Wann ist eine Ausbildung oder Studium für euch vollwertig?

vom 28.07.2018, 11:40 Uhr

Laut Medienberichten möchten drei brandenburger Hochschulen sich zusammenschließen, damit das Bundesland eine vollwertige Medizinerausbildung erhält. Mich hat dieser Satz ehrlich gesagt irritiert, gerade wegen dem Wort "vollwertig". Wann ist für euch ein Studium oder eine Ausbildung als "vollwertig" zu bezeichnen? Welche Kriterien, Voraussetzungen und Faktoren spielen dabei eine Rolle?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Du stellst die falsche Frage. Es geht doch gar nicht darum, ob eine Ausbildung vollwertig ist. Das Problem ist, dass Medizinstudenten in Brandenburg bisher weniger Möglichkeiten haben als in anderen Bundesländern. Selbstverständlich ist ein Absolvent eines brandenburgischen Medizinstudiums ein vollwertiger Arzt, wenn er die ärztliche Prüfung erfolgreich bestanden hat.

Der Name liegt woanders. Du kannst bisher nur an einer Hochschule Medizin studieren. Und während Studierende in anderen Bundesländern schon während des Studiums an ihrer Promotion arbeiten, geht das dort nicht, weil diese Hochschule keine Forschung ermöglicht und kein Promotionsrecht besitzt.

Bisher gibt es keine staatliche Arztausbildung in diesem Bundesland. Absolventen gehen also woanders hin und geeignete Forschung z. B. zur Versorgungslage ist nicht drin. Entsprechend sind Brandenburger Ärzte vollwertige Mediziner, aber das Land selbst bietet keine vollwertige Medizinerausbildung an. Eigentlich bietet das Land selbst gar keine an, denn die Hochschule ist privat. Brandenburg ist also bisher von privaten Engagement und dem Rest der Republik abhängig, um seine medizinische Versorgung zu sichern.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


cooper75 hat geschrieben:Und während Studierende in anderen Bundesländern schon während des Studiums an ihrer Promotion arbeiten, geht das dort nicht, weil diese Hochschule keine Forschung ermöglicht und kein Promotionsrecht besitzt.

Und du gibst du falsche Antwort. Die Promotion hat mit dem Studium hinsichtlich eines vollwertigen Studiums nichts zu tun. Die Promotion ist in keinem Bundesland Teil der Medizinerausbildung und für die Ausübung des ärztlichen Berufes auch überhaupt nicht notwendig. Ein Medizinstudium wird mit einem Staatsexamen abgeschlossen und dann ist man nach Erteilung der jeweiligen Verwaltungsbehörde approbierter Arzt und darf praktizieren.

Die Promotion kann man zusätzlich durchführen. Dafür muss man aber nicht mal eingeschriebener Student sein. Vielmehr setzen Promotionen sogar voraus, dass man ein abgeschlossenes Hochschulstudium vorweisen muss. Das schließt es ja sogar aus, dass man bereits während seines Studium promoviert. Natürlich kann man schon an der Promotion arbeiten, aber die Doktorwürde wird erst nach Bestehen des Hochschulstudiums erteilt.

Mit der Aussage vollwertiges Medizinstudium geht es wohl eher darum, dass man jetzt in Brandenburg ein Studium anbietet, dass den Studenten auch tatsächlich befähigt, sein Studium in Brandenburg auch zum Abschluss zu bringen. Denn nicht jede Universität bietet für jeden Studenten so ein Medizinstudium an. Das Medizinstudium wird ja in zwei Abschnitte unterteilt, Vorklinik und Klinik.. Die Vorklinik beinhaltet die ersten beide Jahre des Studiums und wird mit dem ersten Staatsexamen beendet.

Teilweise gibt es eben Hochschulen, die nur für diesen ersten Teil des Studiums Plätze anbieten und sich die Studenten dann mit dem 1. Staatsexamen neu bewerben müssen oder sich eben eine andere Hochschule suchen müssen um dort den klinischen Teil der Ausbildung zu absolvieren. In Brandenburg will man das nicht. Das liegt aber eben noch mehr als an anderen Studienorten daran, dass man in Brandenburg möglichst viele Ärzte für die Kliniken ausbilden will, die sich an der Durchführung des Studiums beteiligen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Klehmchen, lies den Beitrag doch erst einmal komplett. Natürlich hat die Promotion nichts damit zu tun, dass jemand ein vollwertiger Arzt ist. Aber wer an der bisher einzig möglichen Hochschule Medizin studiert und dafür 125.000 Euro investiert, der wird auch promovieren wollen. Und damit ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dieser Arzt nicht in Brandenburg bleiben wird, weil er sowieso in einem anderen Bundesland promovieren muss, wenn er das möchte. Das ist das erste Problem.

