Ich denke mir, dass die Unterschiede an sich gar nicht so riesig sind, aber dass sich Eltern bei ihren eigenen Kindern nicht so leicht fragen können, wieso sie den Vertrag unterschrieben haben und auch der biologische Imperativ zur Brutpflege ein Stück weit fehlt, wenn man "fremde" Kinder zur Betreuung zugeteilt bekommt. Dass Pflegekinder verständlicherweise oft mit ihren ganz eigenen Problemen und Herausforderungen kommen, kommt dann noch erschwerend hinzu.

Generell halte ich es sowieso für naiv zu glauben, man müsse Kinder nur "lieben", dann werde schon alles gut. Auch wenn ein Kind kein speziell schweres Schicksal hat, so kann man doch schon in extrem jungen Jahren schlimme psychische oder auch körperliche Krankheiten und Beeinträchtigungen entwickeln, und dann macht es auch keinen Unterschied, ob es sich um leibliche Kinder handelt oder um Pflege- oder Adoptivkinder. Die Belastungen können erheblich sein und ich kann mir auch vorstellen, dass Familien daran in die Knie gehen.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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