Wann nach dem Tod schlecht über Eltern reden?

vom 05.08.2018, 21:09 Uhr

Normalerweise soll man über Tote nichts Schlechtes sagen. Dies gilt nicht immer. Die Tochter von Steve Jobs hält sich nicht an dieses ungeschriebene Gesetz. Ihr Vater war sicher kein Mustervater aber auch kein Schwerkrimineller. Ich hätte solche Aussagen nicht getroffen. Wie seht ihr das?

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Nach dem Tod nicht schlecht über die Menschen zu reden finde ich albern. Einfaches Beispiel aus meinem Umfeld. Person A wurde von Person X beleidigt und fertiggemacht, auch nicht zum ersten Mal, so schlimm dass Person A einige Stunden weinen musste. Am nächsten Tag stirbt Person X und nun redet Person A davon wie lieb X doch immer war. Ist das nicht krank? Ich empfinde es als bescheuert. Man sollte ehrlich bleiben.

Natürlich muss man kein Buch schreiben und Details verraten, die in der Öffentlichkeit nichts zu suchen haben, aber generell kann ich mit diesem "nach dem Tod nichts Schlechtes sagen" nichts anfangen. Durch den Tod wird die Person nicht automatisch besser und über Hitler spricht man auch nicht besser nur weil er tot ist und das ist ja auch richtig so.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Warum hättest du solche Aussagen nicht getroffen, selbst wenn sie möglicherweise oder sogar relativ wahrscheinlich der Wahrheit entsprechen? Weil es die Öffentlichkeit ist? Weil es Steve Jobs ist? Der Mann soll alles andere als ein einfacher, netter Charakter gewesen sein. Und dem Artikel nach war er ja auch ein alles andere als guter Vater. Man kann diesen Weg der Aufarbeitung mittels eines öffentlichen Buches natürlich generell kritisch sehen und ihr sogar finanzielle Partizipation am Ruhm ihres Vaters unterstellen, aber nur, weil es ein angebliches Dogma gibt, über Tote nicht schlecht zu sprechen, ist für mich kein Argument.

Natürlich darf man über Tote negative Dinge sagen, wenn sie negative Dinge getan haben, so einfach ist das. Was ist mit Leuten, die in Therapien schlechte Kindheiten aufarbeiten, sollen die alle in Schweigen, Verdrängung und Verleugnung oder Ungeschehen machen verfallen, weil ein potentieller Täter plötzlich tot ist? Durch den Tod wird ein Mensch nicht posthum geadelt und auch etwaiges Fehlverhalten relativiert sich dadurch nicht plötzlich.

Eigentlich ist es sogar ein Unding, auf die Menschen, die reden, dann mit dem Finger zu zeigen, als ob diese plötzlich in eine Täter-Rolle gelangt sind, nur weil jemand tot ist und man über einen Toten nicht mehr schlecht reden darf.

» Verbena » Beiträge: 4964 » Talkpoints: 2,63 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



So ein ähnliches Thema hatten wir hier schon mal Nach dem Tod eines Menschen weiterhin über ihn herziehen? Ich bin der Meinung, dass man nach dem Tod eines Menschen ja nicht die Meinung ändert. Es ist doch so, dass der Mensch sich im Tod nicht geändert hat. Warum soll man dann Aussagen nicht tätigen, die die Wahrheit sagen.

Für mich wäre es Heuchelei, wenn ich jetzt plötzlich gut über den oder die Tote rede, die mir zu Lebzeiten das Leben zur Hölle gemacht hat. Ich kann durchaus auch über den Tod hinaus nicht verzeihen und auch nicht vergessen. Egal, ob es Mutter, Vater oder ein anderer Verwandter oder Bekannter ist. Wenn es der Wahrheit entspricht kann man das doch ruhig sagen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich habe ehrlich gesagt nie verstanden, warum so viele Menschen nach einem Todesfall so verklemmt sind und dann alles beschönigen und verklärend betrachten. Das ist doch komplett verlogen, mal ehrlich. Ich finde nicht, dass etwas dagegen spricht, die Fakten offen darzulegen, wenn jemand einem verstorben ist und kein guter Mensch gewesen ist und zig schlechte Taten getan hat. Warum sollte man die Fakten leugnen? Nur weil die Fakten beschönigt und verdreht sind, sind sie noch lange nicht wahr.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich denke, dass man durch den Tod eines Menschen seine Meinung über diese Person nicht ändert. Ansonsten fände ich es auch schon komisch und irgendwie auch Charakterschwach, wenn man dann plötzlich nur noch in den höchsten Tönen von dem Verstorbenen sprechen würde. Ich denke, dass man jedoch nicht unbedingt direkt damit hausieren gehen muss und jedem auf die Nase binden sollte, dass man von jemandem nichts gehalten hat, der eben verstorben ist.