Und wie kommst du auf die ärztliche Prüfung? Die legen die Studierenden der Hochschule in Brandenburg selbstverständlich in allen Teilen ab. In dem Punkt ist das Studienangebot vollwertig. Die Universität hat dafür passende Kooperationspartner, schließlich gibt es auch in Brandenburg Krankenhäuser. Wer dort studiert, ist am Ende Arzt und kann seine Approbation beantragen.

Du verstehst das Problem offensichtlich nicht. Brandenburg hat bisher kein vom Bundesland angebotenes Medizinstudium. Man kann nur an einer privaten Hochschule ohne Promotionsrecht studieren. Folglich gibt es keine universitäre Forschung, es gibt nur Lehre. Dozenten müssen aus anderen Bundesländern kommen, weil promovieren und habilitieren kann man da nicht. Und das ist nicht vollwertig. Das stand alles im ersten Beitrag, aber der war dir offensichtlich nicht verständlich.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



cooper75 hat geschrieben:Du verstehst das Problem offensichtlich nicht. Brandenburg hat bisher kein vom Bundesland angebotenes Medizinstudium. Man kann nur an einer privaten Hochschule ohne Promotionsrecht studieren. Folglich gibt es keine universitäre Forschung, es gibt nur Lehre. Dozenten müssen aus anderen Bundesländern kommen, weil promovieren und habilitieren kann man da nicht. Und das ist nicht vollwertig. Das stand alles im ersten Beitrag, aber der war dir offensichtlich nicht verständlich.

Du verstehst offensichtlich nicht, dass die medizinische Promotion nun mal nichts mit einem vollwertigen Studium zu tun. In keinem deutschen Bundesland ist die Promotion nun einmal Teil der ärztlichen Ausbildung. Ein nicht unerheblicher Anteil der tätigen Ärzte ist nicht einmal promoviert. Ich kenne sogar Chefärzte ohne Promotion.

Du hast zwar recht damit, dass im Land Brandenburg derzeit keine Promotion notwendig ist. Aber erstens hat das mit einem vollwertigen Medizinstudium nun einmal nichts zu tun und zweitens muss ich für eine Promotion trotzdem nicht Brandenburg verlassen. Mal ganz davon abgesehen, dass man auch als Brandenburger einfach in Berlin promovieren könnte, geht das auch an anderen Universitäten ohne dass man deswegen seine Anstellung in Brandenburg aufgeben würde. Es gibt ja auch Ärzte, die fangen erst während ihrer beruflichen Tätigkeit an zu promovieren und verlassen deswegen trotzdem nicht ihre Klinik. Wer nicht gerade eine experimentelle Doktorarbeit durchführt, der braucht so gut wie keine Präsenzpflicht an dem Standort wo die Promotion abgehalten wird.

Auch ist es völliger Unsinn zu argumentieren, dass die 125.000 Euro Investitionskosten dazu führen würden, dass alle promovieren wollen. Diese Investitionskosten decken nun einmal die Kosten des Studiums ab. Das kostet auch ein staatliches Studium, nur dass da nicht der Student bezahlen muss. Es gibt aber auch in Brandenburg die Möglichkeit, sich große Teile der Kosten über Stipendien der beteiligten Krankenhäuser erstatten zu lassen. Das wird also eher dazu führen in Brandenburg zu bleiben.

Im Bereich der Humanmedizin ist es nun einmal so, dass das vollwertige Studium eben aus den Abschnitten Vorklinik und Klinik besteht und beide mit 2 Staatsexamen abgeschlossen werden. Und es gibt eben Hochschulen in Deutschland, die nur Teilstudienplätze für einen der beiden Abschnitte vergeben. In Brandenburg ist es eben jetzt möglich beide Abschnitte an der Privatuni Brandenburg zu absolvieren und die praktischen Teile der Ausbildung an brandenburger Kliniken. Um nichts anderes geht es mit der Aussage vollwertiges Studium. Das hat nichts mit dem Promotionsrecht zu tun.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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