Besuch darum bitten, noch länger zu bleiben?

vom 10.03.2016, 17:45 Uhr

Als Kind habe ich mit meinen Eltern sehr oft meine Verwandten besucht. Besonders dann, als es so richtig gesellig und lustig war, wurde mein Vater quasi zum Spielverderber und wollte nach Hause gehen. Die Verwandten haben dann immer auf ihn eingeredet und versucht, ihn dazu zu überreden, noch länger zu bleiben. Allerdings wollte er sich nie darauf einlassen.

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass mich sonst jemand darum gebeten hätte, länger zu bleiben. Mir wurde zwar oft schon vorgeschlagen, dass ich länger bleiben könnte, wobei ich aber nie direkt dazu überredet wurde. Genauso überrede ich auch niemanden, länger bei mir zu bleiben. Wenn jemand gehen möchte, ist das für mich in Ordnung und ich akzeptiere das. Immerhin wird es ja seine Gründe haben, wieso die entsprechende Person gehen möchte. Versucht ihr auch oft euren Besuch dazu zu überreden, noch etwas länger zu bleiben, wenn dieser eigentlich gehen möchte?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Bei mir ist es meine Oma die gerne versucht mich zu überregen länger dazubleiben. Allerdings kommt das bei älteren Leuten die alleine leben so wie ich das bemerkt habe häufiger vor und das verstehe ich auch. Ich lasse mich dann meistens auf einen Kompromiss ein und bleibe noch ein paar Minuten.

Ich selbst kann mich nicht daran erinnern, dass ich Besuch zum Bleiben überredet habe wenn dieser das nicht wollte. Dann würde ich mich fühlen, als wenn ich demjenigen etwas aufzwinge und ich glaube ich wäre dann auch nicht mehr so gelassen, da ich eigentlich möchte, dass der Besuch freiwillig und gerne da ist.

Anders ist es wenn ich merke, dass der Besuch eigentlich nur aus Höflichkeit gehen möchte, weil er zum Beispiel schon lange da war und denkt, dass er stört. Dann sage ich, dass er gerne bleiben kann aber zwinge deswegen auch niemanden dazu.

» bambi7 » Beiträge: 1248 » Talkpoints: 16,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


bambi7 hat geschrieben:Bei mir ist es meine Oma die gerne versucht mich zu überregen länger dazubleiben. Allerdings kommt das bei älteren Leuten die alleine leben so wie ich das bemerkt habe häufiger vor und das verstehe ich auch.

Das hat doch nichts mit dem alter zu tun, wie ich finde. Ich habe eher festgestellt, dass die Generation meines Vaters (er ist 50) so ist, wobei mein Vater aber schon so ist seit ich Denken kann. Das also nur auf das Alter zu schieben finde ich ein wenig übertrieben und auch falsch.

Vielleicht hat das auch was mit dem kulturellen Hintergrund und der Erziehung zu tun. Ich komme schließlich aus einer Migrantenfamilie und in unserer alten Heimat ist Gastfreundschaft ganz anders als hier. Da gehört es zum guten Ton, die Gäste zu bitten, länger zu bleiben. Man will schließlich, dass sie sich wohlfühlen und sich wie zu Hause fühlen: Da wird es schon fast als Beleidigung interpretiert, wenn die Gäste zu schnell weg wollen.

Ich habe oft mitbekommen, dass mein Vater versucht hat, Gäste zum Bleiben zu überreden. Das fing dann damit an, dass sie "nur noch für einen Kaffee" bleiben sollten, egal ob es jetzt 22 Uhr oder 2 Uhr morgens war. Für einen Kaffee war seiner Meinung nach immer Zeit. Wenn die Eltern sich nicht haben überreden lassen, war mein Vater so "dreist" und hat die Kinder (mit denen ich dann gespielt habe als ich klein war) gefragt, ob die denn schon nach Hause wollen. Je nachdem was die gesagt haben ("Nein, wir wollen noch bleiben") hat er das dann als Argument gegen die Eltern benutzt, um die zum Bleiben zu bewegen. Wenn die Kinder auch schon nach Hause wollten, weil es spät war, spielte mein Vater den Beleidigten.

