Wie stark haben euch eure Grundschullehrer geprägt?

vom 01.08.2018, 18:07 Uhr

Ich traf heute zufällig eine Bekannte, wobei diese im Moment in einer Selbstfindungsphase ist. Sie hat das Abitur und ein Jahr Work&Travel hinter sich und will sich jetzt so langsam Gedanken machen, wohin es beruflich gehen soll. Sie weiß noch nichts konkretes und will das nächste Jahr mit Praktika und dem Besuch von Vorlesungen nutzen (neben dem jobben natürlich).

Sie meinte dann auch, dass sie sich vorstellen könne, Grundschullehrerin zu werden. Denn ihre eigene Grundschulllehrerin hätte sie total geprägt und nachhaltig beeinflusst und sie würde auch gerne Kinder so beeinflussen und prägen wie sie geprägt worden ist. Ich wusste ehrlich gesagt nicht, was ich dazu sagen soll, denn meine Grundschullehrerin hat mich nicht so stark geprägt. Vielleicht sehe ich das aber auch nur anders, da ich ein Stück älter bin als meine Bekannte. Wie ist das bei euch? Wie stark haben euch eure Grundschullehrer geprägt und in welcher Hinsicht war das der Fall?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Mit 28 Jahren verlassen die Erinnerungen an die Grundschulzeit so langsam etwas, aber ich werde meinen Deutsch-Lehrer wohl immer in Erinnerung behalten. Ich hatte in der Grundschule starke Probleme mit dem Schreiben und Lesen. Im Deutschunterricht mussten wir dann immer mal etwas vorlesen. Ich habe dabei ziemlich gestottert und habe mich auch teilweise verlesen. Dann hat mein Lehrer mich immer so angeschrien, dass er mich dabei teilweise anspuckte. Bis heute habe ich genau diese Situation immer beim Lesen im Hinterkopf und bin dadurch recht unsicher im Vorlesen.

Bei meiner Arbeit mit Kindern in der Kinder-und und Jugendhilfe lese ich jedoch gern vor. Im Team dagegen fällt es mir viel schwerer und ich werde super unsicher. Wir hatten an der Grundschule aber auch wirklich tolle Lehrkräfte. Ich würde aber nicht sagen, dass ich durch sie gern Lehrerin geworden wäre. Geprägt hat mich die Zeit beim Vorlesen und ich glaube auch, dass es mein Leben lang unangenehm bleiben wird.

Wobei ich heutzutage auch gern noch etwas Kreatives mache. Ob beim Zeichnen, Häkeln oder Nähen. Beim Textilunterricht hatte ich immer viel Spaß. Jedoch glaube ich, dass ich es heute noch gern mache, weil es mir Spaß macht Neues auszuprobieren und nicht, weil ich damals so begeistert von einer Lehrkraft war. Toll waren sie, jedoch glaube ich, dass ich diese Hobbies einfach für mich wieder entdeckt habe und gern weiter entwickel.

» Ela123 » Beiträge: 872 » Talkpoints: 5,39 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Lustigerweise ist es wirklich so, dass ich mich an gewisse Lehrer von der Grundschulzeit noch besser erinnern kann, als an Lehrer, die ich später hatte. Bei 13 Jahren Schule ist das schon beachtlich, wie ich finde. So habe ich immer noch gewisse Eselsbrücken und andere Sprüche auf Lager, die mir meine Klassenlehrerinnen gesagt haben.

Zum Beispiel, immer wenn man einen Artikel vor ein Wort setzen kann, schreibt man dieses groß. Oder "he,she,it- s geht mit". Außerdem kann ich mich an zahlreiche lustige Situationen mit den Lehrern in der Grundschule erinnern, die ich jetzt hier nicht erläutern möchte. Ich denke schon, dass wir sehr gute Lehrer hatten und dass die mich in meinem weiteren Bildungsweg und weiteren Leben sehr positiv geprägt hatten.

Ich finde es gerade in der Grundschulzeit wichtig, dass man fähige und gute Lehrer hat, denn es prägt auch das Lernverhalten im späteren Bildungsverlauf und auch im späteren Leben. Wenn man überhaupt nicht mit den Lehrern klar kommt oder schlechte Lehrer hat, dann wird man wohl eher nicht weiter in die Schule gehen, wenn man denn nicht unbedingt muss.

