Wie Depressionen nachweisen oder feststellen können?

vom 27.08.2018, 20:25 Uhr

Mich würde interessieren, wie man Depressionen diagnostizieren kann. Ich weiß, dass manche oder viele Psychologen mit Fragebögen arbeiten, die dann ausgewertet werden. Aber ich denke, dass sicherlich auch durch Gespräche herausgefunden werden kann, dass jemand depressiv ist. Ich kenne mich da leider nicht aus und frage mich, wie man denn genau nachweisen kann, dass jemand unter Depressionen leidet.

Wird eine Depressionen vor allem durch die körperlichen Symptome nachgewiesen? Kann man auch anhand von Untersuchungen und ähnlichem feststellen, ob jemand eine Depression hat? Wie genau kann man das feststellen und wie sicher kann man die Depression nachweisen?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Eine Depression lässt sich körperlich gar nicht nachweisen. Also wenn du darauf anspielst, ob es vielleicht möglich ist, die Depression durch ein MRT oder ein Blutbild nachzuweisen, muss ich dich leider enttäuschen. Wenn die Depression nicht gerade durch eine Schilddrüsenunterfunktion verursacht worden ist, wirst du gar nichts durch das Blutbild nachweisen können.

Ich bin selbst depressiv gewesen und war deswegen auch bei verschiedenen Fachleuten in Behandlung. Dort wurde meistens über Gespräche eben die Diagnose gestellt. Ganz ehrlich? Man kann Depressionen auch simulieren, denn einen Beweis gibt es nicht. Ich habe damals die Wahrheit gesagt, aber ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass man auch hätte simulieren oder schauspielern können, wenn man gewollt hätte. Ich wurde zwar darauf angesprochen, dass ich von außen her ja gar nicht depressiv wirken würde, aber wenn man dann sagt, dass man sich vor Zeugen eben zusammenreißt, wird das so stillschweigend akzeptiert.

Ich kenne einige Menschen, die psychische Erkrankungen wirklich simulieren und da schauspielern, weil sie keine Lust haben zu arbeiten und sogar eine frühere Verrentung anstreben. Teilweise sind sie sogar erfolgreich damit. Teilweise noch auf dem Weg zur Rente. Daher klingt es zwar hart, wenn ich das sage, aber das ist eben mein Eindruck. Es kann niemand beweisen, dass man wirklich die Wahrheit sagt und wenn die Motivation groß genug ist, wird man alles perfekt vortäuschen können, wenn man wirklich will.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Die Diagnose einer Depression und die Einteilung in einen Schweregrad erfolgt nach festen Kriterien. Es gibt Haupt- und Nebensymptome, von denen jeweils eine bestimmte Anzahl vorliegen muss. Diese Richtlinien sind natürlich nicht immer völlig eindeutig zu erheben und auch sehr subjektiv gefärbt, aber das haben psychische Erkrankungen nun mal so an sich. Man ist also bei der Diagnosestellung wie auch bei der Behandlung entscheidend von der Ehrlichkeit und der Kooperation des Patienten abhängig. Wie Täubchen bereits sagte, ist es natürlich keine große Kunst, die Kriterien im Internet nachzulesen und die darauf abzielenden Fragen im Psychotherapie Gespräch brav mit "Ja" zu beantworten, wenn man den Stempel haben will. Aber wenn man die Befragung ernst nimmt, dann ist die Treffsicherheit relativ hoch.

Zusätzlich zu den ICD-10-Diagnosekriterien gibt es noch diverse Fragebögen, die die depressive Symptomatik detaillierter erheben und somit Rückschlüsse darauf erlauben, wie hoch die Alltags Beeinträchtigung ist und auf welche Lebensbereiche sich die Probleme vorwiegend ausdehnen. In gewisser Weise kann auch eine probatorische Pharmakotherapie mit einem Antidepressivum als diagnostisches Mittel dienen, denn wenn sich daraufhin die Stimmung bessert, ist das Vorliegen einer manifesten schwerer gradigen Depression ebenso wahrscheinlich. Allerdings muss für die Indikationsstellung einer Medikation die Diagnose nahezu gesichert sein, sodass man im Prinzip wirklich auf das Gespräch als Mittel der Wahl angewiesen ist.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



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