Realitätsverlust durch bearbeitete Bilder?

vom 07.08.2018, 08:24 Uhr

Dass Fotos oftmals bearbeitet worden sind ist schon lange kein Geheimnis mehr. Das ist nicht nur bei Werbeaufnahmen der Fall, sondern auch Ottonormalverbraucher. So werden ja oft Selfies oder Urlaubsbilder bearbeitet bevor sie hochgeladen werden. Meint ihr, dass es dadurch bedingt zu einem Realitätsverlust beim Menschen kommen kann oder haltet ihr das eher unwahrscheinlich? Welchen Effekt habt ihr bei euch persönlich festgestellt?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Natürlich wird durch bearbeitete Bilder die Wahrnehmung der Realität verzerrt. Man glaubt, was man immer wieder sieht. Alleine jedes Mal, wenn man sich an etwas erinnert, wird diese Erinnerung neu modifiziert wie bei der Stillen Post und man erinnert sich anders und nimmt die vergangene Realität anders wahr. Wenn ich mir ein bearbeitetes Bild ansehe, wird auch das irgendwann zu meiner Realität und Wahrnehmung, die alten Erinnerungen an das "Echte" schwinden.

Es gibt Leute, die immer dünn oder immer dick waren und selbst wenn sich ihr Gewicht drastisch ändert, sehen sie sich immer noch unter der Prämisse der alten Realität. Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass das, was wir sehen, wahrnehmen und worauf man seinen Fokus legt, die tatsächliche Realität ist. Das ist ja fast schon philosophisch, ob es diese überhaupt gibt.

Und ehrlich gesagt löscht doch jeder mal die misslungenen Bilder vom Handy und verteilt nur die besten Fotos von sich. Man schminkt sich, zieht vielleicht den Bauch ein wenig ein, stellt sich in die beste Pose und guckt sich so vor dem Spiegel an. Da hat man dann auch eine bearbeitete und geschönte Realität bzw. Version seiner selbst, und vermutlich ein dezent besseres Bild von sich als man in Wahrheit abgibt.

» Verbena » Beiträge: 4940 » Talkpoints: 1,49 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Das Bearbeiten der eigenen Bilder finde ich nicht verwerflich, denn nicht nur bei einem Bewerbungsfoto, sondern auch wenn ich ein Bild ins Internet stelle, möchte ich ja positiv wirken und gut aussehen und möchte nicht dass man z.B. Augenringe sieht oder Falten oder Pickel. Es ist normal dass man solche Schönheitsfehler hat, dass da mal etwas schwabbelt oder etwas dick aussieht oder die Haut nicht gut wirkt. Das ist wahrscheinlich bei jedem mehr oder weniger vorhanden. Aber wir alle wissen auch, dass solche Dinge nicht wirklich gut aussehen und dann, wenn ich mich öffentlich präsentiere, möchte ich solche Sachen natürlich kaschieren und deswegen ist es für mich auch ein Stück weit Normalität, dass solche Bilder, die man etwa auf Facebook stellt, nach bearbeitet werden.

Und diejenigen, die selber Bilder nach bearbeiten, werden sich sicherlich auch darüber im Klaren sein, dass die Fotos von anderen ebenso nach bearbeitet sind. Das heißt der gebildete Internetnutzer, der sich ein wenig mit dem Medium auskennt, der wird wissen, dass die Bilder, die er sieht, nicht die Realität zeigen, sondern eine idealisierte Variante, die z.B. mit Photoshop nachträglich hergestellt wurde. Und wenn man Bilder mit diesem Gedanken betrachtet, erst das ohnehin optimiert ist und nicht die Realität zeigt, dann wird es meiner Meinung nach auch nicht dazu führen, dass der Blick für die eigentliche Realität verloren geht. Denn im Prinzip hat man zwei Welten, eine idealisierte Abbildung, die nach bearbeitet wurde und die Realität, die man einfach sieht wenn man raus geht und sich andere Menschen angucken. Wenn ich mich nun vergleiche mit anderen, dann vergleiche ich mich nicht mit den perfekten Bildern.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 14.08.2018, 21:26, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


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