Doping bei Olympia?
Ich will ja niemand die Freude an den Olympischen Spielen verderben, man sieht es ja auch bei der Tour de France: Doping hält die Zuschauer nicht wirklich davon ab mit Begeisterung bei der Sache zu sein. Aber trotzdem frage ich mich schon, wie viel denn wirklich mit unlauteren Mitteln gearbeitet wird. Gerade bei den Ausdauerdisziplinen wurden in dieser Saison hochkarätige russische Sportler beinahe reihenweise überführt: alle hatten mit Epo nachgeholfen.
Und auch aus Österreich, man denke nur an Turin und den riesigen Polizeieinsatz im Hotel der Österreicher, kommen wieder Hinweise auf Doping. Betroffen könnten auch deutsche Spitzensportler sein. Vor allem ein Wiener Unternehmen steht im Verdacht auch bei deutschen Sportlern mit Eigenblut nachgeholfen zu haben. Weitere Aufklärung ist in diesem Fall aber nicht zu erwarten, da zum Zeitpunkt der Tat Doping in Österreich keine Straftat war. Die Ermittlungen laufen zur Zeit nur gegen das Unternehmen wegen Geldwäsche, da die "Hilfe" natürlich nicht normal abgerechnet werden konnte. Lediglich Andeutungen aus dem Skiverband Österreichs auf deutsche Ausdauersportler gibt es. Und Eigenblutdoping ist nicht nachweisbar. Der Effekt ist kurz so erklärt: erst wird eigenes Blut entnommen, eingelagert und kurz vor den Wettkämpfen ein halber Liter zusätzlich zurückgeführt. Im Ergebnis hat der Körper mehr Blut und kann damit mehr Sauerstoff transportieren.
Während man die Zahl der Dopingtests massiv erhöht hat und damit den Zuschauern mehr Sicherheit verspricht, hat sich leider das Spektrum der getesteten Substanzen nicht erhöht. Folglich kann derjenige, der die neuesten Mittel hat relativ sicher dopen.
Und Hinweise auf neue Mittel gibt es reichlich. das neueste Wundermittel heißt S107 und wird zumindest in der Tour de France wohl schon seit vier Jahren eingesetzt. Kronzeuge ist Bernhard Kohl, der nach seinem zweiten Platz bei der Tour 2008 positiv auf CERA getestet wurde. Er erzählt recht freimütig davon, dass man ihm bereits 2006 das neue Mittel S107 angeboten habe.
Tests auf diese neue Medikament aber gibt es bisher bei keiner Sportveranstaltung. Die offiziellen Begründungen sind teilweise haarsträubend. So heißt es z.B. beim Deutschen Olympischen Verband, dass man auf dieses Mittel noch nicht testen braucht, da es ja noch nicht auf dem Markt sei. Wer sich mal einen Überblick verschaffen will, wie leicht man dieses Mittel aber tatsächlich beschaffen kann, dem sei einmal Google oder jeder andere Suchmaschine empfohlen, als Suchbegriff eignen sich "drugs s107" in Kombination mit "shop" oder "buy".
Und das Wundermittel ist eigentlich als Medikament entwickelt worden für Menschen mit einer Herzmuskelschwäche. S107 wurde gegen Herzinsuffizienz entwickelt und bewirkt, dass die Muskelschwäche verhindert wird. Dieser Effekt wird bei Ausdauersportlern oft als "blau werden" bezeichnet und ist eigentlich nichts weiter als zuviel Milchsäure im Muskel, was wir Normalsportler später als Muskelkater spüren. Das neue Mittel hilft nun genau dies zu verhindern, da es bereits im Vorfeld dafür sorgt, dass weniger Kalzium in den Muskel einströmt. Kalzium dient dem Muskel bei der Kontraktion, aktiviert aber auch ein spezielles Enzym, das die Muskelfasern schädigt, "blau werden", Muskelkater sind die Folge.
Nach Tierversuchen wird die Leistung des Sportlers wohl um bis zu 20 Prozent steigen und da kein Dopingtest auf das leicht nachweisbare Mittel erfolgt ist es das wohl zur Zeit effektivste und sicherste Dopingmittel. Und da sehe ich halt die Probleme: wenn man es mit dem Doping wirklich ernst nimmt, dann müssten einfach auch neueste Erkenntnisse berücksichtigt werden. Aber scheinbar sind alle Sportverbände nicht wirklich daran interessiert. Wohl auch, weil schwächere sportliche Leistungen auch weniger Werbeeinnahmen bedeuten könnten.
Wer so mit den Sportlern und Zuschauern umgeht, der kann nicht selbst dafür verantwortlich sein Missstände aufzuklären oder eben sich selbst und alle Aktiven zu überwachen. Ich finde es schade und habe tatsächlich auch ein wenig die Begeisterung für den Spitzensport generell verloren, Olympia ist doch eigentlich nur noch einer großen Marketing-Show verkommen. Nur noch das komplette Paket kann bewertet werden. Wer hat das beste Material, wer hat den besten Arzt und wer hat außerdem auch noch gut trainiert? In welchem Verhältnis die drei Fragen zueinander stehen kann ich nicht beantworten...
betty hat geschrieben:Und Hinweise auf neue Mittel gibt es reichlich. das neueste Wundermittel heißt S107 und wird zumindest in der Tour de France wohl schon seit vier Jahren eingesetzt. Kronzeuge ist Bernhard Kohl, der nach seinem zweiten Platz bei der Tour 2008 positiv auf CERA getestet wurde. Er erzählt recht freimütig davon, dass man ihm bereits 2006 das neue Mittel S107 angeboten habe.
