Befremdlich, wenn Partner so ist wie Elternteil?

Ich war gestern bei einer meinen Cousinen zu Besuch, wir hatten uns lange nicht gesehen. Dabei haben wir uns auch ganz allgemein ausgetauscht was es so neues gibt und so. Dabei kamen wir dann auch auf unsere Geschwister zu sprechen.

Ich erzählte ihr dann, dass der Freund meiner Schwester vom Charakter her eine Kopie meines Vaters ist, zumindest in meinen Augen. So etwas sieht ja jeder anders. Meine Cousine schien davon alles andere als angetan zu sein. Sie meinte, dass ihre Schwester auch einen Partner hätte, der eine exakte Kopie ihres Vaters wäre. Meine Cousine kann das überhaupt nicht verstehen, wie man sich überhaupt einen Partner suchen kann, der dem Vater oder der Mutter (im Falle eines Sohnes) ähnlich ist.

Ihr Ehemann ist ihrem Vater nicht mal ein bisschen charakterlich ähnlich. Mein Freund ähnelt meinem Vater auch nicht wirklich und es käme für mich auch nicht in Frage, mit jemandem zusammen zu sein, der meinem Vater so ähnelt. Mein Vater hat einen sehr introvertierten, launischen Charakter mit dem ich im Alltag nur schwer klarkommen würde.

Wie seht ihr das? Findet ihr das auch so befremdlich, wenn der Partner einer Person im Prinzip eine charakterliche Kopie eines Elternteils wäre? Wie ist das bei euch zu Hause und euren Geschwistern?

Mein Bruder hat eine Frau, die meiner Mutter in vielen Punkten sehr ähnlich ist und sie haben bei vielen Dingen den selben Geschmack und verstehen sich daher auch sehr gut. Ich finde das ehrlich gesagt sehr befremdlich, wenn die Frau oder der Mann so ist wie ein Elternteil. Mein Mann ist zum Glück in keinster Weise so wie mein Papa. Mein Vater ist eher so, dass er sich zu viel gefallen lässt und auch ein sehr launischer Mensch ist.

Mein Mann ist dagegen sehr ausgeglichen und kann sich aber auch durchsetzen, wenn ich mal etwas sage, was er nicht so sieht. Im Allgemeinen finde ich meinen Mann viel entspannter und emotional umgänglicher als meinen Vater und das ist auch gut so.

Befremdlich finde ich das nicht unbedingt, wenn man denn ein gutes Verhältnis zu seinen Eltern hat. Wenn man sich als Frau ganz wunderbar mit dem Vater versteht und man quasi ein Herz und eine Seele ist, ist es doch schön, wenn man einen Partner findet, der dem Vater charakterlich ähnelt. Ich finde das nicht weiter schlimm. Immerhin ist so die Wahrscheinlichkeit ja auch wieder hoch, dass Vater und Partner sich gut verstehen.

Befremdlich finde ich das Ganze nur, wenn man überhaupt kein gutes Verhältnis zum Vater hat, sich gar nicht mit ihm versteht, selbst immer wieder betont, dass man keinen Partner haben möchte, der dem Vater in irgendeiner Weise ähnelt und sich dann genau so einen Partner angelt. Immerhin passt das ja dann wirklich nicht und das kann ich dann auch nicht verstehen. Immerhin vermutet man ja, dass so eine Person eher einen Partner hat, der eben kaum etwas mit dem Vater zu tun hat.

Ich persönlich könnte es mir überhaupt nicht vorstellen, einen Partner an meiner Seite zu haben, der wie mein Vater wäre, weder charakterlich, noch optisch. Ich komme einfach gar nicht mit meinem Vater zurecht und finde seinen Charakter einfach nur schrecklich. Mit solchen Menschen komme ich grundsätzlich nicht aus, so dass ich auch privat nichts mit solchen Menschen zu tun haben will. Da müsste ich ja nicht ganz dicht sein, wenn ich mir auch noch einen Freund angeln würde, der wie mein Vater wäre.

Es soll ja Menschen geben, die sich gezielt Partner aussuchen, die charakterlich dem Vater oder der Mutter ähneln und die da ein regelrechtes "Muster" im Beuteschema haben. Mein erster Freund war tatsächlich charakterlich meinem Vater ähnlich, wobei die Beziehung nicht funktioniert hat. Mein aktueller Partner hat nicht die geringste charakterliche Ähnlichkeit zu meinem Vater, wobei mich das nicht im geringsten stört. Es ist doch nur wichtig, dass man miteinander klar kommt und es eben passt, nicht mehr und nicht weniger.

Ich habe mal irgendwo gehört, dass es zumindest gewisse Tendenzen gibt, sich Partner und Partnerinnen auszusuchen, die entweder Parallelen zu den Eltern aufweisen oder das genaue Gegenteil darstellen. Ich finde das auch nicht irgendwie "komisch". Die Eltern sind nun mal im Regelfall die ersten Menschen, die man genauer kennenlernt und die einen fürs Leben prägen. Wenn alles gut gelaufen ist, sucht man bei der späteren Partnerwahl zumindest unbewusst nach Charakterzügen, die einem vertraut sind, und mit denen man umgehen kann. Und woher sind sie einem vertraut? Genau, meistens aus der Ursprungsfamilie.

Befremdlich würde ich es eher finden, wenn diese Prozesse nicht im Hintergrund ablaufen würden, sondern wenn sich jemand bewusst und aktiv mit dem Gedanken auf die Jagd machen würde: "Mutti ist die Beste, meine Zukünftige muss auch gut kochen können und meine Socken klaglos zusammenlegen!" oder "So toll wie mein Papi ist sowieso kein Mann, aber er sollte wenigstens so ähnlich aussehen und sich immer um mich kümmern!"

Ab da wird's für mich eher unappetitlich. Aber wenn man sich in jemanden verknallt und später irgendwann feststellt, dass die Person Gemeinsamkeiten mit Mama oder Papa aufweist, finde ich das eigentlich nur menschlich. Die allermeisten Leute sind nicht besonders originell, und dass man sich bei der Partnersuche auf vertrautem Terrain bewegen möchte, halte ich, wie gesagt, an sich für nachvollziehbar.