Was und wie viel von Jugendsünden preisgeben?

Kleinere oder auch etwas größere Jugendsünden haben wir ja bestimmt alle schon begangen und da zähle ich mich natürlich auch dazu. Nur erzählen tue ich eher sehr wenig darüber, weil eben auch viel Blödsinn und auch Peinlichkeiten dabei waren. Wie viel gebt ihr denn von euren Jugendsünden preis? Erzählt ihr diese frei weg, kommt es drauf an wem ihr es erzählt oder haltet ihr euch da auch lieber sehr bedeckt?

Wer mich nach einer Jugendsünde fragt, der kriegt auch gerne eine genannt. Ich habe damit kein Problem. Sie heißen nicht ohne Grund Jugendsünde. In den meisten Fällen verstehen wir gewisse Handlungen von damals heute nicht und fragen uns doch häufig auch selber, wieso wir das überhaupt gemacht haben. Ich frage mich noch heute, wieso ich mit meinem Ex zusammen gekommen bin, wie man damals so doof sein konnte.

Noch heute frage ich mich, wieso ich einem schrott Auto am Straßenrand als Kind drin sass mit Freunden und Quatsch gemacht habe. Ich frage mich noch heute, wieso ich Steine auf Züge mit flatschneuen Autos geworfen habe. Ich habe genug Scheiße als Kind gebaut. Alles natürlich verjährt rein theoretisch, aber kapieren tue ich das auch nicht. Ich war eben auch kein zart besaitetes Mädel, sondern ein wahrer kleiner Tomboy.

Wer mich nach Jugendsünden fragt, kriegt also auch Antworten, weil ich schon immer zu dem gestanden habe, was ich getan habe. Gleichwohl wenn ich auch heute nicht verstehe, was mich manchmal damals geritten hat. Trotzdem reden wir darüber im Freundeskreis oder in unserer gesamten Gruppe, wenn wir irgendwo sind.

Ist aber bei fast allen bei uns so. Keiner hält mit Jugendsünden, wenn es zum Gespräch kommt, wo das einfließen kann, hinterm Berg. Wozu auch? Ist unser Leben gewesen, ein Teil von uns und wir haben daraus hoffentlich auch einiges gelernt.

Bei mir gibt es gar nicht viele Jugendsünden, wenn ich ehrlich bin. Ich habe nie geraucht oder gekifft. Ich habe nie Drogen konsumiert und hatte da nie Interesse dran. Ich war auch nie eine Partymaus und Alkohol habe ich als Teenager auch nie konsumiert. Ich habe nie gestohlen oder mit Steinen auf Autos geworfen oder was auch immer.

Ich habe nur ein bisschen Quatsch in der Schule gemacht. Soll heißen, dass ich manchmal vergessen hatte die Hausaufgaben zu machen und diese dann abgeschrieben habe oder aber ich habe in Englisch die Hausaufgaben für Mathe gemacht und dann im Unterricht nicht aufgepasst. Wenn in Deutsch Diktate zur Übung geschrieben worden sind habe ich gerne anderen Quatsch gemacht, weil mich diese Aufgabe unterfordert hat.

Meine Jugendsünden sind also solche Bagatellen, dass die ruhig jeder wissen darf. Da ist nichts wofür ich mich irgendwie schämen würde. Jeder war mal jung und hat Blödsinn gemacht. Was ist so schlimm daran?

Also ich war zwar ein braves Kind, aber als Jugendliche war ich dann kein unbeschriebenes Blatt mehr. Es war, als müsste ich in der Zeit von 14 bis 29 Jahren alles aufholen, was ich zuvor verpasst hatte. Herumprahlen tue ich aber damit nicht und erzählen höchstens, wenn mich mein Freund oder meine Freundin danach fragt.

Dann erzähle ich aber nur eine Episode, wenn ich von ihnen auch eine erzählt bekomme. Es kann manchmal spannend sein, wenn man am Abend zusammen sitzt und über frühere Zeiten spricht. Manchmal muss man dann über sich selber lachen und den Kopf schütteln.

Was ich auch mache, ist, wenn meine Kinder etwas ausgefressen haben, dass ich ihnen ein Beispiel gebe, was ich früher angestellt hatte. Das mache ich aus dem Grund, damit sie wissen, dass alle einmal Kinder waren und jeder einmal Fehler gemacht hat.

Ich hörte mir als Kind auch gerne Streiche an, die mein Vater oder meine Mutter ausgeheckt hatten. Meine Mutter erzählte mir ihre Jugendsünden selber, über meinen Vater, der mir gar nichts aus seinem Leben erzählte, hörte ich mir immer am Wochenende und in den Sommerferien die Geschichten von meiner Oma an.

Ich habe einige Jugendsünden vorzuweisen - nichts wirklich Schlimmes, aber einfach Geschichten, die mir im Nachhinein doch sehr peinlich sind. Ich habe nie etwas angestellt, was illegal war oder was wirklich schlimme Folgen hatte, dafür aber einfach jede Menge Dummheiten, die ich als Jugendsünden abstemple.

Ob und wie viel ich davon verrate, kommt auf die Person und die Situation aus. Von selbst aus komme ich nicht unbedingt auf solche Themen zu sprechen - es sei denn, es passt gerade zum Thema, meine Freunde erzählen solche Geschichten gerade auch und ich habe etwas Lustiges zu erzählen.

Wenn mir etwas wirklich peinlich ist, erzähle ich es nicht unbedingt, lustige Geschichten, über die ich mittlerweile selbst lachen kann aber schon. Es kommt eben immer drauf an, wie die Stimmung auch so ist und was die anderen selbst so preisgeben. Stolz bin ich auf meine ganzen Jugendsünden aber natürlich nicht, so dass es für mich dann auch nicht sein muss, dass ich damit hausieren gehe. Im Zweifelsfall oder wenn ich keine Lust drauf habe so etwas zu erzählen, behalte ich es einfach für mich.

Es mag sein, dass ich wirklich überdurchschnittlich langweilig war, als ich noch die Gelegenheit zum Rebellieren hatte, aber mit Ende Dreißig finde ich es todlangweilig, immer noch die längst vergangenen Jugendsünden herauszukramen und die immer gleichen Geschichtchen wieder aufzuwärmen.

Ich kenne auch Leute noch aus Schulzeiten, die sich auch nach 20 Jahren noch gegenseitig damit aufziehen, wie blau sie doch auf Mikes 18. Geburtstag waren oder wie sie der Vater von Elisabeth beinahe beim Sex am Gartenzaun erwischt hätte, und ich frage mich da immer: Hat sich in eurem Leben seit der ersten Zigarette und dem ersten tölpelhaften Sexversuch wirklich nichts Interessantes mehr ereignet? Es sind doch immer die gleichen "Jugendsünden" und so appetitlich finde es nicht, wenn brave Eltern, Konsumenten und Steuerzahler offensichtlich nicht darüber hinweg sind, dass sie als Teenager genauso peinlich waren wie alle anderen.