Sollten Tragen für übergewichtige Patienten Standard sein?

Ich habe gelesen, dass die Rostocker Uniklinik Tragen für übergewichtige Patienten eingeführt hat. So können besonders schwere Patienten von bis zu 318 Kilogramm mit zwei neuen Spezialfahrzeugen zwischen den Stationen und Gebäuden hin und her transportiert werden. Die Liegeflächen sollen deutlich breiter sein als normale Tragen und dann auch noch ausfahrbare Flügel besitzen, sodass diese im Bedarfsfall verbreitert werden können.

Mir war bisher kein Krankenhaus bekannt, das extra solche speziellen Tragen für übergewichtige Patienten hatte, aber vielleicht habe ich auch zu wenig darauf geachtet. So gesehen ist das doch auch notwendig, wenn das Übergewicht in Deutschland zunimmt. Wie verbreitet sind solche speziellen Tragen? Findet ihr, dass die Anschaffung Standard sein sollte? Oder werden sich das nur die wenigsten Krankenhäuser und Kliniken leisten können?

Was ist daran so neu? Diese Fahrzeuge und Tragen gibt es bereits, seit ich im Rettungsdienst angefangen hatte im Jahr 2000. Vereinzelt hat man sich noch damit beholfen (wenn die Fahrzeuge ausgelastet waren und akuter Handlungsbedarf bestand), dass ein Krankenbett in den LKW vom Schlachthof geladen wurde, der Rettungsassistent daneben saß oder Betreuung von der Beifahrerseite aus geleistet hatte. Das Bett wurde mit Spanngurten im LKW befestigt.

Große Häuser unterhalten das schon seit Jahren - findet man unter dem Begriff Schwerlast RTW und fast jeder große Rettungsdienstkreisverband der an eine Uniklinik integriert ist, besitzt so etwas und ist damit auch mehr als gut ausgelastet. Bayern war einer der Vorreiter, die das System flächendeckend eingeführt haben, hinterher gezogen hatte direkt Hessen und Baden Württemberg. Aber wie es so ist, in diesem Bereich meinen immer wieder Kreisverbände und Länder das Rad neu erfunden zu haben, dabei gibt es das bereits seit mindestens 20 Jahren.

Aber zum Standard machen? Dir ist schon klar, dass das Ding auch direkt mal mehr Eigengewicht hat. Die Normale Trage besitzt ohne Fahrgestell schon ein Eigengewicht von 24-36 Kilogramm, je nach Hersteller und Modell. Dazu das Fahrgestell mit nochmals schlappen 20-30 Kilogramm Eigengewicht. Hast du so etwas schon mal leer getragen? Oder gar mit einem Standardpatient von 100 Kilogramm? Ausrüstung dann bitte nicht vergessen, die muss mit und am Patienten bleiben dann hast du nochmals 50 Kilogramm auf dem Buckel.

Für den Standardfall lohnt sich das daher nicht, zudem die Kosten dafür um ein vielfaches Höher sind als für die Standardausrüstung die inkl. Fahrzeug schon mit 250.000 Euro zu buche schlägt. Für diese Fahrzeuge legst du gepflegt mindestens das doppelte hin.

Mag praktisch erscheinen hat aber auch seine Mängel, denn es muss festgemacht werden im Fahrzeug und die Tragetische sind dafür nicht ausgelegt für das maximale Gewicht. Sprich unter der Fahrt bei einer Vollbremsung löst sich das ganze aus der Arretierung und fliegt dir mitsamt Patient um die Ohren. Hört sich super an mit den 318 Kilogramm, abzüglich dem Eigengewicht der Trage und unter der Beachtung der Zulässigen Last für den Tragetisch ist auch da bei 200 Kilogramm Schluss - mit Patient und Ausrüstung an der Trage.

Wer mehr auflädt ist selbst Schuld und steht dafür vor dem Richter wenn was passiert, und es wird als grobe Fahrlässigkeit ggf. sogar mit Vorsatz behandelt, da jedem Rettungsassistenten, Notfallsanitäter und Rettungssanitäter das klar ist, der täglich auf diesen Fahrzeugen arbeitet.