Fremden Menschen aus einem Forum helfen und unterstützen

Ich denke, dass kommt auch auf die Art des Forums an und auch auf die Personen, die Hilfe brauchen und die Personen, die Hilfe leisten wollen. Hier finde ich den Umgang generell sehr unpersönlich und würde eher dazu tendieren, hier niemand helfen zu wollen. Einfach weil viele hier eben nur wegen der Punkte schreiben und da auch gerne mal was erzählt wird, was nicht den Tatsachen entspricht.

In anderen Foren oder Communitys, in denen der Umgang persönlicher ist, bin ich durchaus bereit auch mal jemand was zukommen zu lassen, falls ich selbst was habe. Vor Jahren habe ich einer jungen Frau, die gerne liest, aber eben kaum Geld hat, eine große Kiste mit Büchern geschickt und bekam dafür die Portokosten ersetzt. Die Frau hat sich sehr gefreut.

Ich selbst habe auch schon Dinge erhalten, die mir das Leben erleichtert haben und bin deshalb auch gerne bereit, mal was zu geben, falls es mir möglich ist. Allerdings ist in den Communitys, in denen ich hauptsächlich aktiv bin, auch der Kontakt ein wenig anders als hier.

So etwas könnte mir ehrlich gesagt nicht passieren. Zunächst einmal haben Online-Bekanntschaften für mich nicht den gleichen Stellenwert wie Bekanntschaften im richtigen Leben. Zwar steckt hinter jedem Online-Nicknamen auch ein Mensch, allerdings sind das für mich maximal oberflächliche Bekanntschaften und auch nach mehreren Jahren würde ich in einem solchen Kontakt keine Freundschaft nehmen und mich erst recht nicht für die Person verantwortlich fühlen. Ich lerne meine Freunde lieber im richtigen Leben kennen und bis ich jemanden als wirklichen Freund bezeichne, vergeht auch schon einige Zeit. Ich neige dazu, auch eher einem guten Freund zu helfen als jemandem, den ich maximal als lockeren Bekannten bezeichnen würde.

Letztendlich weiß man nie, wer sich im Internet hinter dem Phantasienamen verbirgt. Ich mache mir lieber ein eigenes Bild von den Personen als dass ich einfach blind alles glaube, was mir da erzählt wird. Natürlich kann man sich auch im wahren Leben in jemandem täuschen, aber ich finde es dennoch sinnvoller, jemanden wirklich über einen längeren Zeitraum unter anderem auch im realen Leben kennenzulernen als ihm allein aufgrund irgendwelcher Aktivitäten in Internetforen alles zu glauben, was er von sich gibt. Es kann zum Beispiel gut sein, dass die Person, die sich als bedürftig darstellt, in Wahrheit überhaupt keine finanziellen Probleme hat und sich über die zusätzlichen Spenden einfach freut und ins Fäustchen lacht.

Ich finde es richtig naiv, einer Internetbekanntschaft alles abzukaufen und dann auch noch Geld zu überweisen. Wenn jemand immer wieder von seinen finanziellen Problemen berichtet, finde ich das auch eher unangenehm, weil dadurch automatisch der Eindruck entsteht, dass die Person darauf hofft, dass ihr Geld von anderen angeboten wird. Um was für ein Internetforum handelt es sich in deinem Fall überhaupt? Ist das ein allgemeines Forum, oder geht es dort allgemein um finanzielle Fragestellungen? Ich finde es schon recht unangebracht, sich mit solchen Themen immer wieder in einem Forum zu Wort zu melden. Ich frage mich also, warum die Person das macht und da denke ich dann natürlich auch direkt daran, dass derjenige vielleicht bewusst darauf hofft, dass ihm Geld angeboten wird.

Ich fände schon finanzielle Unterstützungen innerhalb des Freundeskreises mehr als unpassend, weil dadurch immer Abhängigkeitsverhältnisse geschaffen werden. Das ist für keinen der Beteiligten schön. Fremden Leuten würde ich erst recht nichts geben. Erwachsene Menschen in Deutschland sollten für sich selbst sorgen können. Wenn ich spende, dann nur für Tiere in Not, für Organisationen, die sich gegen Tierversuche und anderen Tiermissbrauch einsetzen. Für Menschen gebe ich grundsätzlich nichts, schon gar nicht in Deutschland, wo man wirklich nicht hungern oder auf der Straße leben muss.

Interessant finde ich allerdings, dass du in einem anderen Thread beschreibst, dass du selbst auf finanzielle Zuwendungen deines Vaters angewiesen bist, auf der anderen Seite aber fremden Leuten noch Geldspenden zukommen lässt, obwohl du die Personen nicht einmal kennst und es ihnen sicher immer noch besser geht als den meisten anderen Menschen auf diesem Planeten. Dass deine Freunde dies komisch finden, kann ich sehr gut nachempfinden, auch dass es als naiv angesehen wird.

Ich habe durchaus schon Leuten, die ich nicht persönlich kannte, ausgeholfen, aber nicht mit Geld. Ich war früher im Buchforum einer Tauschseite, die es inzwischen nicht mehr gibt, aktiv, und habe dort mal Bücher für eine Schulbibliothek gespendet und Postkarten an einen Sammler geschickt. Und in einem Nähforum habe ich schon öfters Sachen an Leute geschickt, die diese Sachen für ihre Projekte gebraucht haben.

