Obdachlosen helfen von der Straße wegzukommen

vom 08.02.2015, 12:40 Uhr

Gerade jetzt im Winter sehe ich immer wieder in unserer Stadt die Obdachlosen, wenn sie bettelnd an der Straße sitzen und sich buchstäblich was abfrieren. Ich habe mir schon oft gedacht, dass man diesen Leuten doch helfen müsste von der Straße weg zu kommen. Aber wie sollte man das anstellen?

Viele wollen ja gar nicht von der Straße weg. Kann man solchen Leuten überhaupt helfen? Kann man ihnen helfen einen Job zu finden und eine Wohnung? Oder ist da doch meist vorprogrammiert, dass sie wieder auf der Straße landen und für den Job dann nicht zuverlässig genug sind?

Habt ihr schon mal versucht einem Obdachlosen in dieser Hinsicht zu helfen und ihn von der Straße geholt? Wie habt ihr das angestellt? War diese Aktion mit Erfolg gekrönt oder konnte dieser Mensch dann doch nicht in einer Wohnung leben, weil er sich vielleicht eingesperrt fühlte?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Wie soll man das anstellen? Zum einen muss man dem Obdachlosen auf die Dauer eine eigene Wohnung beschaffen, damit er sich pflegen und selber versorgen kann. Das ist ohne ein gewisses Budget fast unmöglich. Würde man ihn bei sich selber aufnehmen, müsste man entweder einen Untermieter anmelden oder eben bei einem Haus einen fremden Menschen ins eigene Haus lassen.

Die Idee alleine gilt wirklich als lobenswert und menschenfreundlich, aber die Umsetzung finde ich da schon etwas schwieriger. Allem voran haben sich doch die Menschen, die schon so lange auf der Straße sind, schon an dieses Leben gewöhnt. Ich denke nicht, dass es so einfach ist, wieder ein normales Leben zu führen. Es ist ein ähnliches Phänomen wie bei den Menschen, die lange oder immer wieder im Gefängnis gesessen haben. Irgendwann haben sie Angst vor der Freiheit.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich habe mal eine Frau Mitte 30 auf der Straße angetroffen, die mir irgendwie Leid tat, sodass ich sie kurzerhand zu mir nach Hause eingeladen habe. Ich habe sie auf meinem Sofa schlafen lassen, sie hat sich bei mir geduscht und wir haben uns beim Abendbrot und tags darauf beim Frühstück super unterhalten.

Sie hat mir dabei interessante Geschichten aus ihrem Leben erzählt. Z.B. warum sie eigentlich auf der Straße ist. Sie hatte eine sehr bewegende Geschichte, wie ich finde, worauf ich aber nicht näher eingehen werde.

Ich hätte sie auch länger bei mir behalten, damit hätte ich kein Problem gehabt. Sie ist/war wirklich ein sehr sympathischer Mensch, aber sie blieb nur eine Nacht. Ich habe ihr aber noch ein bisschen Bargeld mitgegeben, damit sie die nächste Zeit wenigstens versorgt ist. Ich habe sie seitdem nicht mehr wieder gesehen.

» Lapricia » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Das Leben auf der Straße ist so hart, viele haben nicht mehr die Kraft da allein wieder rauszukommen, sich Wohnung und Arbeit zu suchen. Kaum einer könnte auch noch arbeiten, weil das Leben auf der Straße die Gesundheit ruiniert. Helfen sollte man immer, aber ich habe es auch schon erlebt dass Hilfe abgelehnt wurde. Das war ein Mann der zu stolz war von mir regelmäßig Lebensmittel anzunehmen.

Dieser Mann tat mir so was von leid. Ich habe ihn immer vom frühen Morgen bis zum späten Abend Leergut suchen sehen. Und abends war er im Supermarkt um sich für seine 0,75 Cent die er zusammenbekommen hat seine Tagesration Essen zu kaufen. Er war klapperdürr von diesem Leben, hat aber abgelehnt Lebensmittel anzunehmen die ich ihm gerne gegeben hätte.

» AndieArbeit » Beiträge: 29 » Talkpoints: 6,71 »



Ich habe es zweimal ernsthafter versucht, einmal bei jemanden der mich auf der Straße anbettelte. Es ist schwer bis unmöglich. Ich habe auch im Sozialkaufhaus damals die Erfahrung gemacht, dass der Wunsch zwar oft da ist, aber der wirkliche Wille und die Kraft dann doch fehlte.

Manchmal konnten auch Absprachen nicht eingehalten werden und so platzen Termine. Die Leute fielen dann doch wieder zurück in ihr altes Muster oder fanden Ausreden, warum es jetzt gerade nicht zum Wohnungsamt, zum Sozialamt, zur Therapie, zur Beratungsstelle, zum Bewährungshelfer etc. zu gehen.

Am direktesten kann man meiner Meinung nach helfen, wenn man sich einem Verein oder einer Organisation anschließt und bei der Essenausgabe, bei Beratungen, etc. mithilft. Oft gibt es auch Begleitungen, wo es zum Beispiel darum geht den Menschen zu helfen rechtzeitig von A nach B zu kommen, sich auf Termine vorzubereiten oder sich einfach mit ihnen beschäftigt.

Wenn man Möglichkeiten hat Unterkünfte zu vermitteln oder Arbeitgeber kennt, die in Frage kommen würden, kann man das Thema durchaus auch ansprechen und so vielleicht direkte Möglichkeiten und Chancen bieten. Aber man sollte mit Rückschlägen rechnen!

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» Trisa » Beiträge: 3269 » Talkpoints: 20,14 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich denke, dass es sich bei Obdachlosen um Menschen handelt, die sich schon selber aufgegeben haben. Da hat man als Außenstehender, wie hier schon zahlreich geschrieben wurde, keine Chance. Sie wollen keine Hilfe, sie möchten so leben, wie sie eben leben.

Denn es gibt bei uns genügend Einrichtungen, wo auch Obdachlose ein Dach über dem Kopf bekommen können oder ein warmes Essen oder sonstige Verpflegung. Das sollte auch ein Grundrecht sein, so finde ich. Die meisten Obdachlosen trinken auch immer über den Durst, weshalb sie eigentlich nur noch von Alkohol am Leben gehalten werden.

Es ist ein schöner Gedanke, aber ich denke nicht, dass es jemand von uns hier schaffen wird, jemanden von der Straße zu holen und ihm längerfristig dauerhaft einen Job und eine Wohnung zu verschaffen, die er auch halten und in ein normales Leben zurück kehren kann.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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