Nach Todesfall wieder schnell zur Tagesordnung übergehen?

vom 24.01.2013, 22:47 Uhr

Wenn ich mal jetzt von mir ausgehe, hängt mir jeder Todesfall aus meiner Verwandtschaft oder auch Bekanntschaft ewig nach. Ich komme dann einfach nicht von der Person los und muss laufend an gemeinsame Erlebnisse denken. Ich kenne aber auch das Gegenstück, wo Leute schon nach zwei Tagen locker Party feiern und sich amüsieren können.

Ich sage dann schon immer derartige Einladungen ab, wäre eh wahrscheinlich mehr mit mir selbst beschäftigt … Wie ist es denn bei euch, wie lange hängt euch denn ein Todesfall nach, ehe ihr wieder zur Tagesordnung übergehen könnt?

Benutzeravatar

» schraxy » Beiträge: 1085 » Talkpoints: 52,15 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich denke dass einem der Todesfall ruhig noch nachhängen kann, obwohl man wieder zur Tagesordnung übergeht. Ich denke bei dem Thema Tagesordnung zwar nicht an Partys, aber warum soll man nicht feiern gehen und sich amüsieren? Ein Todesfall an sich ist schon schlimm genug und da kann es nicht schaden wenn man ein wenig Ablenkung findet. Das hält halt jeder anders und kommt sicher auch auf die jeweilige Situation an.

Benutzeravatar

» Nana_2011 » Beiträge: 2250 » Talkpoints: 0,21 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Das Schlimme ist ja, dass man so einem Todesfall nicht lange nachhängen kann, weil man im Alltag benötigt wird. Man kann doch auch traurig sein und geht trotzdem wieder seinen Alltag nach. Ich finde es auch gar nicht schlimm, wenn man abends weggeht, auch wenn jemand verstorben ist. Immerhin muss man sich ja auch mal ablenken und das heißt ja nicht, dass man den Verstorbenen nicht gerne hatte. Das man zu Hause, wie ein Trauerkloß sitzt, würde der Verstorbene doch auch nicht wollen.

Ich räume mir bei einem Trauerfall schon eine ganze Weile zum Weinen ein, und wenn ich mich dann richtig ausgeweint habe, funktioniere ich aber auch wieder und gehe dann auch abends weg. Ich finde das nicht schlimm. Man muss es ja mit sich ausmachen, und wenn man der Meinung ist, dass man weggehen möchte, sollte man dies auch tun. Man ehrt eine lebensfrohe Person ja auch irgendwie so.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Jeder geht mit der Trauer anders um. Ich denke auch wenn Leute versuchen, sich nach einem Todesfall abzulenken und Spaß zu haben, sind sie trotzdem noch damit beschäftigt. Nur weil man zur Tagesordnung übergeht, heißt es ja nicht, dass man denjenigen vergessen hat.

Ich persönlich brauche auch meist etwas länger, um mit so etwas klar zu kommen und sage große Feten ab. Ablenkung wie zum Beispiel Sport, Essen mit Freunden oder Arbeit hat mir beim Trauern aber noch nie geschadet.

» Sunaika » Beiträge: 323 » Talkpoints: 3,50 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Es kommt darauf an, wer stirbt und wie nahe man ihm gestanden hat. Außerdem trauert jeder ein bisschen anders. Ich glaube nicht, dass man das so pauschal beantworten kann.

Wer ein Kind verliert, wird wohl sehr lange brauchen, um wieder zur "Tagesordnung" zurückzukehren, wenn dadurch das Leben sowieso völlig anders wird und nie mehr so wie früher. Wenn ältere Verwandte sterben, ist das normaler und rückt schneller in den Hintergrund. Als mein Vater gestorben ist, war das eigentlich normal, weil er schon sehr alt war und damit zu rechnen war. Wir sind im Prinzip sofort wieder zur Tagesordnung zurückgekehrt.

Es kommt auch darauf an, wie sehr der Mensch im Alltag eingebunden ist. Ich hatte einmal einen Arbeitskollegen, der gestorben ist. Er hatte mir zwar nicht persönlich nahegestanden, aber der berufliche Ablauf hat einen dauernd an ihn erinnert. An ihn musste ich zwangsläufig öfter denken als an meinen eigenen Vater.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Natürlich geht jeder Mensch mit der Trauer um! Wenn jemand bereits wenige Tage nach einem Todesfall wieder feiern geht, liegt das ziemlich sicher nicht daran, dass diese Person nicht um den Verstorbenen trauern würde. Oftmals ist das auch einfach ein Bedürfnis nach Verdrängung, bis der Trauernde seelisch bereit ist, sich ausgiebig mit dem Verlust einer geliebten Person auseinanderzusetzen.

In dem Fall wäre das Feiern eine sinnvolle Maßnahme zur Bewältigung der Trauer. Der Alltag muss ja bewältigt werden, Trauer hin oder her, und es bringt nichts, die alltäglichen Verpflichtungen schleifen zu lassen. Wie sagt man so schön? Das Leben geht weiter. Und es ist eben auch so, dass im Zweifelsfall die noch lebenden Menschen Vorrang haben sollten.

