Kann man sich im Urlaub auch zu viel erholen?

Ich bekomme immer wieder mit, wie Menschen nach dem Urlaub betonen, dass der Urlaub ruhig hätte länger sein können und dass man sich ruhig länger erholen könnte. Aber kann man sich eurer Ansicht nach durch Urlaub und dergleichen zu viel erholen? Wann ist ein Urlaub eurer Ansicht nach eindeutig zu lang? Welche Kriterien spielen hierbei eine Rolle? Wann ging es euch zuletzt so, dass ihr einen Urlaub als "zu lange" empfunden habt? Oder ist das bei euch noch nie vorgekommen?

Also ich hatte noch nie zu langen Urlaub. Allerdings denke ich, wenn ich jetzt lange arbeitssuchend wäre, das wäre ja auch eine Art Urlaub, dass ich mich dann schnell nutzlos fühlen würde. Es kommt natürlich auch immer darauf an, wie man seinen Urlaub gestaltet. Wenn man nur zu Hause herum lungert und nichts macht, dann kann man sich zu viel erholen.

Aber die meisten von uns kennen es ja. Sie gehen eine oder zwei Wochen in ein anderes Land in den Urlaub und brauchen dann aber wieder Urlaub vom Urlaub. In einer Studie, die ich jetzt leider nicht griffbereit habe, habe ich gelesen, dass ein Mensch mindestens drei Wochen Urlaub benötigt, bis er beginnt, sich zu erholen. Denn die ersten zwei Wochen dienen nur alleine zur Umstellung.

Wenn man davon ausgeht, dann kann man sich eigentlich gar nicht zu viel erholen. Wenn man jetzt nicht gerade in einem sozialen Bereich arbeitet und ein Sabbatjahr hat, dann wird es kaum vorkommen, dass man länger als drei Wochen am Stück frei hat. Wenn man auch die ganzen fünf Wochen am Stück frei hat, die einem Arbeitnehmer zustehen (jedenfalls ist es in Österreich so), dann beginnt man ja erst, ab der dritten Woche mit der Erholungsphase, die dann ruhig noch weiter andauern kann.

In einem Urlaub habe ich mich noch nicht zu viel erholt und so einen Zustand kann ich mir auch kaum vorstellen. Nach meiner Ausbildung hatte ich eine Zeit lang keinen neuen Job gefunden und das empfand ich als sehr unangenehm. Sicher hätte ich mich in der Zeit auch erholen können, aber wenn man das Gefühl hat, lieber etwas tun zu wollen, dann ist das zu viel. Aber das ist ja auch etwas anderes als ein Urlaub, der ja immer nur zeitlich recht eng begrenzt ist.

Ich bin froh und dankbar, dass ich als durchschnittliche deutsche Arbeitnehmerin immerhin 30 Tage Urlaub im Jahr bekomme. Das ist mehr als in vielen anderen Ländern, aber ich kann nicht behaupten, dass es zuviel an Erholung sei, wenn ich rechnerisch 10 Prozent der Zeit, die ich arbeiten könnte, vom Arbeitgeber großzügigerweise geschenkt bekomme, um meine Arbeitsfähigkeit dauerhaft zu erhalten und auch mal dafür zu sorgen, dass es der Tourismusbranche gut geht.

Es kommt zwar schon mal vor, dass ich mich im Urlaub langweile, gerade wenn es für meinen Geschmack zu heiß ist oder ich sämtliche Aktivitäten der verschlafenen Kleinstadt durch habe, in der ich wohne. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das schon ein Zeichen sei, dass ich mich "zu viel" erholt habe und lieber zackzack an meinen Schreibtisch zurückkehren sollte, bevor noch etwas Schlimmes passiert. Langeweile kann auch mal ganz gut fürs Gehirn sein, und normalerweise hat man auch im Urlaub noch genügend zu erledigen, dass sich 100 Prozent Erholung sowieso so schnell nicht einstellt.

Ich glaube, dass das Problem ist, das man von 100 auf 0 gesetzt wird und der Körper dann wirklich mal den ganzen Stress nicht mehr hat und dann kommt er natürlich zu Ruhe, was auch dazu führt, dass der Körper nach so einem Urlaub schonmal nach mehr Ruhe schreit und nichts mehr geht. Bisher hatte ich nie das Gefühl, aber habe es in meinem Umfeld schon ein paar Mal von Leuten mitbekommen, deren Tag komplett durchgetaktet ist und die kaum Pausen haben.

Ich glaube, dass ein Urlaub dann zu lange andauert und dann zu erholsam ist, wenn man anfängt sich zu langweilen und unterfordert ist und sich wieder nach richtigen Aufgaben sehnt. Ich habe im Urlaub schon öfter mit Rentnern geredet, die teilweise zwei Monate in einem All-Inclusive-Hotel verbracht haben. So etwas könnte ich mir dann auch nicht vorstellen. Da wäre es mir mit der Zeit langweilig.

Sicher kann man das Rentnersein nicht mit meinem aktuellen Stand vergleichen, da ich auch regelmäßig arbeiten gehe und sie nicht. Und sicher fallen mir viele Aufgaben im Haushalt auch leichter als ihnen. Solange ich aber einigermaßen fit wäre, fände ich es dann doch langweilig, so lange am gleichen Ort zu sein und so lange weder kochen noch aufräumen noch sonst irgendwas tun zu müssen.

Für zwei oder drei Wochen kann man das ja schon machen, vor allem dann, wenn man auch viele Unternehmungen macht und nicht nur faul am Strand liegt. Irgendwann kennt man ja aber alles in der Umgebung. Ich finde es schön, mal nichts zu tun zu haben, aber auf Dauer wäre das für mich auch nichts und ich wäre da einfach unterfordert.

Ich persönlich habe es noch nicht erlebt, dass mir ein Urlaub zu lang gedauert hat. Meistens ist es sogar so, dass ich mir eine Verlängerung des Urlaubs wünschen würde, wenn ungefähr die Hälfte der Urlaubszeit vorbei ist. Denn dann spürt man schon deutlich das Ende des Urlaubs näherkommen, und da wäre eine Verlängerung schon toll.

Gelangweilt habe ich mich im Urlaub noch nie, weil ich sowieso keinen Erholungsurlaub im üblichen Sinne mache (kein All-Inclusive oder Strandurlaub). Normalerweise reise ich bzw. reisen wir durch interessante Länder oder Regionen, was ich immer als sehr anregend empfinde.