Arztassistenten künftig akademisch ausbilden lassen?

vom 28.07.2018, 11:23 Uhr

Laut Medienberichten will Sachsen als bisher einziges ostdeutsches Bundesland Arztassistenten in einem Studiengang mit dem Titel "Physician Assistant" ausbilden lassen. Der Studiengang soll im kommenden Wintersemester starten an der Berufsakademie Plauen. Der Studiengang setzt eine bereits abgeschlossene Berufsausbildung voraus und soll eine akademische Ausbildung auf dem Niveau zwischen ärztlicher und pflegerischer Qualifikation vermitteln.

Die Absolventen sollen in Zukunft Ärzte in Klinken und Praxen entlasten und sich um ärztliche Routineaufgaben und Dokumentationen kümmern sowie einfache medizinische Tätigkeiten sowie Verwaltungsaufgaben übernehmen. So soll unter anderem die Gesundheitsversorgung in ländlichen Regionen gesichert werden. Was haltet ihr davon? Findet ihr es gut, dass man Arztassistenten auch akademisch ausbildet? Oder findet ihr das übertrieben und eine Ausbildung ist eurer Ansicht nach völlig ausreichend?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich stehe dem Ganzen bisher noch sehr skeptisch gegenüber. Natürlich gibt es hinreichend viele Tätigkeiten, die kein vollwertiges Medizinstudium voraussetzen. Jemand der bei einer OP nur Haken hält und den Sauger betätigt, der muss ja nicht unbedingt Arzt sein. Für die Assistenzärzte ist das ja auch nur dahingehend Teil ihrer Ausbildung, weil sie so sehen können, welche OIperationsschritte nötig sind, wenn sie mal selber operieren. Oder einen Großteil einer körperlichen Routineuntersuchung. Auch werden vielerorts frühere Schwesterntätigkeiten auf die Ärzte abgeschoben, wie Blutentnahmen, Zugänge legen oder auch diverse Infusionen.

Für sowas braucht man nicht zwingend einen Arzt. Auch für viele Dokumentationsaufgaben sind Ärzte nicht gerade überqualifiziert, aber doch sind es Tätigkeiten, die nicht zum Kerntätigkeitsbereich gehören und Zeit kosten, die man nicht mit den Patienten verbringen kann. Dahingehend gibt es schon genug Beschäftigungsbereiche für solche Assistenten und durchaus wären die meisten Ärzte sicherlich froh, wenn sie dahingehend entlastet werden.

Ich fürchte nur in der zunehmenden Privatisierung und Kapitalisierung des Gesundheitswesen, dass die Arztassistenten nicht als Unterstützung eingesetzt werden, sondern in möglichst vielen Bereichen als Ersatz kommen werden. Dann kriegt der Oberarzt beim Operieren eben keinen Assistenzarzt mehr zur Seite, dem er zeigt wie man operiert, sondern eben ein Physical Assistant, der einfach ein paar Euro weniger kostet. Und auf der Station gibt es dann statt 2 Assistenzärzten nur noch einen und einen Assistenten.

Wenn ich mir anschaue, wie schon um Arztstellen geschachert werden muss, obwohl die Belegschaft mehr oder weniger am Stock geht und die Stelle dann nur bewilligt wird, wenn der Abteilung genug Gewinn erwirtschaftet um die Stelle dann auch zu bezahlen, wird das doch wohl mit den Physical Assistants nicht anders laufen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Der Studiengang ist doch nicht neu. Das kann man seit über zehn Jahren studieren und es gibt einige Universitäten, die es anbieten. Daher muss es doch Erfahrungen geben, wie sich der Einsatz in Deutschland auf die Kliniken auswirkt. Dass es in anderen Ländern funktioniert, ist wegen unterschiedlicher Systeme ja wenig aussagekräftig.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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