Wie viel Selbstdarstellung bei Bewerbung empfehlenswert?
Der Freund meines Freundes schreibt gerade Bewerbungen, weil er aus betrieblichen Gründen zum Ende des Jahres in seiner Firma gekündigt wurde. Da er seit 10 Jahren in diesem Betrieb gearbeitet hat und schon seine Ausbildung dort gemacht hat, hat er auch schon lange keine Bewerbungen mehr geschrieben. Er fragte nun meinen Freund, wie viel Selbstdarstellung heute noch in den Bewerbungen geschrieben wird.
Früher war es wohl so, dass man sein halbes Leben erzählte, seine Hobbys aufzählte und im Lebenslauf auch noch schrieb, wer Vater und Mutter ist und welchen Beruf sie haben. Auch die Geschwister wurden erwähnt.
Wie viel Selbstdarstellung ist bei Bewerbungen heutzutage noch empfehlenswert? Sollte man das ganze nicht so kurz wie möglich halten? Ich muss zugeben, dass mich das Gespräch ein wenig verunsicherte und ich dann gar nicht mehr wusste, was ich in der Schule gelernt habe.
Also den Beruf der Eltern und die Anzahl der Geschwister muss man heutzutage kaum mehr in den Lebenslauf mit einbringen. Ansonsten sollte man halt die klassischen Daten mit einbringen. Hobbys kann man ebenfalls aufzählen, das kann von Vorteil sein, wenn man sich in einem Verein engagiert. Das gehört aber mittlerweile eher in den Lebenslauf.
In dem sogenannten Motivationsschreiben kann man die Hobbys kurz umreißen, aber es geht eher darum, warum man sich ausgerechnet bei dieser Firma um den genannten Job bewirbt. Außerdem sollte man vielleicht erwähnen, warum man sich mit dem Unternehmen identifiziert und warum man am Besten in den Job passt.
Der Freund sollte es einfach ausprobieren, wenn die erste Bewerbung daneben geht, die nächsten Bewerbungen werden garantiert besser. Aber wenn er sich absolut unsicher ist, wäre ein Bewerbertraining vielleicht nicht das Verkehrteste und dort lernt er auch einige Grundlagen, wie eine Bewerbung ungefähr auszusehen hat.
Was Geschwister und Eltern machen, das schreibt man heute eigentlich gar nicht mehr. Das empfiehlt sich höchstens noch Schulabgängern, die mit dem Wunschberuf schon von Klein auf aufgewachsen sind.
Ansonsten würde ich in der Bewerbung eher darlegen, warum die 10 Jahre Erfahrung in dem Job in meiner Ex-Firma mich für den Beruf qualifizieren, für den ich mich bewerbe. Ein Beispiel: Wenn man in der alten Firma seit 3 Jahren Personalverantwortung hat und in leitender Position arbeitet und genau das in der neuen Stelle so gefordert wird, dann würde ich eben schreiben, dass man das schon jahrelang erfolgreich macht.
Zudem würde ich auch über die Zielfirma recherchieren. Vielleicht haben die ja ein paar spezielle Eigenschaften, die dein Partner ja ausschlachten kann. Wenn die künftige Firma zum Beispiel auf ihren exzellenten Kundenservice besonders stolz ist, kann ja dein Freund zum Beispiel schreiben, dass er drei mal Kundenberater des Monats in seiner ehemaligen Firma war. Klar, dass das jetzt ein fiktives Beispiel ist, denn stimmen muss so eine Aussage ja natürlich schon und da ich den Menschen nicht kenne, kann ich das ja nicht wissen.
Zudem würde ich eben auch mal im Buchhandel ein aktuelles Buch besorgen, das Arbeitssuchenden aktuelle Tipps gibt. Da gibt es sehr viel. Und ich finde, die paar Euro sind eine gute Investition. Das gibt dann auch ein gutes und sicheres Gefühl, wenn man tatsächlich zum Gespräch eingeladen wird. Auf jeden Fall sollte man die Bewerbung jemanden durchschnittlich intelligenten gegen lesen lassen. Wenn der etwas nicht versteht, wie es gemeint ist, wird es der Personalchef möglicherweise auch nicht verstehen. Und so fallen vielleicht auch ein paar Tippfehler auf, die man vielleicht übersehen hätte.
Mit Hobbies wäre ich vorsichtig. Da kann man sich auch ganz schön in Schwierigkeiten bringen. Wenn man zum Beispiel schreibt, dass man gerne liest und dann auf nähere Nachfragen nicht antworten kann, weil man das letzte Buch im Deutschunterricht zur Hand genommen hat, dann ist das mehr als peinlich. Dann sollte man besser gar nichts über Hobbies schreiben.
Also ich bin auch gerade auf Jobsuche. Es gibt im Internet sehr viele Webseiten, die sich mit dem Thema Bewerbung befassen. Heutzutage schreibt man aber nicht mehr in die Bewerbung rein, dass man Geschwister hat und was die Eltern machen. Hobbys gehören in den Lebenslauf ganz ans Ende, positiv sind da natürlich Sportarten wo du im Team spielst.
Ich würde so wenig Blabla wie möglich in das Anschreiben packen, das liest sonst keiner. Einfach nur, was einen bewegt hat sich bei der Firma zu bewerben und wieso man der Meinung ist, man ist geeignet, was man bisher gemacht hat, Ausbildung und seine Stärken. Zumindest mach ich das so immer.
Eigentlich ist doch die ganze Bewerbung Selbstdarstellung, man bewirbt sich selbst. Deutlich gesagt; Man schreibt eine Werbebroschüre für sich selbst. Was Eltern, Geschwister oder der Partner machen, das ist heute irrelevant.
Interessant für den Arbeitgeber sind die persönlichen Fähigkeiten und Kenntnisse, die genau zu seinem Anforderungsprofil passen. Neben den harten Fakten über Kenntnisse gehören dazu auch Soft Skills wie Teamfähigkeit, Verhandlungsgeschick oder kommunikative Fähigkeiten. Wo genau die Schwerpunkte liegen sollten, das hängt vom Beruf und von der jeweiligen Stelle ab. Selbstbewusstes Auftreten ohne Überheblichkeit kommt immer gut an.
Und am Ende des Lebenslaufs machen sich Hobbys, die Teamfähigkeit oder soziales Engagement zeigen, immer gut. Wobei man hier unter Umständen erst über den möglichen Arbeitgeber recherchieren sollte. Generell kommen die Freiwillige Feuerwehr oder das THW gut an. Aber manch Firma mag es dann doch nicht, wenn ein Mitarbeiter für einen Einsatz freigestellt werden möchte.
cooper75 hat geschrieben:Eigentlich ist doch die ganze Bewerbung Selbstdarstellung, man bewirbt sich selbst. Deutlich gesagt; Man schreibt eine Werbebroschüre für sich selbst.
Das sehe ich genauso, daher erübrigt sich doch die Fragestellung. Man muss für sich selbst werben, muss dabei aber absolut authentisch bleiben und darf nicht zu abgehoben, arrogant und überheblich klingen. Diese Gratwanderung fällt manchen Menschen eben leichter als anderen, aber unmöglich ist das eben nicht. Wenn man sein Licht unter den Scheffel stellt wirkt man uninteressant für jeden Arbeitgeber, aber wenn man zu überheblich wirkt, wirkt das abschreckend.
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