Welche menschlichen Fähigkeiten gehen zunehmend verloren?

vom 07.08.2018, 10:04 Uhr

Wir leben in einer sehr technisierten und schnelllebigen Welt. Das hat natürlich auch Folgen auf die Menschen und ihre Entwicklung. Welche Fähigkeiten gehen eurer Ansicht nach durch die heutige Welt verloren? Bei welchen Fähigkeiten ist der Verlust besonders bedauernswert oder seht ihr das nicht so dramatisch?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Also meiner Meinung nach ist die normale Kommunikation verloren gegangen. In einem anderen Beitrag hier wurde bereits ein Fachwort dafür angesprochen, ich weiß nicht mehr genau wie es heißt, dass jeder nur noch am Smartphone sitzt, statt sich mit dem Gegenüber zu unterhalten.

Das ist etwas, was ich sehr schade finde. Wenn man sich auf einen Kaffee trifft oder mit der Familie zusammen sitzt, dass da jeder nur noch am Smartphone sitzt. Einer beginnt, den anderen ist auch langweilig und sie nehmen ebenfalls dann das Smartphone in die Hand. Unterhaltung gleich null, außer man unterhält sich über Whatsapp, obwohl man nebeneinander sitzt. Habe ich auch alles schon selber erlebt.

Ein anderer Punkt der menschlichen Fähigkeiten, so finde ich, ist die Einfühlsamkeit geworden. Von Cybermobbing über Mobbing in der Schule und überall, hat alles Ausmaße angenommen, die es früher nicht gegeben hat. Klar gab es zu meiner Zeit auch schon Mobbing. Aber dass es so krass ausgeübt wurde, dass man gesagt hat, du bist so hässlich geh sterben und das auch noch im Internet- so etwas gab es bei uns wirklich nicht, vielleicht habe ich es aber nur falsch in Erinnerung.

Man nimmt meiner Meinung nach auch nicht mehr so Anteil am Leben der anderen. Ist abgestumpft, jeder lebt für sich, geht nur noch arbeiten, nach Hause und eventuell noch am Wochenende auf einen Drink oder ins Kino. Und das auch nur mit den engsten Freunden oder mit der eigenen Familie.
Das finde ich schon schade.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Durch die Technik merke ich immer mehr, dass das Interesse an dem Menschen selber verloren geht. Ich arbeite im sozialen Bereich und habe da eigentlich ein Kerngebiet, wo ich tätig bin. Doch natürlich habe ich auch auf der Straße direkt zu tun, um Jugendliche von den Straßen zu holen und die Nacht in Sicherheit zu wissen. Aktuell darf ich einer Kollegin immer häufiger über die Schulter beim Jugendamt schauen und da habe ich mehrere Einblicke gewinnen können, wie die Technik das Leben in der Kommunikation zerstört.

Dort kommunizieren Mutter und Tochter über Smartphone, obwohl sie ein Zimmer weiter ist. Ob bei Streit oder sonst was! Dann habe ich bei einem Besuch einen Vater mit 2 Kindern beobachtet, der sein Kind vor rennen ließ und selbst den Kinderwagen des anderen Kindes schob, stehen blieb und die ganze Zeit auf sein Smartphone schaute. Doch wo das andere Kind in der Zeit ist, hat der gar nicht mitbekommen. Sowas sehe ich aber auch außerhalb meines Berufs und finde das erschreckend.

Die Technik hat vor allem die Aufmerksamkeit, auch von Eltern, deutlich eingeschränkt. Die Kommunikation und das Sozialleben hat die Technik ebenfalls verändert und hier haben Menschen es verlernt, Gefühle richtig zu deuten, die Menschenkenntnis zu erhalten und die Körpersprache zu beherrschen. Für mich im Beruf alleine schon wichtige Faktoren, aber die Generationen nach mir können das zum größten Teil kaum noch.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich glaube, dass die Menschheit schon immer damit umgehen musste, dass sich die zum Überleben notwendigen Kompetenzen ändern - und es ist immer schmerzlich für die, die merken, dass ihre Fähigkeiten nicht mehr so gefragt sind. Trotzdem halte ich diese Veränderung für eher undramatisch, denn sie begründen doch die Entwicklungsfähigkeit der Gesellschaft. Insofern denke ich, dass wir den nachfolgenden Generationen ruhig einiges zutrauen können, die werden mit ihren Fähigkeiten schon weiter kommen.

» Kirchenbotschafter » Beiträge: 91 » Talkpoints: 21,81 »



Ich finde, dass solche Fragen immer mehr oder weniger unbegründet ins "Früher war alles besser"-Mimimi abgleiten, und teile diese Meinung absolut nicht. Natürlich haben die modernen technischen Entwicklungen, das Hamsterrad des Kapitalismus und die neuen Möglichkeiten der Kommunikation beileibe nicht nur Vorteile.

Aber es stimmt wiederum auch nicht, dass vor der Erfindung von Internet, Smartphone und Co. die Leute abends in bester Bullerbü-Manier um die Dorflinde gesessen sind, Tee getrunken haben und auch der "Dorfdepp" (heute würde man sagen: der junge Mann mit fetalem Alkoholsyndrom), die alleinerziehende Mutter (die damals auch noch anders hieß) und das Ehepaar Hannes und Thomas Müller voll integriert waren und man total zusammengehalten hat und voll empathisch gegenüber Andersartigem war.

Und ob man nun heutzutage aufs Smartphone starrt oder vor zwei, drei Generationen die Säuglinge dem nicht mehr arbeitsfähigen Opa überlassen hat, weil die Feldarbeit oder die Schicht im Schacht 16 Stunden in Anspruch genommen haben, macht für mich auch keinen großen Unterschied. Die menschlichen Fähigkeiten haben sich mit den veränderten Ansprüchen natürlich geändert. Oder wer weiß heute noch, wie man Socken stopft? Aber ich denke eher, dass die Menschen früher auch nicht besser oder schlechter kommunizieren oder sich umeinander kümmern konnten. Die Ansprüche ans kollektive Überleben waren nur völlig andere.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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