Muss ein großartiger Plan Angst machen?

In irgendeinem Sinnspruch las ich mal, dass ein wirklich großartiger, genialer und alles verändernder Plan einem natürlich zwangsläufig Angst machen muss, sonst sei er eben gar nicht so groß und revolutionär wie gedacht. Nun bin ich in meinem kleinen banalen Leben nicht an einem Punkt, wo ich solche lebens- und weltverändernden Revolutionen vor mir habe, als dass ich da fundiert mitreden könnte.

Aber wenn ich mir Leute vor Augen führe, die wirklich die Welt auf ihre Art verändert oder geprägt haben wie Mutter Theresa, Martin Luther King oder auch Gandhi, frage ich mich, ob sie wirklich Angst hatten und bangten. Oder haben sie nicht eher so sehr in sich geruht und hatten ihre Vision klar vor Augen, dass sie eben so erfolgreich waren, weil sie keine Angst hatten, sondern stringent ihren Weg gegangen sind?

Sind vielleicht alle wichtigen das Leben verändernden Entscheidungen zwangsläufig von Angst und Unsicherheiten geprägt oder ist das eine Typsache?

Meiner Ansicht nach ist das nur eine Typsache und eine Frage der inneren Einstellung. Ich bin zum Beispiel ein Mensch, der das tut, was er für richtig hält und das Leben dann eben so gestaltet, dass hinterher nichts bereut wird und ich mir nichts vorwerfen kann. Wenn ich also von etwas überzeugt bin, dann tue ich das auch und selbst wenn es schief geht und ich dadurch Nachteile habe, ist mir das egal, da mein Gewissen wenigstens ruhig ist und ich mir nichts vorzuwerfen habe. Ich sage immer, wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Ich glaube schon, dass alle "großen" Entscheidungen von Angst und Zweifel begleitet werden - immerhin ahnt man ja, dass diese Entscheidung dem Leben eine ganz neue Wendung geben wird, und ich kenne niemanden, der nicht auch an Vertrautem hängt. Außerdem hängen ja oft auch andere Menschen an diesen Entscheidungen dran, also z.B. Deine Familie oder Freunde - auch deren Leben wird möglicherweise von dieser Entscheidung beeinflusst, und das riskiert ja niemand leichtfertig, denke ich. Allerdings kann ich mir schon vorstellen, dass die Intensität der Zweifel schon eine Typsache ist.

Also ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass die Menschen gar nicht so weit gekommen wären, wenn sie Angst gehabt hätten. Die Angst ist doch der Grund, warum wir, die nicht Ghandi oder Luther sind, unsere Pläne nicht umsetzen. Sie haben es aber gemacht, weil sie mutig dahinter gestanden sind.

Also es kann ihnen zumindest nicht so viel Angst gemacht haben, dass sie es nicht umgesetzt haben, denn man merkt heute noch die Wirkung dieser einflussreichen Menschen. Ich bin froh, dass so großartige Leute aus unserer Welt hervor gegangen sind, die die Welt ein Stück weit positiv verändert haben.

Ich denke, dass es hier darum geht, die berühmte "Komfortzone" zu verlassen, um einen wirklich großartigen und lebensverändernden Plan auch durchzuziehen. Also im Unterschied zu dem ganzen Alltagskram, weil der Plan ja sonst offensichtlich so großartig und alles verändernd gar nicht sein kann. Es ist in meinen Augen normal, dass Menschen mulmig wird, wenn sie die eingefahrenen Gleise verlassen und auch mal ein Risiko eingehen. Dabei muss man auch gar nicht die ganze Welt verändern, weil es für jeden Menschen etwas anderes bedeutet, ein Risiko einzugehen.

Manche wandern vielleicht nach Nigeria aus, ohne mit der Wimper zu zucken, andere sterben schon tausend Tode bei der Vorstellung, ein selbst geschriebenes Gedicht vorzulesen. Was für den einen eine großartige, angstmachende Vorstellung ist, absorbiert jemand anders mit einer Pobacke, und umgekehrt.

Ich selber finde durchaus auch, dass Unbehagen und ein mulmiges Gefühl oft genug Anzeichen sind, dass man etwas Großem und Wichtigem auf der Spur ist. Wäre ein Plan oder ein Vorhaben nicht groß und wichtig, würde es uns ja schließlich mehr oder weniger kalt lassen.