Bei Prominenten ist es doch meist so, dass sie solche Dinge nutzen, um eben mal wieder Schlagzeilen zu machen. Seien wir doch mal ehrlich, dass wird da meistens dahinter stecken. Es wird kaum Beachtung geschenkt werden, wenn der Star sagt, wie sehr er einen verstorbenen Elternteil geliebt hat. Da finde es doch viele interessanter, wenn da eben ordentlich drüber hergezogen wird.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Nur weil man über Tote nicht schlecht reden sollte, heißt es ja nicht, dass man außergewöhnlich gut über die Toten sprechen sollte. Ich würde, wenn es mich betreffen würde, einfach gar nicht über die Person sprechen. Also es hat schon eine Zeit gegeben, da ist eine Nachbarin von mir gestorben, die ich nicht so gerne hatte, weil sie mich immer traktiert hatte.

Allerdings war es dann so, dass, als sie gestorben ist, mich das schon getroffen hat, weil der Mann eigentlich immer nett zu mir war und mir auch nichts getan hat. Er hat sehr unter dem Tod gelitten. Ich habe einfach gar nichts über diese Frau gesagt, als sie gestorben ist.

Also ich finde es auch krank, wenn man außergewöhnlich gut über jemanden spricht, wenn er tot ist, wenn man vorher die ganze Zeit kein gutes Haar an demjenigen gelassen hat. Aber das macht man ja im Normalfall nicht. Bei uns ist es so, dass man sich seinen Teil denkt und sich einfach nicht über den oder die Verstorbenen äußert.

Die Tochter von Steve Jobs wollte wahrscheinlich einfach nur in der Öffentlichkeit stehen. Denn wie wird man bekannter als mit Bad News. Sie hat die Gunst der Stunde genutzt und Millionen Menschen fallen darauf herein. Nun wird sie auch kein unbekanntes Gesicht mehr in den Medien sein, was sie sich zu Nutze machen kann.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich kenne natürlich den Satz „über Tote spricht man nicht schlecht“, aber wer sagt das eigentlich? Ich bemühe mich zwar auch, nicht negativ zu sprechen oder dann am besten über den Toten gar nicht zu reden, aber ich werde einen feuchten Kehricht tun, um jemanden schön zu reden, obwohl er es charakterlich nicht wahr, nur weil er oder sie tot ist. Das gilt nun einmal auch für meine Eltern.

Wenn mein Erzeuger Tod ist, wird man sicherlich auch mal positives hören, aber ansonsten nur Schlechtes. Will man es nicht hören, dann sollte man mich nicht fragen. Das geht bei vielen Verwandten freiwillig so weiter. Ich mache da keine Geheimnisse raus, nur weil die Person tot ist und werde einen Teufel tun, dann in Lobeshymnen verweilen, wenn es eben so nicht war, wie es nun gerne dargestellt wird.

Ich habe viele in der Verwandtschaft, die sogar einen sexuellen Übergriff des Partners schön reden, nur weil er tot ist. Da habe ich kein Verständnis für. Auch Gewalt in der Ehe wird auf einmal schöner geredet. Kann ich nicht kapieren. Auf einmal wird die Oma, die man tagein und tagaus beleidigt hat, schön geredet etc.

Ich rede so, wie es war. Egal, ob die betreffende Person tot ist oder lebt. Da machte ich nie ein Geheimnis heraus und meine Familie ist dafür mit verantwortlich. Denn sie haben mir immer gezeigt, wie ich gerade nicht werden möchte. Falsch, verlogen und mehr. Ich habe daher schon früh angefangen, jedem vor dem Koffer zu knallen, was ich von ihnen halte und wenn etwas war, dann mache ich das auch über den Tod hinaus.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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