Im Freundeskreis gemeinsam einen Freund pflegen?

vom 14.11.2017, 00:35 Uhr

Neulich kam im Fernsehen eine Doku über einen sehr besonderen Freundeskreis. Es waren mehrere junge Männer, die sich bereits aus der Kindheit kannten. Einer der Freunde hatte Muskeldystrophie und war während der Kindheit noch fit. Später saß er dann im Rollstuhl, musste teilweise beatmet werden und brauchte Pflege. Erstaunlicherweise war es dann so, dass alle seine Freunde die Pfleger erlernt haben. Sie haben dann über einen Pflegedienst gearbeitet und sich bei der Pflege abgewechselt.

Der Freund mit der Muskeldystrophie konnte dann in einem Studentenwohnheim leben und hat sogar zwei Studiengänge studiert. Seine Freunde haben ebenfalls studiert. Das fand ich schon sehr bewundernswert. Die Eltern haben sich gar nicht mehr an der Pflege beteiligen müssen und externe Pfleger kamen nur im absoluten Notfall. In der Doku wurde gezeigt, dass nun alle vor dem Ende ihres Studiums standen und nochmals verreisen wollten.

Könnt ihr euch sowas vorstellen? Würdet ihr die Pflege erlernen, um einen Freund aus eurem Freundeskreis gemeinsam zu pflegen? Ich muss ehrlich sagen, dass ich mir das nicht vorstellen kann und es vermutlich nicht tun würde. Wie seht ihr das?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich finde es ja toll, dass die Freunde das für ihren Freund getan haben und sicher ist das so, dass so etwas in einer Freundschaft noch einmal mehr zusammenschweißt, aber trotzdem ist es eben auch eine enorme Aufgabe. Das dann alles neben dem Studium durchzuziehen ist bestimmt sehr hart und ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich es mir auch nicht vorstellen könnte und dass mir diese Aufgabe einfach zu groß wäre.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Das ist ja eine schöne Geschichte, aber sollte wohl die absolute Ausnahme darstellen. Nicht jeder hat die körperlichen, geistigen und auch charakterlichen Voraussetzungen für einen Pflegejob, völlig egal, ob man sich um Fremde kümmert oder um einen Freund. Schon allein aus diesem Grund würde ich niemandem einen Vorwurf machen, wenn er oder sie einsieht, dass es ihm zuviel wird, einem nahestehenden Menschen nicht nur beim Verfall zuzusehen, sondern auch alle möglichen Pflegedienste zu übernehmen, die nicht nur schön aussehen und problemlos nebenbei zu machen sind.

Außerdem muss man schon viele Freiwillige finden, damit sich die Arbeit gleichmäßig auf viele Schultern verteilt und nicht ein paar besonders engagierte Freunde quasi ihr Leben jahrelang hintanstellen müssen. Das wäre auch eine meiner Sorgen: Dass sich die Hälfte der Truppe im Lauf der Jahre absetzt, wenn es ihnen zu viel wird und dann ein paar Freunde bleiben, an denen die ganze Arbeit hängenbleibt. Ich hätte nur in sehr wenige Menschen genügend Vertrauen, um davon auszugehen, dass sie so ein Projekt durchziehen bis zum bitteren Ende. Es wird übrigens auch nicht erwähnt, wie es nach dem Ende des Studiums weitergehen soll, wenn die meisten Leute ihre Karriere starten, eigene Familien gründen und generell nicht mehr so viel Zeit übrig haben wie als Studenten.

» Gerbera » Beiträge: 11311 » Talkpoints: 47,42 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich sehe das wie Gerbera und denke auch, dass nicht jeder die Möglichkeit hat, einen Freund oder Angehörigen zu pflegen. Sei es durch die körperliche Belastung oder auch die psychische. Das sollte man sicherlich nicht unterschätzen.

In dem Fall des Freundeskreises kann das sicher auch nur funktionieren, weil sich alle einige waren und sich ernstlich bemüht haben die Pflege zu lernen und sich abwechseln. Das fällt dann sicherlich leichter, als wenn nur ein oder zwei Personen die Pflege komplett alleine übernehmen. Dennoch denke ich auch, dass es sich dabei eher um eine Ausnahme handelt und man solch einen Fall nicht so häufig erlebt.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Für mich käme das ehrlich gesagt nie in Frage. Ich bin sehr loyal und für meine Freunde da, auf mich ist Verlass, aber auch ich habe meine Grenzen und ich bin eindeutig weder physisch noch psychisch dazu in der Lage, einen Pflegejob zu übernehmen. Wenn das der Fall wäre, hätte ich eine entsprechende Ausbildung in diese Richtung gemacht, was aber eindeutig nicht der Fall ist.

Abgesehen davon hat man auch eigene Ziele, die man verfolgen möchte. Wie schon angemerkt worden ist, hat man im Studium (sofern man nicht nebenbei arbeiten muss um die laufenden Kosten zu decken) ausreichend Zeit. Aber sobald man nach dem Abschluss Vollzeit ins Berufsleben einsteigt, sieht die Sache anders aus. Manche Menschen wollen dann eigene Familien gründen, sodass sich die Prioritäten wieder verschieben. Da werden die wenigsten diesen Pflegejob dauerhaft machen wollen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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