Paketzustellern bei Hitze ein Getränk anbieten?

Bei der Hitzeperiode, durch die das Land gerade gelitten hat, sind manche Jobs sicherlich auch nicht gerade schön. In dem Zusammenhang habe ich auf Facebook einen Aufruf gelesen, dass man Paketzustellern etwas zu trinken anbieten soll, wenn diese bei einem an der Tür klingeln. Aber auch ein Bild von einem Postboten, bei dem geschrieben stand, dass sich die Zusteller nicht scheuen sollten bei den Kunden nach etwas zu trinken zu fragen.

Ich muss sagen, dass ich auch einmal einem Hermes Boten etwas zu trinken anbieten wollte. Er sah doch etwas blass aus und schwitzte fürchterlich. Ihm lief das Wasser so vom Kopf und die Haare waren schon nass. Er hatte dann aber selbst etwas dabei und meinte, dass er keine Klimaanlage im Fahrzeug hätte.

Bietet ihr Paketzustellern ein Getränke bei Hitze an? Oder würdet ihr diese Facebook-Bilder durchaus unterstützen? Meint ihr, dass man darauf hinweisen sollte, dass die Zusteller durchaus nach etwas zu trinken fragen sollen? Ist das nicht selbstverständlich?

Bei uns bekommen Paketzusteller nicht nur bei Hitze etwas zu trinken angeboten, sondern eigentlich immer. Meistens lehnen sie es aber ab, nur ganz selten nimmt mal jemand das Angebot an. Wenn meine Frau gerade gebacken hat oder Snacks für Ausflüge, Feiern oder sonstige Anlässe zubereitet, bietet sie auch diese Dinge den Paketboten an. Bei Essbarem ist die Hemmschwelle durchaus geringer und sie greifen eigentlich immer zu.

Wir empfinden es als selbstverständlich, den Menschen, die einen öfter aufsuchen (müssen), auch etwas zu essen und zu trinken anzubieten. Oder mal ein Ohr zum jammern. Eine der Paketbotinnen ist so über die Zeit zu einer Freundin der Familie geworden, mit der wir uns ab und zu bei ihr oder bei uns treffen. Da sie noch Kinder im Alter unserer Kinder hat, passt das ganz gut.

Das finde ich ehrlich gesagt übertrieben und auch kontraproduktiv. Denn die Paketzusteller stehen unter enormem Leistungsdruck und ich kenne das so, dass die nur schnell das Paket mehr oder weniger "abwerfen" und dann weiterziehen wollen. Da hat doch jeder Zusteller eigenes Wasser mit und wenn jeder Bürger die noch in ein Gespräch verwickelt und ihnen Wasser andrehen will, sind Überstunden die Folge und unter Umständen gibt es Ärger vom Arbeitgeber, weil das Pensum nicht geschafft worden ist.

Vielleicht spielt auch die Umgebung oder Wohnsituation eine Rolle. Ich habe es schon erlebt, dass ein Postbote auf dem Land bei jeder Tour täglich bei manchen Kunden eingekehrt ist, um dort in aller Seelenruhe eine Tasse Kaffee zu trinken. Daher wurde die Post dann auch teilweise recht spät zugestellt.

Ich denke aber, dass so etwas dann eher die Ausnahmen sind. Ich biete den Paketzustellern nichts zu essen an. Dafür bekommen sie meist zu Weihnachten ein kleines Dankeschön. Eine Tüte mit selbst gebackenen Plätzchen und ähnliches. Zumindest die Boten, die regelmäßig bei uns austragen und liefern.

Bei den Speisen handelt es sich jetzt auch nicht um eine komplette Mahlzeit, sondern um Snacks, die man schnell in die Hand nimmt und schnell verzehren kann. Die Zusteller halten sich auch nicht lange bei uns auf, entweder trinken sie fix ein Glas oder sie nehmen ein Stück Kuchen oder einen Snack mit und haben den bis zum Auto schon aufgegessen. Das sind dann also keine ausgedehnten Besuche, nur Zwischenstopps.

