Bei welchen Themenbereichen reagiert ihr überempfindlich?
Ich bin nun kein so besonders überempfindlicher Mensch und reagiere nicht direkt verletzt, wenn mir jemand etwas sagt oder Kritik an mir äußert. Besonders dann, wenn es sich um Menschen handelt, denen ich nicht besonders nahestehe, lässt es mich oft kalt, wenn da jemand etwas sagt, womit ich so nicht einverstanden bin. Allerdings ist mir aufgefallen, dass viele Leute in einem oder mehreren Bereichen sehr empfindlich sind, was Kritik angeht.
Eine Arbeitskollegin von mir hat wohl im Laufe der letzten Jahre die Hälfte ihres Körpergewichts verloren, wobei sie da sehr stolz drauf ist. Allerdings reagiert sie direkt überempfindlich, wenn jemand irgendetwas über ihre Ernährung oder Figur sagt. Sie fühlt sich direkt angegriffen und meint, sich verteidigen zu müssen. Dabei handelt es sich meistens um Komplimente, die ihr gemacht werden.
Gibt es irgendwelche Themenbereiche, bei denen ihr absolut überempfindlich reagiert und schnell eingeschnappt seid? Stört es euch selbst, dass ihr da so empfindlich seid und wollt ihr daran arbeiten oder findet ihr dieses Verhalten von euch absolut berechtigt?
Ich bin wohl generell etwas empfindlicher, wenn ich so darauf höre, was andere über mich sagen. Aber ein wunder Punkt ist auch ganz klar meine Figur oder eben allgemein mein Aussehen. Da reagiere ich auch sehr schnell empfindlich, wenn jemand irgendwie Kritik äußert oder etwas unschönes sagt. Ich nehme es mir dann schon sehr zu Herzen, auch wenn es vielleicht von einem Fremden kommt und mir dann normal egal sein sollte.
Ich bin dann auch unter Umständen beleidigt. Auch mein Mann bewegt sich da auf dünnem Eis und muss aufpassen was er sagt. Ich finde mich leider alles andere als attraktiv und bin wohl weit von einer guten Figur entfernt. Daher frustriert mich so etwas dann noch mehr, wenn da jemand etwas unschönes sagt.
Ich reagiere überempfindlich, wenn es um meinen Sohn geht. Manche Mütter neigen dazu, Kinder untereinander zu vergleichen, als wäre das eine Art "Wettbewerb" welches Kind zuerst sprechen, laufen etc. kann. Mein Sohn war in mancher Hinsicht ein Spätentwickler, was mich aber nicht besonders stört. Jedes Kind hat ein eigenes Tempo und ich möchte ihm da auch keinen Druck machen. Ich habe aber schon Mütter gehört, die so Kommentare geäußert haben, dass so eine langsame Entwicklung nicht normal sei und andere Kinder wären ja schneller und so.
Nur weil ein anderes Kind schneller sprechen oder laufen kann, ist das Kind doch nicht das Maß aller Dinge. Ich finde solche Vergleiche ziemlich albern und habe dann immer Wunsch, meinen Sohn da zu verteidigen, weil er es selbst ja noch nicht kann.
Ich denke, dass jeder Mensch gewisse Themenbereiche hat, wo er überempfindlich reagiert. Das sind dann die Themen, wo bestimmte Trigger ausgelöst werden. Ich reagiere zum Beispiel empfindlicher, wenn ich übergangen werde und wenn Entscheidungen über mich hinweg getroffen werden, die mich aber eindeutig betreffen. Ich bin doch kein Kind mehr, mal ehrlich. Ich kann auch für mich sprechen und bin nicht eingeschränkt oder so etwas.
Wobei ich da natürlich auch wieder unterscheide. Wenn der Chef beschließt, dass ich Aufgabe XY machen soll, dann wird das gemacht. Das stört mich dann auch nicht, aber wenn ich privat quasi entmündigt werde, könnte ich ausflippen. Zum Glück sind solche Momente aber eher selten.
Wie man bei mir gerne mal merkt, neige ich beispielsweisezu Überreaktion, wenn es darum geht, Leute in bestimmte Geschlechterrollen zu zwängen und/oder generell andere Menschen nicht so sein "dürfen", wie sie nun mal sind, weil es dem Sprecher/der Sprecherin nicht gefällt.
Ich betrachte mich zwar auch nicht als so "besonders", dass ich von dieser Einstellung speziell betroffen bin, aber ich ärgere mich doch jedes Mal schwarz, wenn es immer noch heißt, dass Ehe und Familie doch die wahre Bestimmung einer Frau sind und wenn man mit Ende Dreißig noch unverheiratet/kinderlos ist, ist man ein defekter Krüppel, der für die Gesellschaft keinen Wert hat und nur völlig sinnlos durchgeschleppt wird. Und selbstverständlich hat eine Frau ihre Erfüllung in der Hausarbeit zu finden und sollte Erwerbstätigkeit oder gar körperlich anstrengendere Tätigkeiten (wie "schwer heben", weil man sich ja sonst den "Unterleib" versaut) tunlichst den Männern überlassen.
Diese Meinungen werden zwar selten explizit so ausgedrückt, aber im Endeffekt läuft es immer auf das Eine hinaus: Du machst etwas anders als ich, also bist du falsch! Und das ärgert mich jedes Mal gewaltig, weil das Leben doch viel interessanter ist, wenn man akzeptiert und wahrnimmt, dass Leute ihre eigenen Entscheidungen treffen, was ihr Leben angeht.
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