Nach Körperverletzung kein schlechtes Gewissen - Psychopath?

Ich denke, das sich einige hier schon einmal mit Psychopathie auseinandergesetzt haben oder mit dem Begriff Psychopath etwas anfangen können. Typische Symptome können etwa Rücksichtslosigkeit, mangelnde Empathie und fehlende Schuldgefühle sein.

Eine Freundin von mir hat mich heute gefragt, ob jeder ein Psychopath ist, der nach einer Körperverletzung oder einer ähnlichen Straftat kein schlechtes Gewissen hat. Ich glaube nicht, aber ich konnte ihr keine hundertprozentige Antwort geben.

Die Straftaten sind so individuell wie die Täter selbst, da kann man keine allgemeingültige Formel finden. Was habt ihr beobachtet? Interessiert ihr euch für solche Themen und könnt ihr mir eure Meinung mitteilen? Die Frage beschäftigt mich seit einigen Stunden.

Es wäre zu einfach, jedem Menschen, der eine Straftat im Bezug auf Körperverletzung ausgeübt hat und keine Reue empfindet gleich als Psychopath zu bezeichnen. Das wäre wirklich zu einfach, weil hier in der Tat abgewogen werden muss, wieso keine Reue vorhanden ist und um welche Art Körperverletzung es sich handelt.

Du wirst feststellen, dass es Affektkörperverletzungen gibt, die durchaus auch von hiesigen Richtern als solches empfunden werden und weniger hart bestraft werden. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn Person A heute erfährt, dass das eigene Kind vom Bruder von Person A missbraucht wurde. Person A geht zum Bruder, in diesem Fall Person B,haut ihm die Nase blutig, ein Auge dick und mehr. Das ist Körperverletzung und Reue wird Person A nicht haben, wohl kaum!

Doch in diesem Fall ist vor Gericht der Affekt oder die Kurzschlussreaktion meist dafür verantwortlich, dass die Strafe eh nicht allzu intensiv ist. Eine Rüge kriegt Person A. Doch ich kenne jetzt niemanden, der da Reue empfinden würde und wenn dem so wäre, dann ist er ja nicht gleich ein Psychopath.

Es gibt Situationen, wo ich zumindest die Tat Körperverletzung ein wenig nachempfinden kann. Da spielen vor allem wenn Kindesmissbrauch im Spiel ist viele Faktoren eine Rolle. Hilflosigkeit, Wut, Hass, Schutz gegenüber dem Kind sowie die bereits vorverurteile Wut auf das Justizsystem, weil kein Elternteil glaubt, dass ein solcher Täter richtig bestraft wurde, wenn das eigene Kind zum Opfer wurde.

Ich kann daher schon nachvollziehen, obwohl wir wissen, dass es nicht Okay ist, dass einige keine Reue für gewisse Taten empfinden. Es darf daher auch nicht jeder als Psychopath abgestempelt werden, weil das ohnehin sich im alltäglichen Leben auch auf andere Weise herausstellen muss. Empathielose Menschen gibt es genug, die jedoch keine Tendenzen zur Psychopathie aufweisen.

Schwierig das als nicht Therapeut mit genauem Wissen über Ausmaße zu beantworten. Ich glaube einfach, dass es mehr gibt, als Psychopathen, die sich nur dadurch qualifizieren, dass sie keine Reue haben. Denn auch Soziopathen sind des Öfteren empathie- und reulos. Das ist echt schwer!

Ob eine Person wirklich Reue für eine Tat empfindet oder nicht, kann man nicht so einfach beurteilen. Denn vor Gericht wird oft Reue geheuchelt, weil sich das teilweise strafmildernd auswirken kann.

Manche Menschen haben auch ein schlechtes Gewissen, zeigen das aber nicht und versuchen das zu überspielen aus welchen Gründen auch immer. Im Endeffekt kann man als Außenstehender gar nicht wissen, wie es im Kopf einer Person aussieht. Man steckt ja nicht drin. Von den Taten aber direkt auf die innere Gefühlswelt zu schließen finde ich aber falsch.

Oftmals können Menschen ihr schlechtes Gewissen gut verstecken oder heucheln nur, dass sie Gewissensbisse haben, weil sich das eben positiv für sie auswirkt und vielleicht einen besseren Eindruck macht. Nicht jeder, der nach einer Körperverletzung kein schlechtes Gewissen hat, ist gleich ein Psychopath.