Amerikaner wehleidiger als der Rest der Weltbevölkerung?

Eine Arbeitsgruppe des Universitätklinikums Jena aus dem Jahr 2017 hat Patienten nach einer identischen orthopädischen Operation befragt, wie stark sie die Schmerzen wahrnehmen und einschätzen würde. Dabei sollten sie diesen auf einer Skala von 0 (leichtester Schmerz) und 10 (schlimmster Schmerz) einordnen.

Während Amerikaner im Schnitt den Schmerz einen Wert zwischen 2,7 und 7,5 gaben, wurde im Vergleich mit internationalen Ergebnissen ein Wert zwischen 2,1 beginnend, bis lediglich 5,6 angegeben. Wie erklärt ihr euch das? Denkt ihr, dass Amerikaner wirklich schmerzempfindlicher sind? Woran könnte das liegen?

Schmerzempfinden hat wenig mit Wehleidigkeit zu tun. Wie Menschen mit Schmerzen umgehen, das hängt stark von der kulturellen Prägung ab. Ärzte, die diese Unterschiede nicht kennen, stehen recht ratlos vor den Patienten. Nordeuropäer wenden sich zwar bei Schmerzen ebenso häufig an einen Arzt wie Amerikaner, aber die Erwartungshaltung ist anders.

Hierzulande erwartet man eigentlich immer noch, dass man nach einer Operation Schmerzen hat. Gut, kein Patient will leiden sie ein Hund, aber etwas Restschmerz ist tolerierbar. Und natürlich ist die Einschätzung geringer, weil es könnte viel schlimmer sein.

Jetzt gehen wir in die USA. Schmerzmittel werden verschrieben wie Bonbons. Dazu werben die Kliniken mit extrem hoher Zufriedenheit der Patienten und es wird dauernd gefragt wie die Schmerzen sind. Da ist die Erwartung ganz anders. Der Patient geht davon aus, dass er kaum Schmerzen haben wird. Außerdem beschäftigt er sich ständig mit dem Befinden, weil er gefragt wird. Dazu kommt, dass viele Patienten Opioide gewöhnt sind und Schmerzmittel schlechter wirken.

Iren sind gruselige Zustände gewöhnt, die werden bei Schmerzen still. Die meisten Südeuropäer dramatisieren, weil kulturell bedingt die Familie als heilsamer empfunden wird als die Behandlung. Und das geht Land für Land so weiter. Dabei variiert die tatsächliche Schmerzintensität kaum.