Gleiche Ausbildung für alle Lehrer sinnvoll?
Laut Medienberichten hat Thüringens Bildungsminister Helmut Holter vorgeschlagen, dass man aus Gründen des derzeitigen Lehrermangels auf eine Einheits-Ausbildung für die Lehrer sämtlicher existierender Schulformen zurückgreift.
In NRW soll es einen Überschuss an Gymnasiallehrern geben und einen Mangel an den Lehrern aus anderen Schulformen. Daher wäre sein Vorschlag eventuell auch sinnvoll und man könnte den Bedarf besser anpassen. Was haltet ihr von diesem Vorschlag? Meint ihr, dass das umsetzbar ist? Was haltet ihr persönlich von einer gleichen Ausbildung für alle Lehrer unabhängig von der Schulform? Kann der Lehrermangel so behoben werden?
Die Frage ist doch, wofür das sinnvoll ist. Für die pädagogische Qualität oder gegen den Lehrermangel? Gegen den Lehrermangel wird das schon helfen. Aber ich gehe mal davon aus, dass wenn heute ein arbeitsloser Gymnasiallehrer darum bettelt in einer Grundschule zu arbeiten, wird er keine nennenswerten Probleme bekommen, dort eine Stelle zu erhalten.
Für die Grundschüler ist das aber nicht gut, weil man eben für den Grundschulbereich andere Dinge in Sachen Pädagogik und Didaktik wissen muss, wenn man gut sein will. Grundschüler sind eben keine kleinen Gymnasiasten. Und wenn man aus der Ausbildung einen Querschnitt bildet, dann bleibt auch viel Spezialwissen auf der Strecke. Denn verlängern kann man die Ausbildung nicht, weil sonst die Lehrer wieder verspätet in den Schulen ankommen. Das wäre dann wieder ein Verschieben der Spezialisierung zum Beispiel ins Referendariat.
Viel eher sollte man überlegen, ob man die Bezahlung der Lehrer nicht untereinander angleicht. Dann würden anteilig mehr Leute Grundschullehrer werden wollen. Denn wegen der besseren Besoldungsgruppen gibt es ja mehr Gymnasiallehrer. Das wäre meiner Meinung nach ein erster richtiger Schritt. Aber auch das macht nicht ungeschehen, dass man Jahre lang zu wenige Lehrer ausgebildet hat.
Wenn du mich fragst, müsste man aber an der Ausbildung zum Lehrer noch viel mehr ändern. Ebenso an den Arbeitsbedingungen in den Schulen. Wenn der Beruf wieder generell attraktiver würde, würden sich auch mehr Kandidaten finden.
trüffelsucher hat geschrieben: Aber ich gehe mal davon aus, dass wenn heute ein arbeitsloser Gymnasiallehrer darum bettelt in einer Grundschule zu arbeiten, wird er keine nennenswerten Probleme bekommen, dort eine Stelle zu erhalten.
Doch wird er, da er ja im öffentlichen Dienst arbeitet. Und je nachdem wie man nun will, sieht der öffentliche Dienst vor entsprechende Qualifikationen auch zu vergüten. Im konkreten Fall müsste daher dem Gymnasiallehrer dann soweit ich weiß auch die gleiche Vergütung wie am Gymnasium gezahlt werden, womit er teurer wird als ein Grundschullehrer. Daher werden wohl eher selten "besser" qualifizierte Lehrer an anderen Schulen eingesetzt.
Aber abgesehen davon, weiß ich auch nicht so richtig, wie viel Sinn das macht, da von der Ausbildung her eine Gleichmacherei zu betreiben. Unterrichten an Grundschulen ist ja schon etwas anderes als an Realschulen und Gymnasien. Der ganze pädagogische Ansatz muss da ja schon anders gewählt werden, da sich die Kinder ganz anders verhalten.
Die Frage ist doch eher, warum es scheinbar Bundesländer mit Gymnasiallehrerüberschuss gibt, obwohl genug andere Bundesländer genau diese Lehrer suchen. Bevor man da die ganze Ausbildung ändert, sollte man vielleicht mal überlegen, warum einige Bundesländer attraktiver erscheinen als andere und warum es offensichtlich bisher so schwer ist den Überschuss entsprechend ihrer Qualifikation umzuschichten.
Der Überschuss in einem Bundesland heißt nicht zwangsläufig, dass man als Bewerber mit Abschluss problemlos von Bundesland A zu Bundesland B wechseln kann. Da gibt es zum Teil skurrile Probleme mit der Anerkennung. Wer mit erfolgreich abgeschlossenem Studium im Bundesland A im Bundesland B das Referendariat angehen möchte, muss teilweise nochmal studieren und erneut Prüfungen ablegen.
Selbst mit bestandenem Referendariat ist es nicht automatisch, dass jedes Bundesland jede Prüfung anderer Bundesländer akzeptiert. Absurderweise scheinen es die Quereinsteiger da sogar leichter zu haben. Möglicherweise hat ein Gymnasiallehrer Schwierigkeiten, als Grundschullehrer zu arbeiten, wenn er auf seine Besoldungsgruppe besteht. Wenn er aber freiwillig die Bezahlung eines Grundschullehrers akzeptiert, sollte das gehen. Aber wer will das schon allen Ernstes?
Da Bildung und auch Lehrerbildung Ländersache ist, ist es eigentlich logisch, dass sich Überschüsse und Mangelsituationen je nach Bundesland unterschiedlich ergeben. Zum Einen lässt ja jedes Bundesland nach eigenen Entscheidungen die Menge an X Studenten zum Studium zu. Je nachdem, wie stark die Hochschullehrer aussieben bleiben am Ende weniger als X Absolventen übrig. Und da macht das auch schon Unterschiede von Hochschule zu Hochschule, also wie streng da die Dozenten prüfen zum Beispiel.