Da ich im Prinzip hier aufgewachsen bin, ist das bei mir nicht so. Ich bin in diesem Sinne zu "westlich". Mir ist das egal, wann Gäste fahren, sie müssen selbst wissen was sie wollen. Bei anderen Menschen mit demselben Migrationshintergrund aus meiner Generation habe ich nicht festgestellt, dass die sich ähnlich verhalten wie mein Vater.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das sind denke ich eher Floskeln, die man früher eben öfter gesagt hat, weswegen die ältere Generation das auch noch gerne anwendet. Ich selber benutze solche Sätze nicht. Wer gehen will, soll das auch ohne schlechtes Gewissen machen können und muss nicht da bleiben nur weil ich gerade die Gesellschaft genieße. Man kann sich ja auch noch mal treffen. Wobei ich auch schon gebeten wurde, aber wie gesagt eher von älterer Verwandtschaft. Von jüngeren Menschen bin ich das nicht gewohnt.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Wenn wir Besuch von guten Freunden haben, einen sehr lustigen Spiele- oder Videoabend erleben oder gerade richtig schön in einer Unterhaltung drin sind und sich dann einer aus der Runde verabschieden muss, kommt es schonmal vor, dass wir nachfragen, ob er nicht noch einen Moment länger bleiben möchte. Damit wollen wir ihn aber weder dazu zwingen noch ihm ein schlechtes Gewissen machen, sondern eher zum Ausdruck bringen, wie viel Spaß wir gerade haben und dass wir seine Anwesenheit genießen. Wenn der Bekannte jedoch noch einen Termin hat oder am nächsten Morgen früh aus dem Haus muss, haben wir vollstes Verständnis, wenn er das Angebot ablehnt.

Ansonsten bitte ich Besuch eigentlich nicht darum, länger zu bleiben, da ich es von mir selbst kenne, dass ich ohnehin oft ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich gehen muss oder möchte. Würde man mir in dieser Situation noch unzählige Vorschläge machen, was man noch tun könnte, wenn ich bliebe, würde es mir noch schwerer fallen, den Absprung zu schaffen. Manchmal bin ich aber einfach müde, im Stress oder ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr so sehr zu Geselligkeit aufgelegt, dass ich es bevorzuge, in einem schönen Moment zu gehen, anstatt sitzen zu bleiben und mir dann Gedanken zu machen oder mich zu langweilen.

In der Regel ist es auch so, dass ein gemeinsamer Abend früher oder später sowieso auf den Moment der Verabschiedung zusteuert, wenn die Aktivität, die man geplant hatte, beendet ist und einem der Redestoff ausgeht. Zumindest hatte ich in letzter Zeit bei Besuchen immer den Eindruck, dass Gastgeber und Gast mehr oder weniger in stummem Einverständnis das Treffen zur gleichen Zeit aufgelöst haben.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Ich würde meinen Besuch auch nicht direkt darum bitten, noch länger zu bleiben. Zumindest würde ich niemanden dazu überreden wollen, wenn ich merke, dass der Besuch gehen möchte, weil er zum Beispiel noch eine längere Fahrt vor sich hat. Wenn der Besuch vielleicht aus Höflichkeit gehen möchte, weil ich mal gegähnt habe oder so, dann sage ich nur schon mal, dass das nicht nötig ist und er noch länger bleiben kann. Aber auch dann würde ich niemanden überreden wollen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich versuche auch keinen Besuch zu überreden, dass er doch länger bleiben soll. Die meisten Gäste, die wir mal haben, kommen öfter mal vorbei, so dass man sich immer wieder mal sieht und es dann auch nicht schlimm ist, wenn sie nicht länger bleiben.

Meine Eltern und meine Schwester kommen mich dagegen eher selten besuchen, da sie weiter weg wohnen und nicht mal eben auf einen Kaffee vorbei kommen können. Wenn sie dann fahren wollen, bin ich doch schon meistens etwas traurig. Dennoch frage ich dann nicht, ob sie nicht noch bleiben möchten. Ich weiß ja, dass sie eine längere Fahrt vor sich haben und das planen sie dann auch immer mit ein.

Ich bin auch eigentlich noch nicht gefragt worden, ob ich nicht noch bleiben möchte. Höchstens wenn ich mal bei meinen Eltern zu Besuch war, dass meine Mutter das am Rande mal sagte, aber sie weiß auch, dass das dann nicht geht.Normal hat man als Besucher doch auch immer einen Grund, warum man dann irgendwann sagt, dass man nun wieder aufbrechen möchte. Das würde ich dann auch so akzeptieren.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich kenne das noch von meinem Opa, Gott hab ihn selig. Immer, wenn meine Mama gesagt hat, dass wir jetzt auch langsam wieder nach Hause fahren werden, dann hat er uns indirekt einfach noch länger aufgehalten. Er hat uns dann etwas am Computer gezeigt oder meine Mama noch gefragt, ob sie ihm bei diesem oder jenem Problem helfen könnte.

Oder er hat ihr etwas gezeigt, was er gewerkt hat und ihr das lang und breit erklärt. Ab und zu denke ich, man hätte sich damals einfach mehr Zeit nehmen sollen, als er noch gelebt hat, obwohl er ab und an anstrengend war. Aber man merkt einfach erst, wie viel einem ein Mensch bedeutet, wenn er nicht mehr da ist.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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