Durch Babytiere weniger Appetit auf Fleisch haben?

Ich las vor kurzem von einer sehr interessanten Studie. Wissenschaftler der Lancaster University und des University Colleges in London haben 781 amerikanische Probanden zu einem Test eingeladen. Die Probanden erhielten ein Fleischgericht vorgesetzt, stets in Begleitung mit dem Foto eines Tierbabys (oder mit dem Bild eines erwachsenen Tieres) und sollten dann die Zärtlichkeitsgefühle gegenüber dem Tier bewerten und anschließend dei Appetitlichkeit des Fleisches auf einer Skala von 0 bis 100.

Dabei kam heraus, dass Frauen das Essen dann deutlich unappetitlicher empfunden haben, wenn sie mit einem Foto von einem Tierbaby konfrontiert worden sind. Bei Männern war der Effekt nicht ganz so stark. Beide Geschlechter hatten vorher überwiegend angegeben, dass sie gegenüber Tierbabys eine gewisse moralische Verpflichtung verspürten.

Was haltet ihr davon? Meint ihr, dass man tatsächlich weniger Lust auf Fleisch hat, wenn man mit Tierbabys konfrontiert wird? Oder zweifelt ihr die Methodik der Wissenschaftler oder die Auswahl der Probanden an? Würde euch der Appetit vergehen beim Anblick von Babytieren?

Ich kann nun nicht allgemein sagen, dass mir beim Anblick von Babytieren der Appetit auf Fleisch vergehen würde. Aber wenn man den direkten Zusammenhang hat, also Kalbfleisch auf dem Teller und ein Foto von einem süßen Kälbchen daneben, dann müsste ich auch sagen, dass ich das Fleisch nicht so gut und gerne essen würde.

Genauso ist es bei einem Spanferkel zum Beispiel. Deswegen kann ich mir schon denken, dass diese Fotos etwas bei den Menschen bringen, die dafür sehr empfänglich sind. Aber das ist eben komplett abhängig von der Person selber, die das Foto sieht und ich glaube auch nicht, dass der Effekt lange anhält.

Ich kann mir das sehr gut vorstellen, dass das funktioniert. Denn der Grund, warum viele von uns immer noch Fleisch essen, ist doch der, dass wir uns, wenn wir es essen nicht vorstellen, wie es ausgesehen hat, als es noch gelebt hat. Oder wenn wir uns das auch vorstellen, dann stellen wir uns sicher nicht vor, wie es geschlachtet wurde.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Bereitschaft Fleisch zu essen bei den Probanden ebenfalls sinken würde, wenn sie zuvor ein Video über die Zustände der Schlachtungen in Massentierhaltungen gesehen hätten. Deshalb denke ich mir schon, dass dieses Experiment den Tatsachen entspricht.

Da ich genügend Menschen kenne, die schon kein ganzes Hähnchen oder meinen ganzen Tisch ertragen, weil dann deutlich wird, dass Fleisch nicht auf Bäumen wächst, dürfte das tatsächlich so sein. Tierkinder sind schließlich noch schlimmer. Mich stört es nicht, aber ich kann mein Fleisch auch selbst besorgen.

Ich bringe mit dem Essen, das ich vor mir auf dem Teller habe, keine Bilder von Tierbabies in Verbindung und glaube auch nicht, dass das Zeigen solcher Fotos oder Videosequenzen mir ein schlechtes Gewissen verursachen und mir den Appetit verderben würde. In der Regel schlachtet man für ein Filetsteak kein neugeborenes Lamm und bereitet eine Entenleberpastete auch nicht aus einem flauschigen kleinen Küken zu, sondern man züchtet die Tiere gezielt und bis zu einem ausgewachsenen Stadium an. Natürlich ändert das nichts an der Tatsache, dass sie auch einmal klein und putzig waren, aber für mich sind sie in dem Moment, in dem ich das Essen bekomme, nun mal keine lebenden Wesen mehr, sondern Fleisch und Lebensmittel.

Wer mit dem Gedanken daran, dass sein Essen einmal gelebt hat, nicht zurechtkommt, dem steht es frei, auf den Verzehr dieser Waren zu verzichten. Ich selber möchte mich in meiner Ernährung aber nicht einschränken, weil mir Fleisch nun mal schmeckt und weil ich auch keine Gewissensbisse habe, es zu verzehren. Die Umstände der Tierhaltung sind nicht immer optimal und man hört und sieht da zweifellos schreckliche Dinge, aber was bringt es mir, darüber zu lamentieren und mich selbst zu verurteilen, wenn ich in die Augen eines Kaninchenbabys schaue? Ich achte lieber auf eine vertrauenswürdige Herkunft meines Fleisches und genieße in Maßen anstatt in Massen.