Ich muss sagen, dass ich den Gedanken so noch nicht hatte. Ein Trinkgeld gebe ich einem Paketzusteller schon mal, wenn er etwas schweres bis zu mir in die Wohnung getragen hat, aber ein Getränk habe ich noch nicht angeboten. Wenn es sehr warm ist, dann ist das sicher nicht verkehrt, die Zusteller so vielleicht auch dazu zu bringen, genug zu trinken, was bei dem Job sicher auch nicht so leicht ist.

Da ich es in meiner Stadt aber nur so kenne, dass die Zusteller sehr in Eile sind und eigentlich sofort weiter rennen, wenn sie das Paket glücklich los geworden sind, würde ich ihnen auch eher eine Flasche Wasser geben, als ihnen ein Glas zum Trinken anzubieten. So können sie dann auch unterwegs trinken und nehmen das Angebot vielleicht auch eher an, weil sie nicht direkt etwas trinken müssen.

Wo es so heiß war, habe ich den Paketzustellern immer etwas zutrinken angeboten, was sie auch dankbar angenommen haben. Ich mache das auch nur, weil es fast immer die gleichen Paketzusteller sind und wir uns schon viele Jahre kennen. Wenn mal eine Vertretung kommt, geben sie die Paketsendung bei Nachbarn ab oder sie stecken eine Benachrichtigung in den Briefkasten, obwohl man zu Hause ist. Denn würde ich natürlich auch was zutrinken anbieten.

Ein Fahrer von DPD hat mal geklingelt und nach Wasser gefragt und ich habe ihm eine Flasche gegeben. Aber sonst sehe ich die Zusteller nie persönlich und würde daher auch keine Getränke oder Snacks vor die Türe stellen.

Ich finde es immer sehr süß, wenn jemand mal in den USA das gefilmt hat, wie man dort vor der Wohnungs- beziehungsweise Haustür Getränke und kleine Snacks für UPS Fahrer & Co hingelegt hat. Was die sich in die Kamera bedanken, sich riesig gefreut haben usw. Das hat einem durchaus mal gezeigt, wie wenig Herzlichkeit sie erfahren, wie überfordert der Job ist, wissen wir und was solch eine Kleinigkeit einfach die Seele aufbauen kann.

Ich probiere immer anwesend zu sein, wenn ich Pakete erhalte und biete mittlerweile schon immer etwas an. Selten nimmt es einer an, was ich mir manchmal mit der Ungläubigkeit erkläre, weil viele super erstaunt sind. Doch mittlerweile habe ich einen regelmäßigen Paketboten, der immer kommt, sodass der natürlich auch Bescheid weiß.

Im Winter, wenn ich gebacken habe also Plätzchen, mache ich auch gerne eine kleine Tüte fertig. Ich denke mir mittlerweile immer, so dachte ich nicht immer, dass Karma vielleicht wirklich mal ganz gut täte, sodass ich es mir irgendwie zur Aufgabe gemacht habe, viel mehr Menschlichkeit in gewissen Punkten zu zeigen, als ich es normalerweise gewohnt bin. Beruflich vollkommen außen vor gelassen.

Den einen Tag habe ich einer älteren Dame auch ihre Farben ins Haus getragen, Wandfarben, die sie aus dem Auto geholt hatte. Sie konnte die zwar tragen, aber es war sichtlich anstrengend. Ich denke mir immer, vielleicht, wenn ich irgendwann mal etwas brauche, ist jemand auch so nett zu mir?
Das versuche ich mittlerweile ein wenig umzusetzen. So war es nicht immer und gerade auch bei beruflichen Thematiken wie Paketboten ist es doch so simple, mal eine Freude zu machen und deren Aufgabengebiet nicht allzu selbstverständlich zu nehmen.