Geht der Chef oder die Chefin mit euch in die Kantine?
Wir hatten früher einmal einen Chef, der kumpelhaft war und auch gerne mit uns zum Mittagessen in die Kantine ging. Mich hat das eigentlich immer gestört, weil man dann doch nicht so reden konnte wie ohne Chef. Denn die Mittagspause dient auch zur Solidarisierung der Arbeitnehmer und zum Schimpfen auf gewisse Dinge in der Firma – manchmal auch bewusst übertrieben. Wenn der Chef/die Chefin dabei ist, hält man sich ein bisschen zurück, die Atmosphäre wird gezwungener, auch wenn der Chef/die Chefin das gar nicht will.
Ich erzähle meinen Kollegen auch wesentlich mehr private Dinge, als ich dem Chef erzählen würde. Wie ist das bei eurer Arbeitsstelle. Geht der Chef/die Chefin mit euch in die Kantine? Mögt ihr das oder ist euch das eher unangenehm?
Bei mir kommt es darauf an, um welchen Chef es sich handelt. Ich habe sozusagen mehrere Chefs, wie das ja bei vielen der Fall ist. Der eine ist bloß für die jeweilige Abteilung zuständig, dann gibt es noch den "großen" Chef, der noch darüber steht. Bei dem "großen" Chef halten wir uns immer sehr zurück, denn wir kommen fast alle mit ihm nicht so gut klar und haben so unsere eigene Meinung zu ihm. Beim "kleinen" Chef ist das jedoch etwas ganz anderes. Der ist auch ziemlich Kumpelhaft, geht natürlich mit uns Mittagessen und ist auch bei Weihnachtsfeiern oder Betriebsausflügen immer dabei. Wir sind eigentlich mehr Freunde als Kollegen und so erzählen wir uns auch viel Privates, damit habe ich absolut kein Problem.
Ich habe eine nette Chefin und gehe gern mit ihr zum Essen. Dort unterhalten wir uns auch manchmal über private Dinge und ich habe auch das Gefühl sie interessiert sich für ihre Mitarbeiter. Ich hatte allerdings auch schon mal eine Chefin die es nicht wollte, dass man mit ihr zum Mittagessen geht. Das muss ja im Endeffekt auch jeder selber wissen.
Über den Chef oder die Arbeit reden sollte man während der Arbeit sowieso nicht tun. Auch dann nicht, wenn man gerade in der Pause ist. Aus diesem Grund wäre es mir schon egal. Allerdings stimmt es: man erzählt sicherlich weniger über sich, wenn der Chef am Tisch sitzt (außer man ist mit diesem befreundet). So würde ich einer Kollegin sicherlich nicht erzählen, auf welcher Party ich war, wenn mein Chef mit am Tisch sitzt. Das kann dann schon einen anderen Eindruck hinterlassen als den, den derjenige bisher von einem hatte. Nur so als Beispiel natürlich.
Aber sonst esse ich beim Essen eigentlich meistens. Wenn ich reden will, dann treffe ich mich nach der Arbeit. Mir haben die Wände nämlich einfach zu viele Ohren und ich möchte nichts Falsches sagen oder etwas, was falsch herüber kommen kann.
Ich habe relativ viele Arbeitsstellen in Kleinbetrieben gehabt. Kantinen kenne ich gar nicht. Allerdings waren die meisten Betriebe in denen ich gearbeitet habe eben auch Familienbetriebe. Da war es normal, dass man gemeinsam am Tisch gesessen hat, wenn es sich irgendwie hat einrichten lassen.
In meinem Ausbildungsbetrieb haben wir uns immer gefreut, wenn unser Chef mit am Frühstückstisch saß. Das waren zeitweise eher seltene Gelegenheiten, die sich aber immer nett gestaltet haben. Wobei auch mal über alltägliches gesprochen wurde. Und das gemeinsame Frühstück war immer eine nette Abwechslung.
In einem anderen Betrieb war es Standard, dass wir morgens eben den Laden einräumten und dann gemeinsam gefrühstückt haben. Da wurde dann auch über arbeitstechnische Sachen gesprochen, wenn das nötig war. Dort saßen Chef und Chefin mit ihrem Gesellen auch immer gemeinsam zum Mittagessen am Tisch. Da ich dort auch meine Mittagspause verbrachte, saß ich dann mit dabei. Was ich auch nicht zwingend als störend empfunden habe.
In einem anderen Betrieb legte unser Arbeitgeber darauf Wert, dass morgens alle anwesenden Verkäuferinnen mit ihm gemeinsam frühstücken. Was in dem Fall eher Aufwand war, weil wir dann auch verpflichtet waren, seinen Wünschen nach zu kommen. Aber da er nicht immer im Betrieb war, hatten wir so oder so genügend Zeit um über ihn zu sprechen. . An den Tagen in denen er zum Frühstück nicht im Haus war, haben wir dann das Frühstück auch so gemacht, wie wir es wollten. Meistens dann auch im Pausenraum und nicht in seinem Büro.
Generell finde ich Pausen, die man gemeinsam mit dem Chef verbringt, gar nicht mal so schlecht. Kommt halt auch darauf an, wie weit man während der Arbeitszeit Kontakt zu Kollegen halten kann. Bei meinen Beschäftigungsverhältnissen im Verkauf war Kommunikation eh notwendig. In reinen Produktionsbetrieben, in denen man noch dazu einzeln an Maschinen steht, sieht das sicherlich anders aus.
Bei uns ist es so, dass wir zwar keine Kantine haben, dafür aber einen Pausenraum, der sich in der zweiten Etage befindet. Dort gibt es dann auch eine voll ausgestattete Küche. In den Pausen ist es so, dass alle zusammen sitzen, also sowohl der Chef, als auch die Kollegen aus der Produktion/Labor. Nur meine Kollegin und ich, wir machen kein Frühstück und bleiben daher unten im Büro, genauso wie in der Mittagspause. Für uns einzige zwei Frauen ist das angenehmer und gemütlicher. Aber grundsätzlich war es immer so, dass der Chef und die Mitarbeiter bei uns an einem Tisch zusammen sitzen. Und wenn wir größer wären und eine Kantine hätten, würde unser Chef sicher auch dorthin mitgehen.
Unsere Chefin geht ab und zu mit zum Essen, da sie aber nicht regelmäßig in die Kantine geht, sind wir zumeist unter uns. Ich mag das nicht so gerne wenn sie mitgeht, da sie dann immer über geschäftliche Dinge sprechen möchte. Wir sprechen so oder so selten über privates untereinander, aber wir versuchen zumindest geschäftliche Themen zu meiden. Wenn sie aber dabei ist geht das so nicht und dann bin ich zumindest meistens sehr schweigsam, da ich mich an den Gesprächsthemen nicht so gerne beteiligen möchte.
Das ist in unserem Fall gar nicht möglich bzw. üblich. Die Chefin ist meist bis Mittag da und geht dann nach Hause, um ihre Tochter vom Kindergarten abzuholen. Wenn sie mal etwas länger bleibt, holt sie sich meist ein belegtes Brötchen vom Bäcker um die Ecke, aber geht nicht mit in die Kantine. Mich stört das ehrlich gesagt aber auch gar nicht. Muss jeder selbst entscheiden, was er macht und was nicht. Hauptsache ist doch, es verhungert niemand.
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