Trotz Assimilation nicht dazu gehören?
Ich las kürzlich ein Interview mit einer Wissenschaftlerin, die sich mit dem Thema Integration und Migration beschäftigt. Sie meinte, dass selbst assimilierte Migranten (sie nannte konkret die Türkischstämmigen) in den Augen der deutschen Mehrheitsgesellschaft Türken seien und damit nicht wirklich dazu gehören.
Unter Assimilation versteht man die komplette Anpassung an die ansässige Bevölkerung was Bräuche, Traditionen und Verhaltensweisen angeht und dass man komplett aufgibt, was davon abweicht und der anderen Kultur angehört als der hiesigen.
Was haltet ihr von dieser Aussage? Kann man das auch auf andere Migrationsgruppen beziehen? Seid ihr der Auffassung, dass Migranten trotz Assimilation nicht zur Bevölkerung dazu gehören? Oder seht ihr das anders? Ich finde das paradox, denn es wird oft gesagt, dass Migranten erst integriert wären, wenn sie assimiliert seien und wenn das dann der Fall ist, gehört man scheinbar trotzdem nicht dazu. Wie erklärt ihr euch das?
Also für mich muss ein Migrant oder eine Migrantin nicht zwangsläufig auf ihre Traditionen oder Kulturen verzichten, um integriert zu sein. Allerdings finde ich, dass der gegenseitige Respekt wichtig ist. Bei uns in der Einrichtung gibt es beispielsweise schon gar kein Schweinefleisch mehr, weil es eben immer ein Theater gegeben hat, mit denjenigen, die es nicht essen dürfen.
Da frage ich mich dann schon, warum müssen wir unsere Kultur aufgeben, weil sie uns mit ihrer Kultur etwas aufzwingen möchten? Wenn sie hierher kommen, dann müssen sie selber schauen, wie sie damit klar kommen. Kochen sie zu Hause selber, okay, aber ansonsten müssen sie eben das essen, was auf den Tisch kommt.
Und da muss ich schon sagen, ist genau diese Bevölkerungsgruppe leider immer noch so, dass sie uns ihre Tradition aufzwingt. Es ist auch die einzige Bevölkerungsgruppe, wo sich die meisten nicht bemühen, die deutsche Sprache zu lernen. Alle anderen Migranten können es, sie können es nicht.
Ich hoffe, dass es jetzt nicht wieder heißt, dass ich irgendwie rassistisch bin, allerdings kann ich damit leben, weil ich tagtäglich nichts anderes mitbekomme. Ich finde es allerdings schade, wenn türkischstämmige Leute, auch wenn sie sich anpassen und unsere Kultur respektieren, trotzdem ausgeschlossen werden.
Beispielsweise kenne ich eine türkische Familie, die wirklich angepasst ist, obwohl die Frau ein Kopftuch trägt und sie kein Schweinefleisch essen. Allerdings kommt der Junge auch am Fasching mit einem Kostüm in die Einrichtung und sie hat sogar noch extra ein Reservekostüm mitgebracht für ein anderes Kind einer anderen Nationalität, weil sie gedacht hat, dass dieser vielleicht kein Kostüm hat.
Außerdem hat sie uns schon sehr oft zum Frühstücken eingeladen und respektiert auch unsere Kultur. Ihre Gastfreundschaft kennt keine Grenzen und sie ist eine der einzigen, die regelmäßig unsere Elternabende besucht, obwohl sie drei Kinder hat.
Ich würde es schön finden, wenn ein Zusammenleben und ein gegenseitiges Akzeptieren so möglich ist, wie ich es hier geschildert habe. Leider ist sie eine der einzigen, die ich kenne, die uns das Leben nicht mit ihren engstirnigen Sichtweisen schwer macht.
Ich sehe hier Parallelen zu der Frage, wieso Kinder in der Schule gehänselt werden, obwohl sie sich doch alle Mühe geben, dazu zu gehören und vom Slang bis zu den Markenturnschuhen alles "richtig" machen. Menschen finden immer einen Grund, andere auszugrenzen und die eigene Gruppe für etwas Besseres zu halten, seien die Gründe auch noch so fadenscheinig. Dazu gibt es genügend Studien und soziale Experimente. Man kann offensichtlich jede Gruppe vollkommen willkürlich in Lager spalten und diese gegeneinander aufhetzen, völlig unabhängig davon, ob es tatsächlich fassbare Unterschiede gibt.
Von daher denke ich, dass genauso wie der kleine Marcel dafür gehänselt werden kann, dass er blonde/braune Haare hat, Familie Özgül/Papadopulous/Al-Fadil deswegen nicht dazu gehört, weil sie nicht Meier heißt, die Mitglieder einen braunen Teint haben oder mehr als die staatlich vorgeschriebenen 0,7 Kinder. Da können die Leute dann Weihnachten feiern, in die christliche Kirche gehen, sich besaufen, Schweinefleisch essen und ihre PartnerInnen betrügen, soviel sie wollen, sie gehören trotzdem nicht dazu. Auch nicht in der zweiten und dritten Generation, sondern so lange bis der "ausländische" Name ausstirbt oder geändert wird und die Kinder deutsch genug aussehen.
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