Ghosting auch bei Freundschaften erleben?

vom 15.07.2018, 15:15 Uhr

Unter "Ghosting" versteht man ja ein Beziehungsphänomen, bei dem sich einer nicht traut, offiziell Schluss zu machen und sich dann einfach von einem Tag auf den anderen nie wieder meldet und den Kontakt komplett abbricht. Ich finde diese Taktik wirklich extrem mies, wobei mir das innerhalb einer Beziehung glücklicherweise noch nie passiert ist.

Dafür ist mir das mal mit einer Freundin passiert. Ich habe sie erst seit einigen Monaten gekannt, wobei wir uns eigentlich wirklich gut verstanden haben. Irgendwann hatte sie mich auf ihre Geburtstagsfeier eingeladen, wobei ich da aus persönlichen Gründen nicht hingehen konnte. Das schien sie so zu verletzen, dass sie seitdem den Kontakt komplett abgebrochen hat. Habt ihr Ghosting auch selbst schon innerhalb von Freundschaften oder in der Verwandtschaft erlebt? Meine Mutter ghostet ihre Tante tatsächlich auch schon seit einigen Jahren.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich kann ehrlich gesagt nicht verstehen, wie man so inflationär alles als "Freund" betiteln kann, auch wenn man sich kaum kennt. Also wenn man sich erst wenige Monate kennt ist man in meinen Augen nicht befreundet, sondern höchstens bekannt. Denn eine Freundschaft hat eine gewisse Tiefe, man kennt sich sehr gut und steht sich nah, ist loyal.

Ein Freund muss für mich gezeigt haben, dass er auch in schlechten Zeiten loyal zur Seite steht und das kann man nach so kurzer Zeit doch gar nicht sagen. Daher denke ich nicht, dass Ghosting tatsächlich unter Freunden vorkommt - zumindest nicht so wie ich eben "Freundschaft" definiere. Unter oberflächlichen Kontakten und Bekanntschaften mag das aber häufiger vorkommen, das streite ich gar nicht ab.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich muss auch sagen, dass ich das bei einer richtigen Freundschaft eher noch nicht erlebt habe. Es kam dann schon mal vor, dass sich eine Bekanntschaft wieder aus dem Leben geschlichen hat. Das gab dann eben auch keine große Beendung des Kontaktes oder ähnliches.

Bei einer Freundschaft verläuft es dann doch eher so, dass man sich verkracht und die Freundschaft dadurch ein Ende findet. Da wissen dann ja auch Beide Bescheid und ein wegschleichen in dem Sinne, gibt es dabei eigentlich nicht. Zumindest habe ich das noch nicht erlebt. Ich muss auch gestehen, dass ich mit dem Begriff Ghosting nicht viel anfangen konnte. Gerade bei Verwandtschaft stelle ich mir das schwierig vor.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich weiß nicht, ob der Begriff Ghosting in der Form an dieser Stelle überhaupt passt. Ghosting bedeutet für mich, dass jemand sprichwörtlich ohne Vorankündigung zu einem Geist für den anderen wird und wie vom Erdboden verschluckt scheint. Jemand, der sich nicht nur nicht mehr meldet, sondern Briefe unbeantwortet zurückschickt, die Telefone sperrt, in sozialen Medien alles so blockiert, dass er oder sie zu einem Geist für einen selbst geworden ist. Und dass alles ohne das Wissen des anderen oder das dem ein größerer Konflikt vorausgegangen ist.

Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass jeder fehlgeschlagene Flirt, jede beendete Beziehung oder auseinander laufende Bekanntschaft schon unter diesem Begriff subsumiert wird. Das wird dem echten Phänomen aber gar nicht mehr gerecht, denn wem es wirklich passiert ist, dass er auf die oben geschilderte Weise behandelt wurde, wird nicht mehr in seinem Leid ernst genommen, wenn so ein Begriff allzu inflationär benutzt wird.

Mir ist Ghosting weder in der echten Form noch in der allgemein gültigen Light-Variante weder in Freundschaften noch in Beziehung je passiert, zum Glück, das muss sehr belastend und verwirrend sein, vor allem, wenn man glaubte, alles liefe zum Besten.

» Verbena » Beiträge: 4921 » Talkpoints: 0,32 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ab wann darf man denn von Freunden sprechen? Wenn man sich drei Monate kennt? Ein Jahr? Zwei Jahre? Es gibt da ja keine genaue Definition oder Einteilung, wenn aus einer Bekanntschaft eine Freundschaft wird. Ich würde sagen, eine Freundschaft ist es dann, wenn es eine tiefere Verbundenheit gibt, man sich nahe steht, wenn es schon eine verbindende gemeinsame Geschichte gibt. Das wäre für mich Freundschaft, sich mögen, nahe sein, Gemeinsamkeiten haben und sich vielleicht auch als Freunde bezeichnen, wenn man schon mal darüber gesprochen hat.

Ich kenne es zumindest, dass nach einer großen Anfangseuphorie der Kontakt langsam weniger wird und dann nach einiger Zeit auch mal kein Kontakt mehr da ist. Das kenne ich schon, dass eine Freundschaft oder scheinbare Freundschaft dann von der anderen Seite verworfen wird - ohne genaue Erklärung, entweder gar keine Erklärung oder nur vage Aussagen und das ist dann schon blöd. Oder dass man einen Streit hatte und man selbst den gar nicht als so schlimm ansah, aber der andere bricht deswegen den Kontakt ab.

Das Schlimme ist eigentlich, dass Leute, die sowas machen, einen ein Stück weit traumatisieren, denn später denkt man dann bei anderen, die vielleicht mal mehrere Stunden nicht antworten, ob die das Gleiche planen. Man kann niemanden halten und jeder kann von heute auf Morgen aus dem Leben verschwinden, man kann gar nichts dagegen machen, das ist das Schlimme. Wenn sich Menschen wenigstens verpflichtet fühlen würden, sich zu erklären.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 26.07.2018, 00:50, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

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