Ich erinnere mich sehr gerne an die Lehrer meiner Grundschulzeit zurück und denke, dass sie ihre Pension, in der sie jetzt wahrscheinlich schon sind, sehr verdient haben.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Wenn man bedenkt, wie lange die Grundschulzeit bei mir schon her ist, haben mich diverse Lehrer wohl doch ziemlich geprägt, sodass ich sogar noch ihre Namen weiß und wer einen nervigen Sprachfehler hatte und wer die blonden Mädchen in der Klasse immer bevorzugt hat. Man merkt, ich habe die meisten meiner Grundschullehrer nicht sonderlich gemocht. :D

Und geprägt haben sie mich insofern, dass sie mir erfolgreich vermittelt haben, dass es sozial gesehen nicht empfehlenswert ist, in irgend etwas "besser" zu sein als die anderen. Von Förderung keine Spur, statt dessen hat man mich zugucken lassen, wie die anderen Kinder Lesen gelernt haben, und in Rechnen und Turnen, wo ich schlecht war, hatte ich eher den Eindruck, die erwachsenen, pädagogisch gebildeten Herrschaften seien erleichtert gewesen, mich entsprechend zusammenstauchen zu können. Es weiß ja jeder, dass SchülerInnen besser und schneller lernen, wenn sie für gute Leistungen eher peinlich berührt aus dem Augenwinkel begutachtet und für weniger gute vor versammelter Mannschaft gedemütigt werden.

Und die GrundschullehrerInnen, die ich jetzt als Erwachsene in meinem Bekanntenkreis habe, sind schon reichlich komische Gesellen, die alle Mitmenschen so behandeln, als seien sie erst sechs Jahre alt und noch nicht ganz stubenrein. Außerdem laminieren sie ihre Einkaufslisten und finden Kinder aller Art prinzipiell toller als Erwachsene, sodass sie ganze Grillpartys lang mit dem Sohn des Gastgebers unter dem Tisch sitzen und das Lied vom kleinen, frechen Frosch singen. Von daher reiße ich mich immer noch nicht um den Job des Grundschullehrers.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich bin 56 Jahre alt. Meine Grundschulzeit liegt 46 Jahre zurück. Dennoch kann ich mich an meine Klassenlehrerin in der Grundschule, an den Direktor und auch an andere Lehrer, die man nicht oft im Unterricht hatte, mehr erinnern als an die Lehrer in den weiterführenden Schulen. Besonders auch an die Religionslehrerin kann ich mich sehr gut erinnern. Sie war damals schon alt und hatte alte Ansichten. Das hat mich schon ein wenig mehr geprägt als die anderen Lehrer.

Ich habe damals das Belohnungssystem aus der Grundschule ein wenig auch für meine Kinder übernommen. Es gab Fleißkärtchen und für 5 Stück gab es dann ein kleines Bildchen und für 10 ein größeres. Bei meinen Kindern habe ich das nicht als Fleißkärtchen gemacht, sondern, wenn sie was tolles gemacht haben, besonders lieb waren, eine gute Note geschrieben haben und bei 5 Stück gab es eine Kleinigkeit und wenn sie die gesammelt haben und 10 zusammen bekommen haben, sind wir Eis essen gegangen oder es gab eben was anderes. Ich fand dieses Belohnungssystem als Grundschulkind toll und wollte das an meine Kinder weitergeben.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Meine Grundschulzeit war in den frühen Achtzigerjahren, ist also auch schon ziemlich lange her, aber jetzt, wo ich intensiv darüber nachdenke, merke ich schon, dass meine damalige erste Klassenlehrerin in manchen Hinsichten besonders war. Nicht nur, dass sie eine sehr liebe und charismatische Person gewesen ist, sie war in der damaligen Zeit auch sonst eine Ausnahme, sie war nämlich mit einem Südländer verheiratet.

Das war damals noch wirklich relativ selten, und ich glaube, sie hat uns Kindern damit Integration gut vorgelebt, indem sie auch viel von ihrem Mann und seinen Bräuchen erzählte. Auch hat sie sich sehr um die Förderung der Kinder in sowohl schulischer als auch anderer Hinsicht bemüht. Wenn ich zum Beispiel krank war, kam sie vorbei, um mir Aufgaben und Lern-Spiele wie die Lük-Kästen vorbeizubringen, weil sie wusste, wie gerne ich die mache. Ob es heute auch noch so engagierte Lehrer gibt?

Sie hat auch wiederholt meinen Eltern gegenüber als auch in den Zeugnissen meine in ihren Augen hervorstechend soziale Art gelobt, weil ich meine Position in der Klasse nutzte und mich über einen längeren Zeitraum gegen alle Freundinnen auf Seite einer gemobbten Schülerin gestellt hatte. Meine Eltern waren damals über meinen vehementen Einsatz nicht so erfreut und hatten sich Sorgen gemacht, aber sie hat das eher gefördert und positiv gesehen. Ob und inwiefern das auf mich oder mein späteres Leben wirklich Einfluss gehabt hat, kann ich natürlich nicht sagen, aber dass es spurlos an einem vorbeigeht glaube ich auch nicht.

» Verbena » Beiträge: 4970 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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