Sich beim Essen mit der Schärfe überschätzen?
Mein Freund isst seit einiger Zeit sehr gerne scharf. Während er noch vor einigen Jahren gar kein scharfes Essen mochte, mag er das nun immer lieber. Von daher kommt es oft vor, dass er sich in Restaurants oder beim Lieferdienst etwas bestellt, was als scharf gekennzeichnet ist.
Oft überlegt er sich dann mehrmals, ob das Essen nicht zu scharf sein wird, bestellt es dann aber dennoch. Im Endeffekt muss er dann oft mit den Tränen kämpfen, weil er sich doch überschätzt hat, was die Schärfe angeht.
Mir passiert das eigentlich gar nicht, obwohl ich ziemlich zimperlich bin, was Schärfe angeht. Wenn etwas offensichtlich scharf ist, bestelle ich das aber meistens gar nicht erst oder frage dann die Bedienung noch einmal. Von daher konnte ich mein Essen bisher immer sehr gut essen.
Überschätzt ihr euch manchmal, was die Schärfe von Essen angeht und könnte dann manche Gerichte, die ihr bestellt oder zubereitet habt, doch nicht essen?
Ich esse sehr gerne auch sehr scharf. Mir ist es zwar schon passiert, dass ein bestelltes Essen schärfer war, als ich es vermutet hatte. Dann wurde es beim Essen eben ein bisschen warm.
Ich nehme so etwas mit Humor und denke mir: Was in Südostasien angeblich vor Bagatellinfekten schützt, muss man hier auch nicht stehen lassen.
Das passiert mir hin und wieder auch mal, aber ich finde es nicht besonders schlimm, wenn ich ehrlich bin. Bei mir war das Essen noch nie so scharf gewesen, dass ich es nicht runter bekommen hätte. Manchmal schwitzt man dann etwas mehr beim Essen oder es brennt im Mund, aber es war immer im erträglichen Bereich gewesen und nicht extrem unangenehm.
Das was hier als scharf deklariert ist in den Lieferdiensten ist noch harmlos und nein, dabei verschätze ich mich nicht und muss auch nicht mit den Tränen kämpfen. Ich bin da weit aus mehr gewohnt und manches was mit 5 Chilischoten markiert ist, empfinde ich gerade noch als Mild während andere da schon am Weinen sind. Alles was darüber hinausgeht und die Gesundheit auch gefährdet, müsste Unterschrieben werden wie man es z.B. von Wettbewerben im Schärfebereich geht.
Aber jemand der ungeübt ist, der kann auch bei den normalen Lieferdienstgerichten schon mal an seine Grenzen kommen und hinterher auch das übliche mit Schwindel, Blutdruckproblemen und Frequenzproblemen bekommen, die einen Arztbesuch notwendig machen. So etwas hatte ich selbst innerhalb der Familie, als jemand meinte er probiert das einfach mal obwohl sonst nie scharf gegessen wurde von der Person, dass ein mit 3 Schoten markiertes Gericht schon gereicht hatte, damit der gute aus den Latschen kippt. Aber solche Erfahren bilden dann normalerweise, dass man es langsamer angehen lässt.
Meine Eltern haben schon immer sehr gerne scharf gegessen und gekocht, und daher bin ich seit dem Kindesalter auch andere Maßstäbe an Schärfe gewöhnt als die meisten meiner Bekannten. Vielen ist ja schon der 0815-Curry-Ketchup aus dem Supermarkt zu würzig, der für mich quasi nur nach Zucker schmeckt. Würde ich da eine meiner importierten mexikanischen Soßen auftischen, würde mein Besuch wahrscheinlich feuerspuckend aus der Wohnung rennen. Ich liebe aber scharfes Essen, und für mich muss es auch definitiv gut Feuer haben, damit ich es wirklich als scharf empfinde.
Überschätzt habe ich meine Schärfetoleranz noch nie. Mir geht es eher so, dass mir die meisten Gerichte in Restaurants und bei Lieferdiensten, die als "super scharf" ausgewiesen sind, noch nicht annähernd genug Würze haben. Lediglich im Urlaub in Gebieten, in denen wirklich wesentlich schärfer als in Deutschland gegessen wird, stoße ich manchmal an die Grenze, wo ich sage, dass noch mehr Schärfe einfach wehtun und keinen Spaß mehr machen würde. So etwas brauche ich dann auch nicht, denn genießen will ich mein Essen ja trotzdem, auch wenn es scharf sein soll. Aber ich habe noch nie ein Gericht stehen oder zurückgehen lassen, weil es mir zu heftig war.
Mein Freund allerdings tappt immer wieder gerne in die "Diavolo"-Falle. Eigentlich isst auch er gerne scharf, aber er hat in letzter Zeit vermehrt Magenprobleme und kommt mit Schärfe auch allgemein nicht mehr so gut zurecht. Leider vergisst oder ignoriert er das immer öfter und bestellt sich dann doch die Peperoni-Pizza oder die Pasta mit scharfer Tomatensoße und leidet dann beim Essen wie ein Hund. Ich versuche ihn deswegen meistens davon abzubringen, etwas allzu scharfes zu bestellen. In vielen Restaurants kann man ja selber mit Pfeffer oder Tabasco nochmal nachhelfen, und im Zweifelsfall ist das für ihn die bessere Option.
Ich esse gerne relativ scharf. Sprich, Leute aus Kulturen, in denen wirklich scharf gegessen wird, würden milde darüber lächeln, weil bei ihnen schon die Kleinkinder mehr Schärfe vertragen. Aber dennoch werde ich schon hin und wieder gefragt, ob ich "drei von fünf Schoten" wirklich vertrage, oder ob es lieber ein bisschen weniger scharf sein soll. Mein Freund wiederum tut sich schon mit biederer deutscher Grillsoße manchmal schwer, weil eben jeder eine andere Wahrnehmung und Schwelle hat, was als scharf empfunden wird.
Aber ich kann nicht behaupten, mich jemals überschätzt zu haben, weil es mir schon irgendwo peinlich wäre, großkotzig das Gericht mit den meisten Schoten zu bestellen und es dann wegschmeißen zu müssen, weil ich doch zu zimperlich für wirklich scharfes Essen bin. Deswegen habe ich zugegebenermaßen schon ein paarmal tapfer zugelangt, obwohl meine Zunge eher gelitten hat als irgendwas sonst. Man möchte sich eben doch keine Blöße geben. Aber bevor ich gesundheitliche Probleme bekommen würde, würde ich natürlich eher das Handtuch werfen.
Ich weiß, wie viel Schärfe ich vertrage und habe mich daher noch nie großartig verschätzt. Ansonsten gibt es ja noch den Trick, dass man Milchprodukte zusätzlich konsumiert. Das kann ein Getränk aus Milch sein oder aber irgendeine Form von Joghurt. Das neutralisiert die Schärfe im Mund. Ich rate immer dazu, ein Milchprodukt als Kombination dazu zu bestellen, wenn man sich unsicher ist. Dann kippt man nicht direkt aus den Latschen und alles ist noch im grünen Bereich.
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