Als Arzt Patient nicht auf Adipositas ansprechen?

vom 21.08.2018, 07:20 Uhr

Ich habe gelesen, dass Allgemeinärzte in ganz Europa sich sehr schwer damit tun sollen, ihre Patienten auf eine vorliegende Adipositas anzusprechen. Leider wurde nicht erklärt, woran das liegen könnte. Habt ihr persönlich Vermutungen? Wie sind eure Erfahrungen und Beobachtungen zu diesem Thema? Bestätigt sich dadurch euer Eindruck oder habt ihr ganz andere Ansichten? Woran könnte es liegen, wenn Ärzte sich schwer damit tun, Patienten darauf anzusprechen? Sind die Ärzte zu wenig geschult worden im Studium?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich bin selber nur mittel übergewichtig, aber ich kann mir vorstellen, dass vielen Ärzten zu diesem Thema einfach nicht viel einfällt. Fettleibigkeit ist kein Problem, dass mit Medikamenten lösbar ist, und in der Regel wissen die Patienten nur zu gut, wie es um ihren Leibesumfang bestellt ist. Was soll der Arzt oder die Ärztin dann dazu noch sagen? Wenn es die magischen Worte geben würde, die jemanden, der sich über Jahre hinweg gesundheitsgefährdendes Übergewicht angefressen hat, von heute auf Morgen zum Umdenken und Abnehmen bewegen könnten, wäre Adipositas kein so verbreitetes Problem.

Mein übergewichtiger Freund hat auch die umgekehrte Erfahrung gemacht, dass vom Fußpilz bis zur Bronchitis alles in Zusammenhang mit seinem Übergewicht gebracht wurde und dass man ihm offensichtlich diverse Abnehmprogramme unterjubeln wollte, welches vor allem Profit für den Geldbeutel von Onkel Doktor gebracht hätten, da Selbstzahler.

Und selbst bei Problemen, die offensichtlich mit Übergewicht zusammenhängen wie etwa Bluthochdruck ist es eben auch schwierig. Der Doc kann nur zum Abnehmen raten, und es fasst sich eben niemand an die Stirn und sagt: "Stimmt! Wie dumm von mir! Morgen stehe ich auf und bin dünn!" Ähnlich sieht es ja auch mit dem Rauchen aus. Die meisten Leute wissen, dass es besser wäre, sie würden das Qualmen aufgeben, weswegen sich auch viele Ärzte die dazugehörige Moralpredigt sparen.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ein Allgemeinarzt behandelt im Allgemeinen nur die Probleme, die von den Patienten geschildert werden. Wenn die Patienten- und davon gehe ich aus, wenn du in der Überschrift schreibst, dass sich der Arzt nicht traut, den Patienten anzusprechen, nicht selber um Hilfe in diesem Thema bitten, dann geht ja der Arzt nicht davon aus, dass der oder diejenige ein Problem damit hat.

Vielleicht denken die Ärzte aber auch, dass derjenige Patient schon diesbezüglich in Behandlung ist. Oder sie möchten keine zusätzliche Arbeit und zusätzliche Wartezeit bei zu vielen Patienten. Die meisten Ärzte sind ja überfüllt und es ist auch erwiesen, dass ein Arzt genau 10 Sekunden dem Patient zuhört und nachher abschaltet und gleich ein Mittelchen verschreibt.

Ich denke wirklich, dass es nicht daran liegt, dass sich die Ärzte nicht trauen, sondern dass sie durch die viele Arbeit so abgestumpft sind, dass sie nicht explizit darauf ansprechen, um nicht noch mehr Stress zu verursachen. Denn man weiß auch nicht, wie ein Patient auf solch eine Diagnose reagiert. Verletzt man ihn damit persönlich?

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 21.08.2018, 12:01, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Ich kann mir schon vorstellen, dass dieses Thema in den Arztpraxen nicht so oft thematisiert wird, beziehungsweise, dass die Ärzte das eben nicht von sich aus einfach so ansprechen. Dafür wird es auch verschiedene Gründe geben. Vielleicht möchten die Ärzte ihren Patienten einfach nicht auf den Schlips treten und das Vertrauensverhältnis gefährden, das sich über die Jahre aufgebaut hat.

Ein anderer Faktor ist sicher auch das Zeitproblem, das viele Ärzte haben. Dann werden einfach die Probleme besprochen, mit denen der Patient in die Praxis kommt und das war es dann. Das Thema Adipositas wird dann nicht angesprochen. Auch denken viele Ärzte vielleicht, dass die Patienten das Problem schon bei anderen Ärzten besprochen haben und das in ihrer Praxis nicht sein muss.

Und dann kann ich mir noch vorstellen, dass die Ärzte einfach meinen, dass die Patienten das Problem doch auch sehen und das täglich, wenn sie in den Spiegel schauen und dass es daher nicht nötig ist, das zu thematisieren. So kann ich mir eben viele Faktoren vorstellen, weshalb Ärzte das Thema nicht bei ihren Patienten ansprechen und ich denke nicht, dass es an mangelnder Schulung im Studium liegt.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



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