Wirklich amüsieren wird so eine Person sich aber vermutlich nicht, auch wenn sie feiern geht. Es sei denn, sie hatte ein wirklich schlechtes Verhältnis zum Verstorbenen, aber so wahrscheinlich ist das ja nicht. Die Trauerphase wird letztendlich auch genau so lange dauern wie bei anderen Menschen!

Du bist dann wahrscheinlich einfach ein anderer Persönlichkeitstyp und arbeitest deine Trauer letztendlich besser auf, wenn du allein bist und dich darauf konzentrieren kannst. Wenn du das so besser bewältigen kannst, ist das ja auch vollkommen in Ordnung. Es ist ganz normal, dass einem der Verlust lange Zeit nachhängt, im Falle von Personen, die einem sehr wichtig waren, eventuell auch ein ganzes Leben.

» arril » Beiträge: 739 » Talkpoints: 10,78 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich glaube eben gar nicht, dass es gerade das Schlimme ist, dass man im Alltag benötigt wird und funktionieren muss, sondern ich glaube, dass Menschen, die das von sich behaupten können, weil sie entsprechende Verpflichtungen haben, besser über Todesfälle hinwegkommen, weil sie immer wieder Ablenkung erfahren und sehen, dass das Leben weitergeht und auch weitergehen muss. Einem Trauerfall besonders intensiv nach zuhängen, sehe ich selbst jedenfalls als eher gefährlich an, weil ich in meinem eigenen Fall jedenfalls das Risiko absehe, in eine Depression abzurutschen. Todesfälle nehmen mich selbst auch immer ziemlich mit und einmal habe ich es sogar erlebt, dass ich drei Monate später immer noch nicht klar im Kopf war und damit anfangen musste, mir selbst an jedem Tag Zeiten einzuräumen, an denen ich meine Trauer als gut empfand, aber sie mir eben zu anderen Zeiten regelrecht zu verbieten, weil ich schon feststellen konnte, dass ich am Abrutschen bin und das alles langsam abnorme Züge annimmt.

Insofern merke ich auch immer wieder, dass Menschen, die arbeiten gehen und die vielleicht Kinder haben, deutlich schneller mit dem Ableben eines nahestehenden Menschen klarkommen und darüber hinweg sind, sachlicher darüber nachdenken, aber ihre Trauer dennoch nicht ganz ausblenden. Diejenigen, die diese Ablenkung nicht haben und die keinen Alltag haben, in dem sie funktionieren müssen, erlebe ich hingegen als solche, die in ein tiefes Loch fallen und teilweise auch Jahre später noch tief über ihren Verlust trauern. Das ist eigentlich sehr schade, weil es bedeutet, dass sie auch ein Stück weit sterben, und wenn wir uns wieder vor Augen halten, dass jedes Leben mit dem Tod endet, ist das irgendwie einfach nur traurig.

Wir sollten sicherlich alle lernen, mit dem Tod vernünftiger umzugehen und einzusehen, dass er nicht aufzuhalten ist. Dass dies an unserer Trauer über einen Verlust nichts ändert, ist sicherlich normal, aber wie ein jeder von uns diesen Verlust überwindet, ist offenbar eine Einzelfallangelegenheit. Der eine geht eben feiern und denkt vielleicht im Stillen darüber nach und trauert, während der andere sich gleich der Öffentlichkeit verschließt, dadurch aber allein eben schon mehr Gefahr läuft, sich komplett zu verlieren, ohne von außen gerettet werden zu können, weil er niemanden mehr an sich heran lässt.

Benutzeravatar

» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Mir geht es da sehr ähnlich. Ich muss auch sagen, dass ich je nach Todesfall auch wirklich Schwierigkeiten habe, sozusagen wieder ins Leben zurück zu finden. Bisher habe ich es einmal erlebt, dass mich ein Todesfall so richtig aus der Bahn geworfen hat. Für mich war klar, dass die Person nicht ewig leben würde, dennoch kam der Tod recht unerwartet und keiner hatte damit zu diesem Zeitpunkt damit gerechnet. Vielleicht war es auch besonders schlimm, da noch einige andere Dinge mit daran hingen und Entscheidungen dies bezüglich getroffen werden mussten.

Mir fiel es da auch sehr schwer, mein Leben irgendwie wieder in den Griff zu bekommen. Ich hatte auch vieles einfach keine Lust mehr und habe mich gefragt, wozu das alles überhaupt gut ist. Erinnerungen und Gedanken an die Person kamen dann auch immer wieder und ich hatte einfach das Gefühl gar nicht mehr aus diesem Loch der Trauer heraus zu kommen. Ich denke, dass es bei jedem verschieden ist und jeder anders damit umgeht. Der Eine braucht eben länger als der andere und ich finde es eben auch schwierig, einfach wieder zur Tagesordnung übergehen zu können.

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^