Aus Unterhaltungssendungen lernen?
Viele denken ja, dass Fernsehen eher etwas für die bildungsferne Bevölkerung darstellt und dass es sogar zur Verblödung führt. Ich muss allerdings sagen, dass ich sehr viel aus wissenschaftlichen Dokumentationen dazu lerne, wenn ich einen bestimmten Kanal anschaue. Oder aber auch im Internet kann man sich wirklich sehr gut weiter bilden.
Seit ein paar Jahren habe ich leider die Lust am Bücher lesen verloren und für mich liefern die modernen Medien eigentlich alles an Wissen, was ich brauchen kann. Unter anderem gibt es meiner Meinung nach auch gewisse Unterhaltungssendungen, die sehr wissenschaftlich wertvoll sind. Für mich ein glänzendes Beispiel ist die Sendung: "Wer weiß denn sowas?"
Hier spielen jeweils zwei Prominente Teams mit und es werden interessante moderne wissenschaftliche Fragen gestellt. Durch Multiple Choice von drei Möglichen Antworten muss dann die richtige gewählt werden.
Könnt ihr auch ab und an aus Unterhaltungssendungen etwas lernen? Welche Informationen habt ihr schon aus Unterhaltungssendungen mitgenommen, die euch beeindruckt haben und die ihr immer noch wisst? Oder ist euch das einerlei und merkt ihr euch gar nichts daraus?
Mittlerweile gucke ich fast gar kein lineares Fernsehen mehr aus eigenem Antrieb und selbst mein Freund schaltet die Glotze kaum noch an, wo ich früher ab und zu noch etwas mitbekommen habe. Aber dass Fernsehen verblödet, während Streaming die jüngere, coolere und intellektuelle Variante ist, halte ich für vermessen und arrogant. Das Medium bestimmt ja nicht die Inhalte. Eine Arte Reportage ist sicher hochwertiger als ein auf YouTube geschautes Trash-Format.
Die letzte Unterhaltungsserie, die ich gesehen habe, war sicher irgendwann mal irgendetwas, wo mein Freund mit raten wollte, das ist nämlich für mich die eigentliche Intention solcher Serien. An Inhalte kann ich mich aber absolut gar nicht erinnern und ich muss auch zugeben, dass in meinem Fall von dem übermittelten Wissen nichts hängenbleibt, weil es zu kurz, zu wenig, zu oberflächlich ist. Aber das muss ja nicht für jeden gelten.
Ich selbst lerne aus Fernsehformaten- oder sonstigen digitalen medialen Angeboten nur, wenn es eine dafür vorgesehene Serie ist und ich vorher schon ein Buch dazu gelesen habe, sonst bleibt von dem optisch Illustrierten bei mir nichts hängen. Aber da ist sicher jeder anders. Ich kannte mal eine Putzfrau, die mich mit ihrem profunden Splitter-Wissen über jeden nur erdenklichen Aspekt des Lebens schon in wenigen Tagen beeindruckt hatte. Sie hat den ganzen Tag alle möglichen Serien auf wissenschaftlichen Kanälen gesehen und sich das auch merken können. Warum sollte das also für Unterhaltungsformate nicht auch funktionieren?
Ich würde Quizshows auf keinen Fall als "wissenschaftlich sehr wertvoll" ansehen, weil da doch nur Fakten und maximal ein Mini-Splitter an Hintergrund im Minutentakt abgefeuert werden und ein Großteil der Zeit dennoch für sinnfreies Geplänkel zwischen Moderator und Rateteam draufgeht. Dass man daraus lernen kann, was z.B. ein Föhnfisch ist, oder den Unterschied zwischen" Faksdinadrei" und "Skandinavier" erklärt bekommt bestreite ich gar nicht, aber ich finde auch nicht, dass man zusammengewürfeltes Splitterwissen in irgendeiner Form mit "Bildung" oder schlimmer noch "Wissenschaft" gleichsetzen kann.
Quizsendungen finde ich langweilig. Entweder ich weiß die Antwort oder ich ärgere mich darüber, dass ich sie nicht weiß, und das Privatleben der arbeitslosen Solariumsmitarbeiterin Bettina S. die erstaunlich viel Geografiewissen mitbringt, ist für mich ebenfalls belanglos. Andererseits finde ich aber auch nicht, dass sich Bildung und Unterhaltung gegenseitig ausschließen, sondern dass im Gegenteil Bildung nur dann eine Chance hat, wenn sie unterhaltsam vorgebracht wird. Wer schaut sich schon eine Reportage über ein anderes Land, ein geschichtliches Ereignis oder irgendwelche Viecher an, obwohl die Sendung trocken und dröge ist bis zum Gehtnichtmehr, nur um sich hinterher sagen zu können: "So sieht also ein Eidechsenpenis aus!"?
nordseekrabbe hat geschrieben:Viele denken ja, dass Fernsehen eher etwas für die bildungsferne Bevölkerung darstellt und dass es sogar zur Verblödung führt.
Ich bin eher der Ansicht, dass Unterschichten-TV zu Verblödung führt, also solche Sendungen wie "Bauer sucht Frau", "Die Trovatos" und andere Pseudo-Reality-Formate wo man eben weiß, dass das gestellt ist, aber die Zuschauer nehmen das dennoch für bare Münze, was da passiert. Davon abzugrenzen sind natürlich Dokumentationen und Reportagen egal welcher Art, da kann man sicherlich was lernen.
So gibt es so viele Dokumentationen, die das Allgemeinwissen auffüllen und sich zum Beispiel um historische Sachverhalte oder Tiere drehen. Quizsendungen empfinde ich nicht unbedingt als bildungsnah, weil da nur Fakten abgefragt werden, die man erstens gar nicht speichern kann, weil eine Quizfrage nach der anderen durchgejagt wird und zweitens kann man das Wissen eh nicht anwenden und braucht es nie im Alltag.
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