An Schwächen arbeiten oder einfach so hinnehmen?
Jeder Mensch hat sowohl Stärken, aber auch Schwächen, wobei es bei mir natürlich auch nicht anders ist. Da es sich ja auch um Charaktereigenschaften handelt, habe ich diese Schwächen schon seit einigen Jahren, ohne dass sich da etwas dran geändert hat. Das finde ich aber nicht weiter schlimm, da ich meinen Schwächen auch etwas Positives abgewinnen kann. So bin ich beispielsweise sehr emotional, was ja aber auch nicht immer schlecht sein muss.
Ich muss sagen, dass ich eigentlich nicht versuche, an meinen Schwächen zu arbeiten, sondern dass ich sie so hinnehme. Ich wüsste ohnehin nicht, wie ich es denn schaffen sollte, beispielsweise weniger emotional zu sein. Ich denke, dass ich da auch nicht viel dagegen machen kann. Arbeitet ihr regelmäßig an euren Schwächen oder nehmt ihr sie so hin?
Das kommt doch sehr auf die jeweilige Schwäche an, oder? Mangelnde emotionale Kontrolle und Ungeduld sind nicht generell ein Problem, aber wenn man mit Tieren arbeitet, dann kann man sich das nicht leisten. Also musste ich daran arbeiten.
Dann konnte ich mich früher in Stresssituationen nur schlecht auf das Wesentliche konzentrieren. Daran zu denken, was passiert wenn, wäre in meinem ersten Job tödlich gewesen. Aber das musste ich wirklich üben, eine angeborene Stärke war das bei mir nicht gerade.
Wobei wir bei einem weiteren Schwachpunkte wären, der nicht gerade hilfreich für mich war. Ich war sehr angepasst und habe brav ja und Amen gesagt. Das Selbstbewusstsein, eine andere Meinung zu vertreten, hatte ich nicht wirklich.
Nur gibt man anderen so keine Sicherheit und man setzt dringende Anweisungen auch nicht glaubhaft durch. Das habe ich zum Glück schon in der Pubertät gelernt, es hat mir mein Leben sehr erleichtert. Ansonsten wäre ich später oft ins Schwimmen geraten.
Aber mit anderen Jobs hätte es ebenso gut sein können, dass diese Schwächen nie problematisch geworden wären. Daher finde ich eben, dass man nur etwas ändern muss, wenn man sich durch seine Schwächen selbst im Weg steht. Schließlich hat jeder welche, die machen uns mit aus und können sehr sympathisch sein.
Wenn mir bestimmte Schwächen im Alltag nicht im Wege stehen würden, dann würde ich auch keinen Grund dafür sehen, mich in dieser Hinsicht zu ändern.
Wenn ich jedoch zum Beispiel extrem schüchtern wäre und nie Wünsche äußern würde, auch in der Beziehung nicht, dann würde ich es in dem Fall schon als Notwendigkeit erachten, mich dahingehend zu ändern und offener über alles zu sprechen. Eine Beziehung mit einer chronisch verschlossenen Person kann ja nicht gut gehen während Verschlossenheit gegenüber wildfremden Personen ja wiederum positiv ist.
Ich denke auch, dass es auf die Schwäche ankommt. Wenn man Schwächen hat, die einen stark einschränken oder den Alltag behindern, muss man ganz klar daran arbeiten, weil man sonst drauf geht, aber wenn man nur eine normale Schwäche hat, muss man nicht daran arbeiten.
Um das mal an einem Beispiel fest zu machen: Sagen wir mal man kann nicht die Wohnung verlassen, weil man eine soziale Angst vor Menschen hat. Daran muss man arbeiten, weil man sonst kein richtiges Leben haben kann. Eine Schwäche, an die man arbeiten kann ist dann zum Beispiel eine Matheschwäche.
Ramones hat geschrieben:Sagen wir mal man kann nicht die Wohnung verlassen, weil man eine soziale Angst vor Menschen hat
Das ist keine charakterliche Schwäche, sondern eine Krankheit, nämlich entweder eine Agoraphobie, eine Sozialphobie, eine Kombination aus beidem oder womöglich noch etwas anderes. Ich finde es ja auch sowieso immer wieder interessant, wie viele vermeintlich gesunde Menschen der Meinung sind, ein psychisch kranker muss an seiner vermeintlichen Schwäche arbeiten. Warum eigentlich? Es gibt Leute, die es auch schaffen, sich einzurichten, auch wenn es für andere nicht erstrebenswert erscheint. Als ob das immer alles so einfach wäre, wie es hier dargestellt wird.
Natürlich habe ich auch einige Schwächen, bei mir ist auch die Ungeduld eine davon. Das kann sogar bis zur Unduldsamkeit werden, wenn ich das Gefühl habe, jemand hört nicht richtig zu oder begreift manches einfach nicht. Für mich selbst ist das vor allem in allen Situationen, wo es ums Warten geht hart, ich glaube, ich möchte da nicht meinen Blutdruck wissen. Selbstverständlich könnte ich jetzt daran arbeiten und versuchen mit meditativen Techniken dem entgegen zusteuern, aber ich bin ehrlich gesagt einfach zu faul dazu.
Eine Schwäche unter der ich selbst manchmal leide, ist mein Hang zur Prokrastination, wenn es um unangenehme Dinge geht und die damit verbundene Neigung, jeglichen Biss, den ich sonst habe, total schleifen zu lassen. Ich werde dann innerlich ganz mutlos und kann mich nicht aufraffen, zum Beispiel den Zahnarzt anzurufen und schiebe das teilweise wochenlang täglich vor mir her. Das ärgert mich manchmal selbst sehr.
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