Talk mit Markus Lanz

Jetzt schaue ich mir wider meiner Gewohnheit (wobei es eher ein beiläufiges Zuhören war) die Talkshow von und mit Markus Lanz vom 10. Mai 2011 an, und bin bzgl. der fehlenden Einsicht eines Heiner Geißlers (dem Linken innerhalb der CDU und ATTAC Mitglieds) entsetzt. Im Laufe des Gesprächs bzw. bei der Vorstellung/Umschreibung des Politikers und Schlichters und ehemaligen Bundesaußenministers hat Markus Lanz einen Spruch genannt, welchen Geißler einst im Bundestag (Ende der 70er Jahre) gebracht hat und sich - so schaut es aus - bis heute noch nicht davon distanziert hat.

Demnach, nach der Überzeugung eines Heiner Geißlers, hat der Pazifismus der 30er Jahre zu Auschwitz geführt bzw. erst möglich gemacht. Wobei mir nicht klar ist (und es wurde in der Debatte damals wie heute nicht geklärt), welchen "Pazifismus der 30er Jahre" er genau gemeint hat. Und ob er ernsthaft glaubt, dass breite Bevölkerungsschichten deshalb Schuld an der Katastrophe haben, weil sie in ihrem Widerstand pazifistisch geblieben sind? Nicht etwa, weil sie entsprechend gewählt haben und letztlich überzeugt von der Richtigkeit des Krieges die Führung unterstützt haben.

Außerdem gab es durchaus auch militanten Widerstand (jenseits eines denkbaren Pazifismus), der dann für die Betroffenen in der Flucht aus Deutschland geendet ist. Man denke an die Biographie eines Erich Mielke, der auch mit der Waffe in der Hand Widerstand leistete - aber damit Auschwitz nicht verhindern konnte.

Jetzt saß der gealterte Geißler und hört sich diesen Spruch von ihm an. Anständig (und vernünftig) ist die Tatsache, dass er sich hier nicht herauswinden wollte. Schließlich ist die Behauptung gut genug dokumentiert und führte ja schon damals zu Kontroversen! Allerdings ließ Geißler hier die Möglichkeit liegen, sich hierfür zu entschuldigen und mit z.B. den damaligen Verhältnissen (im kalten Krieg) zu rechtfertigen. Er sagte nichts davon, dass er das heute nicht mehr so sieht.

Das ist tatsächlich ein trauriger Vorgang, welcher ein Schlag ins Gesicht aller Pazifisten ist. Gleichzeitig befreit es das deutsche Volk in seiner Breite von einer Art Verantwortung bzgl. der Geschehnisse in den 30er Jahren. Dies als Geschichtsklitterung zu bezeichnen halte ich da noch für verharmlosend Geißler gegenüber. Hätte er hier nicht die Gelegenheit nutzen sollen, sich wenigstens zu distanzieren?

Markus Lanz ist als Moderator ziemlich umstritten. Ich persönlich finde, dass er zu wenig Ausstrahlung hat und seinen Job als Moderator nicht gut macht, egal welche Show er moderiert. Daher würde ich ihn als Moderator gar nicht mehr besetzen wollen, wenn ich im Fernsehen was zu sagen hätte. Es ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel, wie er diesen Job überhaupt ergreifen konnte. Er hat so gar nichts, was meiner Meinung nach ein Moderator haben müsste.