Immer mehr Sex in deutschen Vorabserien?

Die Vorabendserien schaue ich eher selten und kann da nicht wirklich mitreden, aber generell denke ich schon dass sich nackte Haut und eindeutige Szenen immer mehr in den Vordergrund schieben. Als True Blood bei uns anlief und recht viel beworben wurde habe ich da auch reingesehen weil ich darauf gehofft hatte, dass es vielleicht mal eine ordentliche Vampirserie geben würde. Was ich stattdessen zu sehen bekam hat mich dann doch schon ein bisschen schockiert, so unverblümt wie es da eigentlich nur um das Eine geht habe ich es im (normalen) Fernsehen noch nie gesehen. Das hat mir dann aber auch erklärt, warum die Serie erst so spät im Programm war!

nachdem ich mir die ersten paar Folgen angetan hatte habe ich dann auch schnell wieder aufgehört. Eigentlich ist es schade, das Thema Vampire hat ja eigentlich großes Potential wenn man einmal von den Glitzerfeen absieht, aber eine Story gab es nicht wirklich. Das war schon Pornografie. Ich hoffe wirklich dass sich das in Zukunft nicht immer mehr in diese Richtung verlagert, sondern eher wieder anspruchsvollere Serien und Filme im Fernsehen gebracht werden, aber das ist wohl ein utopischer Gedanke.

Da man sich inzwischen mit einem Klick wesentlich mehr sehen kann, finde ich dies kaum noch unanständig, wobei inzwischen auch in anderen Programmen immer wieder versucht wird, sich zu übertrumpfen. Es ist zwar besser als die üblichen Gewaltorgien in amerikanischen Filmen, aber auch nicht gerade ideal.

Manche Szenen sind allerdings schon etwas grenzwertig und die Versuche, sich hier mit Offenherzigkeit zu übertreffen, sind schon etwas peinlich und lassen diese Sender unseriös erscheinen. Dies dürfte inzwischen vielen dort auch klar geworden sein.

Ich war nie so die extreme Fernseheule. Aber ich würde schon behaupten, dass sich da viel verändert hat. Und nicht nur das, wie viel Haut man zeigt, sondern auch die Einstellung der Leute rund um den Akt. Dabei ist es gar nicht nur entscheidend, ob der Akt an sich gezeigt wird, sondern welches Rollenbild dort als normal präsentiert wird.

Mein ältestes Kind erzählte mir vor einer Weile, dass in der Schule schon teilweise Kinder in den unteren Grundschulklassen regelmäßig Serien wie "Berlin bei Nacht" oder "Köln 50667" ansehen und die Eltern das diesen Mitschülern erlauben. Da stand bei uns natürlich auch zur Debatte, ob meine Kinder das auch dürfen und ich habe mir da mal ein bisschen was angesehen. Letztlich fiel für mich die Entscheidung, dass meine Kinder das nicht sehen dürfen.

Warum? Ich hatte eine Szene gesehen, wo am Ende einer Episode ein junger Mann ein junges Mädchen unbedingt zum ersten Geschlechtsverkehr mit ihm drängen wollte. Beide lagen angezogen auf einem Möbelstück. Das Mädchen fühlte sich noch nicht bereit dazu. So weit nichts besonderes. Als fürsorgliche Mutter predigt man dann seinen Töchtern in Aufklärungsgesprächen, dass man nichts sexuelles mit machen sollte, wozu man sich nicht bereit fühlt, was sich nicht schön und richtig anfühlt. Stichwort Selbstbestimmung oder Emanzipation. Und ich denke auch, dass das allgemeiner Konsens sein dürfte, dass es heute das normale Verhalten ist, wenn jeder über seinen Körper selbst bestimmt. Wäre das in der Sendung auch so dargestellt worden, dann hätte ich mich deutlich weniger irritiert gezeigt.

In der Sendung ging es allerdings recht unästhetisch weiter. Die Kamera blendete die Szene aus. Statt dessen sah man den jungen Mann, der eben das Mädchen bedrängt hatte alleine vor der Kamera. Er wurde quasi zu seiner Meinung über die Szene vorhin befragt. Da nutzte er die Gelegenheit, recht sarkastisch über das prüde und verklemmte Mädchen abzulästern und zu betonen, dass er doch ein Anrecht auf Körperkontakt hätte. In dem Moment klappte mir die Kinnlade herunter. Da wird also den jungen Mädchen sozusagen signalisiert: Wenn du nicht willig bist und gefügig, dann riskierst du es, dass man so über dich spricht. Also tu lieber was von dir verlangt wird. Das ist definitiv nicht das, was ich möchte das meine Kinder lernen!

Die eine Szene war vielleicht ein unglückliches Beispiel. Aber das Konzept der Drehbuchautoren kann ich mir nicht so richtig erklären bei der Sendung. Nachdem der junge Mann da zu Wort gekommen war, war die Episode zu Ende. Die nächste Folge habe ich nicht mehr angesehen. Aber letztlich werden die Zuschauer dann mit dem Gefühl bis zum nächsten Sendezeitpunkt hinterlassen, dass der Typ vorerst damit durchkommt, sich so fragwürdig zu benehmen. Sicher, das dient dem Spannungsbogen, das ist mir auch klar. Aber so eine Botschaft zu der frühen Sendezeit?

Ich erwarte nicht, dass in allen Sendungen der pädagogische Zeigefinger hoch gehalten wird. Aber dann wäre es mir lieber, wenn solche Sendungen zu Zeiten kämen, wo Kinder meist schon im Bett liegen und schlafen. Erwachsene können das eher unabhängig einordnen und so ein Verhalten kritisch bewerten. Nicht so Kinder. Und das finde ich eben schwierig, weil man als Eltern dann immer weniger Einfluss auf die Entstehung von Meinungen hat. Selbst wenn man dem eigenen Kind solche Sendungen verbietet, verbreiten sich solche Ansichten ja dann doch irgendwie über die Peergroop.

Ich wollte gerade einen ähnlichen Thread dazu verfassen. Erst heute habe ich einmal darüber nachgedacht, warum die Fernsehserie "Sex and the City", die früher absichtlich erst kurz vor Mitternacht ausgestrahlt wurde, jetzt auf SIXX um 15.30 schon läuft.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Serie nicht für Kinder oder jüngere Jugendliche geeignet ist. Denn auch wenn diese bereits aufgeklärt sind, vermittelt die Serie den Jugendlichen meiner Meinung nach ein falsches Bild, wie man sich als Frau und als Mann zu verhalten hat.

Lustigerweise ist "Sex and the City" der Film auch ab 12, wie ich es gerade über google heraus gefunden habe. Wenn ich mir denke, dass also Zwölfjährige so etwas anschauen, dann wird mir fast schlecht. Aber das habe ich mir schon bei American Pie gedacht, der ab 14 ist. Irgendwann muss es ja eine Grenze geben.