OK, wenn Augenarzt Patienten an Verkehrsbehörde meldet?

Ein Kunde von uns war vor einigen Tagen bei uns und berichtete, dass er seit einiger Zeit keinen Führerschein mehr hat und auch das Auto verkauft hat. Das fand ich nun nicht schlecht, weil der Kunde schon älter und auch nicht mehr ganz so gut zu Fuß ist. Das war aber gar nicht der Grund, wie sich in einem Gespräch dann herausstellte. Es war wohl so, dass er beim Augenarzt war und dort festgestellt wurde, dass seine Sehkraft sich immer weiter verschlechtert. Daraufhin hat der Augenarzt seinen Patienten wohl bei der Verkehrsaufsichtsbehörde gemeldet und denen mitgeteilt, dass es besser wäre, ihm den Führerschein zu entziehen. Deswegen musste der Mann den Führerschein eben abgeben.

Ich finde es im Grunde sehr gut, was der Augenarzt gemacht hat. Er wird es ja am besten einschätzen können, ob sein Patient mit seiner Sehkraft noch vernünftig mit dem Auto fahren kann, oder ob er im Straßenverkehr ein Risiko für sich und andere darstellt. Allerdings stellt sich mir doch die Frage, ob der Arzt mit so einer Meldung nicht die Schweigepflicht umgeht, die er ja dem Patienten gegenüber hat. Oder ist in dem Fall die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer wichtiger und hat ein Arzt vielleicht sogar die Pflicht, einen solchen Fall zu melden, damit dem Patienten der Führerschein entzogen werden kann?

Gerade wenn es ums Auto fahren geht, finde ich, dass der Arzt richtig gehandelt hat. Wenn ein Fahrer nicht richtig sehen kann bei der Autofahrt, dann gefährdet er nicht nur sich selbst, sondern auch andere Menschenleben. Der Arzt hätte also eine große Schuld auf sich geladen, wenn er geschwiegen hätte und danach genau deswegen etwas schlimmeres passiert wäre.

Ein Bekannter von mir, mit dem ich die Oberstufe besuchte, war auch ein ziemlich krasser Fall. Er war ursprünglich pummlig und auch nicht besonders beliebt. Diese Unbeliebtheit führte er aber auf sein Aussehen zurück und ging plötzlich 5-6 Mal pro Woche zu je zwei Stunden ins Fitnessstudio. Er ernährte sich ausschließlich von Salat und hatte schon Angst, zuzunehmen, wenn er nur den Geruch von Gummibärchen inhalierte oder das Bild einer Torte sah. Er fing auch plötzlich an, sehr teure Markenkleidung zu tragen und eigentlich musste er auch eine Brille tragen, besonders am Steuer, wofür er aber zu stolz und zu eitel war. Er saß im Unterricht in der ersten Reihe und konnte nicht einmal richtig lesen, was an der Tafel stand (dabei war die Schrift des Lehrers in Ordnung) und er konnte auch keine Folien vom Tageslichtprojektor lesen, die alle in Druckschrift waren. Als ich ihn daraufhin ansprach, warum er keine Brille im Straßenverkehr trägt, meinte er nur, er bräuchte sie nicht - was ich ihm aber nicht abgekauft habe.

Gerade in diesem konkreten Fall fände ich es gut, wenn der Augenarzt das auch an die Verkehrsbehörde meldet. Aber leider kann ein Arzt ja nicht wissen, ob die Brille mit den verschriebenen Gläserstärken auch regelmäßig getragen wird. Daher fände ich es gut, wenn es in dieser Hinsicht auch Kontrollmöglichkeiten gäbe. Gerade, wenn man nicht nur sich selbst gefährdet, sondern auch andere Mitmenschen, unter anderem Frauen und Kinder, dann hört für mich der Spaß auf.

Die ärztliche Schweigepflicht gilt auch in Strafrechtsprozessen, wenn es um eventuelle Verbrechen geht und daher denke ich, dass der Arzt hier diese Schweigepflicht verletzt hätte. Ich wäre anstelle des Mannes sehr sauer darüber, wenn jemand, der eigentlich nichts weitergeben darf, bei der Verkehrsbehörde petzt. Wenn mich das betroffen hätte, dann hätte der Arzt erheblichen Ärger mit mir bekommen.

Ich kann beide Seiten gut verstehen. Der Mann, der natürlich gerne selber entscheiden würde, wann er noch fahren kann und wann nicht und der Arzt, der dies einfach als zu gefährlich einstuft. Dennoch finde ich, dass dieser sich hier hätte heraushalten müssen. Es gibt doch durchaus Brillen, die man verordnen kann oder Operationen, die man machen kann. Man sollte das mit seinen Patienten besprechen und ihn nicht einfach melden.

Zitronengras hat geschrieben:Die ärztliche Schweigepflicht gilt auch in Strafrechtsprozessen, wenn es um eventuelle Verbrechen geht und daher denke ich, dass der Arzt hier diese Schweigepflicht verletzt hätte.

Ich kann das Verhalten des Arztes schon nachvollziehen, aber seien wir ehrlich: wird das auch was bringen? Es gibt leider auch Menschen, die ohne Führerschein Auto fahren und nicht jeder wird direkt erwischt. Daher kann es genauso gut sein, dass die Person weiter mit dem Auto fährt trotz fehlendem Führerschein und sich nicht an die Empfehlungen des Arztes hält. Jeder Mensch ist anders und man weiß nicht, wie andere Menschen da reagieren werden.

Täubchen hat geschrieben:Ich kann das Verhalten des Arztes schon nachvollziehen, aber seien wir ehrlich: wird das auch was bringen? Es gibt leider auch Menschen, die ohne Führerschein Auto fahren und nicht jeder wird direkt erwischt.

Täubchen hat geschrieben:Ich kann das Verhalten des Arztes schon nachvollziehen, aber seien wir ehrlich: wird das auch was bringen? Es gibt leider auch Menschen, die ohne Führerschein Auto fahren und nicht jeder wird direkt erwischt.