Beim Bachelor und Master System zählen ja die ganzen einzelnen Studienleistungen vom Grundstudium an für die Abschlusszensur mit. Und da entscheiden die Dozenten meines Wissens alleine, wie hoch sie die Latte legen, über die der Student springen muss. Wenn man da an einer Uni zum Beispiel einen besonders strengen Professor hat, kann das schon ausreichen, dass am Ende Engpässe entstehen, selbst wenn am Anfang genug Studenten den Studiengang angefangen haben.
Also ich bin ehrlich gesagt nicht für eine Einheitsausbildung, bei uns ist es ja ähnlich in Österreich. Wenn man an einer höheren Schule unterrichtet, dann hat man studiert in den Fächern, in denen man unterrichtet. Wenn man allerdings in einer Grundschule unterrichtet, besucht man eine Pädagogische Hochschule. Bei der Mittelschule weiß ich es jetzt gar nicht.
Aber ich denke auch, dass sich die Lehrer schon so spezialisieren, auf die Altersgruppe, die sie unterrichten möchten. Nur weil ein Pädagogenmangel in der Grundschule herrscht, kann man doch da nicht einfach einen Lehrer einer höheren Schule hinein stecken. Das wäre herzlos und würde überhaupt nicht passen. Der Lehrer ist ja gar nicht spezialisiert auf die Bedürfnisse der Kinder.
Also ich könnte mir das in meinem Bereich genau so wenig vorstellen. Dass da plötzlich Hinz und Kunz im Kindergarten eine Gruppe übernehmen kann, obwohl er gar nicht die Ausbildung dazu hat. Ich finde, da muss man umdenken und den Beruf eben so attraktiv gestalten, dass es wieder mehrere Leute gibt, die diesen Beruf ausüben möchten.
Ich verstehe es allerdings, dass es immer schwerer wird, in der Schule oder auch im Kindergarten zu unterrichten, weil die Verhältnisse immer komplizierter werden. Es können nicht einmal alle Kinder, die in einer Gruppe oder Klasse zusammen kommen, dieselbe Sprache. Als Lehrer muss man aber allen gerecht werden, seinen Stoff durchbringen und den Kindern, die weiter sind, auch auf ein gewissen Level bringen, damit sie weiter in die Schule gehen können. Ich möchte nicht mit den Lehrern tauschen, mit keinem Lehrer.
trüffelsucher hat geschrieben: Wer mit erfolgreich abgeschlossenem Studium im Bundesland A im Bundesland B das Referendariat angehen möchte, muss teilweise nochmal studieren und erneut Prüfungen ablegen.
Das kannte ich so jetzt noch nicht. Bei meiner Frau war das überhaupt kein Problem ihr Referendariat in einem anderen Bundesland zu machen und ihre Anstellung dann wiederum nochmal woanders zu machen. Sie kann nur jetzt durch ihren Beamtenstatus nicht mehr einfach so wechseln. Sollte das aber tatsächlich so sein, muss das dringend geändert werden. Schließlich erwerben alle den gleichen Abschluss, egal an welcher Hochschule.
Da Bildung und auch Lehrerbildung Ländersache ist, ist es eigentlich logisch, dass sich Überschüsse und Mangelsituationen je nach Bundesland unterschiedlich ergeben. Zum Einen lässt ja jedes Bundesland nach eigenen Entscheidungen die Menge an X Studenten zum Studium zu.
Das entscheidet die Universität indem sie entsprechende Kapazitäten schafft. Das Land legt nur grobe Rahmenrichtlinien fest, wie viel Studenten pro Dozent oder Räumlichkeit ausgebildet werden dürfen. Das heißt indem sie beim Personal aufstockt könnte eine Universität auch einfach mehr Studenten ausbilden. Aber abgesehen davon macht es eigentlich in meinen Augen wenig Sinn die Hochschullandschaft zur Ländersache zu machen, auch wenn das bisher so ist. Früher mag das mal anders ausgesehen haben, aber heutzutage bildet eine Hochschule ja nicht wirklich für das eigene Bundesland aus. Studenten kommen von überall und gehen nach dem Studium auch überall hin. Wenn ich also 100 Lehrer in meinem Bundesland ausbilde, heißt das noch lange nicht, dass davon auch nur die Hälfte in meinem Bundesland bleibt. Will man da eine Steuerung vornehmen, geht das eigentlich nur bundesweit, indem man die Studienplätze gesamtdeutsch koordiniert.
Beim Bachelor und Master System zählen ja die ganzen einzelnen Studienleistungen vom Grundstudium an für die Abschlusszensur mit. Und da entscheiden die Dozenten meines Wissens alleine, wie hoch sie die Latte legen, über die der Student springen muss. Wenn man da an einer Uni zum Beispiel einen besonders strengen Professor hat, kann das schon ausreichen, dass am Ende Engpässe entstehen, selbst wenn am Anfang genug Studenten den Studiengang angefangen haben.
Das mag vielleicht schon an der einen oder anderen Uni dazu führen, dass ein paar Studenten die Segel streichen. Aber mittlerweile ist es für viele Bewerber um Lehrerstellen eigentlich egal, welche Note sie haben. Die Note ist ja nur dann entscheidend, wenn es für eine Stelle mehrere Bewerber gibt und das ist vielerorts ja gar nicht mehr gegeben. Man könnte übertrieben sagen an vielen Schulen wird jeder Dödel genommen, der irgendwie durch das Studium gekommen ist. Wohlwissend, dass auch unter 4er Absolventen sicherlich genug sehr gute Lehrer dabei sind.
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