Ich kann da nur müde drüber lächeln. Dass in Ausdauersportarten gedopt wird, ist eigentlich klar. Es geht da einfach um zu viel Geld und man kann zu leicht seine Leistung steigern. Trotzdem tun mir die Athleten einfach nur leid, die ohne nachzudenken Medikamente verwenden, die nicht mal in der klinischen Erprobung sind. Und das war S107 vor 4 Jahren noch nicht. Da muss man sich dann auch nicht wundern, warum immer mal wieder einige Ausdauersportler keine 40 Jahre alt werden.
Aber ansonsten, trübt das meine Freude über Olympische Spiele, Tour de France oder ähnliches gar nicht. Ich bin mir bewusst, dass die Spitzenathleten sehr wahrscheinlich alle nachhelfen. Denn mit ein wenig Hintergrundwissen wird einem doch schnell klar, dass negative Dopingproben überhaupt nichts darüber aussagen, ob gedopt wurde, sondern nur darüber wie intelligent gedopt wurde.
Und da ändern auch massive Kontrollen nichts oder das Einfrieren von Proben um sie in ein paar Jahren nochmal zu untersuchen. Zum einen sind viele Substanzen bei gezieltem Einsatz sowieso nicht nachweisbar, weil sie schon wieder abgebaut sind, bevor man den Athleten testet und zum anderen interessiert es ja in ein paar Jahren doch eh keinen mehr, ob ein paar Olympiasieger von heute gedopt waren. Da sind wir mit den zukünftigen Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen beschäftigt.
Abgesehen davon bleibt es ja für den Großteil der Teilnehmer immernoch ein sportlicher Wettkampf. Denn alles Dopen nützt nichts, wenn man nicht trainiert. Schließlich braucht man ja zum Beispiel auch die Muskeln, die das scheinbar nicht enden wollende Sauerstoffangebot ausnutzen. Und wenn nahezu alle Sportler da etwas nachhelfen, hat ja kaum einer mehr einen Vorteil und es reduziert sich wieder auf den besseren Athleten. Nur dass man eben etwas schneller rennt oder Ski fährt als früher. Auf der Strecke bleiben dabei nur diejenigen, die sich "gute Dopingmittel" nicht leisten können und das sind meist die Sportler die sowieso keine Chance haben würden, weil sie auch gar nicht die Trainingsbedingungen oder Ausrüstung wie die Spitzenathleten haben.
Also mir ist es egal ob die da nun alle dopen oder nicht. Es ist schließlich nicht meine Gesundheit, die sie da aufs Spiel setzen und meinetwegen müssten sie nicht dopen. Ich würde da eh keinen Unterscheid erkennen ob da nun einer 5km/h schneller mit dem Rad einen Berg hochfährt oder ob die Skiläufer nun ein paar km/h schneller unterwegs sind.
Ich finde deinen Artikel wirklich sehr gut geschrieben. Ich persönlich glaube schon lange nicht mehr an den sauberen Sport. Wahrscheinlich hat es diesen niemals gegeben und es wird ihn auch niemals geben.
Bei Ausdauersportarten ist die Leistungssteigerung so enorm, dass, wenn einer mit dem Dopen anfängt die anderen nachziehen müssen, sonst sind sie doch komplett chancenlos. Vor allem die krassen Leistungssteigerungen während einer Saison oder die Regeneration zwischen den Etappen sind einfach nicht normal. Außerdem muss man wohl feststellen, dass man sich wirklich blöde anstellen muss um erwischt zu werden.
Wie du so schön in deinem Artikel beschrieben hast, ist es so, dass man garnicht auf alle Substanzen testen kann. Außerdem kann man viele Substanzen nur innerhalb von 24 Std. nachweisen, da der Körper diese recht schnell abbaut. In vielen Ländern sind die Dopingkontrollen während des Trainings mangelhaft und gerade zu der Zeit wird am meisten genommen. Keiner ist so blöd und schmeißt sich eine testbare Substanz vor dem Wettkampf rein.
Auch ist es so, dass es in vielen Ländern ein ganz anderes Unrechtsbewusstsein gibt was Doping angeht, siehe Russland aber auch die USA.
Was mich am meisten ärgert ist aber die grenzenlose Naivität der Sportkommentatoren. Da wird garnicht hinterfragt wieso österreichische Biathleten, die die 30 schon weit überschritten haben von einer auf die andere Saison plötzllich weltklasse Laufleistungen hinlegen oder das bestimmte Norwerger quasi ohne Probleme überführten russischen Läufern problemlos folgen konnten.
Natürlich ist es so, das man mit Talent und Training viel besser sein kann als andere, aber manche Leistungsunterschiede sind unter Leistungssportlern nicht mehr normal und für mich absolut unglaubwürdig.
Trotz dem ganzen Wissen schaue ich eigentlich noch gerne Sport. Aber ich schalte auch immer öfter ab, da manchmal die Unglaubwürdigkeit zu unerträglich ist. Manchmal wünschte ich mir etwas mehr Naivität, dies würde das Zuschaun doch merklich erleichtern.
Mir erschließt sich ehrlich gesagt nicht, wo da die Überraschung liegen soll. So gesehen ist die Wahrscheinlichkeit für Doping doch recht hoch, wenn es um Leistungssport und Siege geht. Dabei spielt die Disziplin oder Sportart an sich doch gar keine Rolle. Manchmal wird das Doping halt verschleiert und findige Ärzte behaupten einfach, dass bestimmte Medikamente aus gesundheitlichen Gründen notwendig sind. Aber gedopt wird so oder so.
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