Bereuen jemand zu Lebzeiten nicht oft besucht zu haben?

vom 24.08.2018, 08:43 Uhr

Vielleicht kennt es der ein oder andere, dass man sich nach dem Tod eines geliebten Mensch doch oft die Frage stellt, ob man diesen nicht hätte doch öfter besuchen sollen oder können. Gerade, wenn eine gewisse Entfernung dazwischen liegt, ist es ja mitunter nicht so einfach, die Person dann öfter mal zu besuchen.

Allerdings denke ich, dass sich da niemand etwas vorwerfen muss oder bereuen muss, wenn er die Person eben so häufig besucht hat, wie es ihm möglich war. Die meisten Menschen wissen ja auch, dass ihre Liebe sie besuchen kommen, so oft es eben geht. Gerade, wenn die Anreise eine weitere ist.

Ist es euch schon so gegangen, dass ihr bereut habt, einen Menschen zu Lebzeiten nicht öfter besucht zu haben? Meint ihr, dass dies gerechtfertigt war? Oder macht man sich da automatisch schnell Vorwürfe, wenn jemand gestorben ist? Wie geht ihr damit um?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Jemanden wegen der Entfernung nicht oft besucht zu haben ist in meinen Augen nur eine Ausrede, um das eigene Gewissen zu beruhigen. Wobei es da natürlich auf die Distanz ankommt. Eine Freundin, die im Ausland wohnt, wohnt etwa 1000 km weit weg. Die sehe ich vielleicht einmal im Jahr, anders ist das gar nicht möglich.

Aber Entfernungen von unter 250 km sind für mich ein Witz. Die könnte ich jedes Wochenende zurücklegen, wenn ich das wollte. Meine Angehörigen wohnen alle im Umkreis von 100-180km und die sehe ich sehr oft, wenn ich das möchte. Wer will, findet Wege, wer nicht will, findet Gründe sage ich immer. Wer so eine kurze Strecke nur selten zurücklegen kann, ist meiner Ansicht nach nur zu faul seine Angehörigen zu besuchen und wünscht vielleicht auch gar keinen Kontakt, tut aber nach außen hin so.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Nicht jeder hat aber am Wochenende Zeit. Wenn man berufstätig ist und vielleicht auch noch Familie hat, dann kann sicherlich nicht häufig eine weitere Strecke zurücklegen. Sicherlich auch nicht, wenn diese zwischen 600 und 800km beträgt. Ich finde dann auch nicht, dass es eine Ausrede ist. Man kann sicherlich mal ein Wochenende den Dienst tauschen oder sich irgendwie freihalten, aber jedes Wochenende wird da sicherlich nicht machbar sein.

Dann kommt es auch sicher darauf an, wie es einem selbst geht. Gerade wenn man mit dem Auto reist, sollte man ja schon in guter Verfassung sein. Das sollte man sicherlich auch Bedenken. Gut, da könnte man dann noch auf öffentliche Verkehrsmittel ausweichen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich hätte mich wohl als Kind und Jugendliche ein bisschen öfter bei meinen Großeltern mütterlicherseits blicken lassen können. Diese sind gestorben, als ich in meinen späten Teenagerjahren war. Ich hatte auch keine Ausrede, was die Entfernung anging, weil sie im gleichen Dorf gelebt haben. Aber wir hatten irgendwie gar nichts gemeinsam und ich wusste in meinen jungen Jahren schlicht nicht, was ich mit ihnen hätte reden oder tun sollen. Beide waren gesundheitlich angeschlagen und vom Typ her eher wortkarg und in sich gekehrt.

Heute denke ich mir zwar einerseits schon, dass ich viele interessante Geschichten verpasst habe, und dass Oma und Opa sich wohl auch gefreut hätten, wenn ich mehr Zeit mit ihnen verbracht hätte, aber sie hätten es mir auch etwas leichter machen können. Ich war ein impulsives Kind, welches lieber Spaß hatte als größtenteils ignoriert am Kaffeetisch zu sitzen, und sie haben keinerlei Anstalten gemacht, sich für mich zu interessieren oder es mir leichter zu machen, sich mit ihnen zu unterhalten oder ähnliches. Deswegen hält sich meine Reue unter dem Strich doch in Grenzen. Ich habe mit den damaligen Möglichkeiten getan, was ich konnte, und bin damit auf wenig Interesse gestoßen.

» Gerbera » Beiträge: 11311 » Talkpoints: 47,42 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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