Das hat mich aber alles außer dem Porto nichts gekostet, weil ich die Sachen eh zu Hause herum liegen hatte und nicht gebraucht habe. Es muss ja nicht sein, dass jemand extra Knöpfe aus China bestellt, wenn ich ganz ähnliche zu Hause herum liegen habe und für 60 Cent zu ihr schicken kann. Und über ein Nähprojekt oder eine Postkartensammlung zu lügen um an Dinge heran zu kommen, die eher einen ideellen Wert haben würde ich nun wirklich niemandem zutrauen.

Bei Geld ist das natürlich anders und deshalb würde ich auch niemandem Geld schenken, den ich nicht persönlich kenne. Da kann die Person noch so eine netten Eindruck machen, man weiß nie.

Allein schon durch die Tatsache, dass es im Internet zahlreiche Ratsuchende gibt, die einen Hilferuf aussenden und die dann Zuspruch und Lösungsvorschläge erhalten, kann eine großartige Hilfe sein. Ich muss aber sagen, dass diese Art der Hilfe auch bei mir persönlich die einzige Möglichkeit wäre, um jemanden zu unterstützen. Das Zuhören und selbst die virtuelle Schulter zum Anlehnen kann schon durchaus hilfreich sein.

Ich würde nur bei virtuellen Bekannten, die mir nicht mehr ganz so anonym sind, eine Hilfeleistung im Sinne von materiellen Dingen oder finanzieller Aushilfe erbringen, aber völlig fremden Personen etwas Geld zu spenden oder so, käme mir nicht in den Sinn. Ich könnte mir lediglich vorstellen, Dinge, die ich nicht mehr benötige und die gebraucht werden könnten, zu spenden, ohne, dass es mir weh tut. Aber einen reinen Umschlag mit Geld fremden Menschen zu überlassen, dafür habe ich einfach kein Geld übrig.

Ich wäre da auch sehr vorsichtig, gerade wenn es anonyme Menschen in Foren sind, die dann auf das Mitleid der anderen User abzielen. Ich habe so etwas auch schon erlebt und es wurden Spenden in einem Forum für solche eine angeblich hilfsbedürftige Person gesammelt. Am Ende kam dann aber doch raus, dass es eine Masche war und alle abgezockt wurden, die es gut gemeint haben.

Daher würde ich da auch eher kein Geld oder ähnliches schicken. Das würde ich nur bei guten Freunden machen und ansonsten versuchen auf anderem Weg zu helfen. Man kann ja Tipps geben oder die Empfehlung zu einer Beratungsstelle aussprechen oder ähnliches.

Wenn man jemanden acht Jahre aus einem Forum kennt und vielleicht sogar privaten Kontakt hat, ist es ja kein Fremder mehr, dann hat es sich irgendwann zu einer Bekanntschaft und möglicherweise zu einer Freundschaft entwickelt. Ich bin aber sowieso immer vorsichtig, wenn es um Geld geht, das halte ich selbst bei Familie und Freunden so, weil es zu schnell Ärger geben kann. Dass ich also einer Internetfreundin Geld spenden oder schenken würde, ist relativ unrealistisch anzunehmen.

Dazu bräuchte ich nicht einmal das Gefühl, dass die Person übertreibt oder eine Lügengeschichte erzählt, aber ich habe nicht das Bedürfnis halbwegs unbekannte Leute zu retten. Dafür habe ich schon im Leben genug zu tun oder zu tun gehabt und keinerlei Bedarf. Es ist auch relativ schwierig bei mir, in so einer Situation einen Handlungsimpuls auszulösen. Ich habe es auch einmal erlebt, dass in einem Forum Geld gesammelt wurde, damit irgendeine Tierarztrechnung bezahlt werden konnte und habe mich ehrlich gesagt nicht daran beteiligt.

Für mich war das nämlich eine Person, die sich immer wieder durch Dramatik und Unachtsamkeit von einer Krise in die nächste stürzte und an den Rettungswillen der Leute appellierte. Bei so etwas gehen bei mir alle Schotten runter. Umgekehrt habe ich aber schon mal ein größeres Paket mit vielen nützlichen Sachen an jemanden geschickt, der sein finanzielles Dilemma nicht ständig an die große Glocke hing.

Ich bin auch der Meinung wie Verbena, die meisten die in einer finanziellen Notlage sind, schämen sich dafür und hängen es nicht an die große Glocke. Diejenigen, die es machen, sind es glaube ich einfach gewohnt, dass immer andere Personen die Verantwortung für ihr Handeln und dessen Konsequenzen übernommen haben.

Dann werden sie wahrscheinlich bei Familie, Freunden und Verwandtschaft auch schon auf Granit gestoßen sein und probieren es dann in einem Forum. Gut, wenn ich jetzt Dinge herum liegen habe, die mir nichts bringen und jemand, der in Not ist, hat eine Freude damit, okay, dann ist so ein Carepaket jetzt nichts, was mir weh tut. Allerdings würde ich niemals Geldspenden machen, das wäre mir einfach zu unsicher. Mir hilft ja auch keiner mit Geld aus und das möchte ich auch nicht.

Es gibt immer einen Weg, wie man über die Runden kommt, auch wenn man nicht so viel Geld zur Verfügung hat. Gerade in Österreich und Deutschland ist das Sozialsystem mehr als nur gut ausgebaut und es gibt überall Anlaufstellen (die Tafel oder bei uns heißt es Tischlein deck dich) oder andere Secondhandshops oder Caritas und ähnliche Einrichtungen. Man weiß ja schließlich auch nicht, was mit dem gespendeten Geld passiert.