Sich streiten, obwohl man einer Meinung ist?

Normalerweise kenne ich es von mir nur so, dass ich mich dann mit jemandem streite, wenn ich mit der anderen Person unterschiedlicher Meinung bin. Wenn man sich uneinig ist und vielleicht sogar die Meinung des anderen absolut nicht verstehen oder nachvollziehen kann, dann streitet man sich. Ich streite mich meistens eben dann, wenn es Meinungsverschiedenheiten gibt oder wenn ich einfach genervt von jemandem bin.

Bei meinen Eltern erlebe ich jedoch seit Jahren immer wieder ein ganz besonderes Phänomen. Es vergeht eigentlich kein einziger Tag, an dem sich die beiden nicht streiten. Sie können nicht miteinander, aber auch nicht ohneeinander. Das Besondere dabei ist, dass sie sich meistens genau dann streiten, wenn sie einer Meinung sind.

Gerade dann, wenn sie über irgendetwas diskutieren - egal ob es nun um Verwandte, politische Themen oder um mich geht - sind sie oftmals einer Meinung. Allerdings mischt sich dann oftmals eine Wut bei ihnen mit ein, wenn sie gemeinsam über etwas diskutieren, was sie wütend macht oder was sie nicht verstehen können. Finden beide also das Verhalten eines Verwandten blöd und sind sich einer Meinung, schaukelt sich die Wut über den Verwandten bei den beiden trotzdem immer so weit hoch, dass sie sich im Endeffekt gegenseitig anschreien und es gibt dann einen richtigen Streit.

Ich finde es immer wieder bemerkenswert, wie man über etwas streiten kann, wenn man sich vollkommen einig ist. Dennoch ist das bei meinen Eltern immer so. Oftmals ist es dann so, dass sich einer der beiden über eine Person aufregt, und der andere zwar zustimmt, sich aber direkt angegriffen fühlt, weil der andere so laut und aggressiv ist. Und schon kommt es zum Streit und der Diskussionsgrund ist dann sofort vergessen, sondern es wird sich gegenseitig angegiftet.

Kennt ihr es von euch auch so, dass ihr euch mit jemandem streiten könnt, obwohl ihr der gleichen Meinung seid? Findet ihr das nicht auch etwas paradox?

Ich denke, dass man dann auch irgendein Problem in der gegenseitigen Kommunikation hat, auch wenn man sich jeden Tag streiten muss. Erlebt habe ich das auch schon, aber nicht immer wieder und auch nicht bei Paaren, die lange zusammen waren.

Bei meinem Partner und mir kam das auch mal vor bei einer Diskussion zu einem bestimmten Thema in leicht angeheiterter Stimmung. Er hat gar nicht mehr begriffen, dass ich eigentlich dasselbe meinte und so haben wir uns mit dem Gespräch im Kreis gedreht.

Also für mich ist das wirklich ein beklopptes Phänomen, welches sich bei Deinen Eltern abzeichnet. Ich möchte keinen zu nahe treten, aber kann es sein, dass man im Grunde genommen nur nach einem Streitpunkt sucht, weil man mit sich selber nicht mehr im reinen ist oder einfach mit dem Partner nicht mehr zurecht kommt? Wäre doch eine denkbare Reaktion, dass man sich im Grunde genommen immer streitet und das dann auch, wenn es Meinungen sind, die man zusammen teilt.

Es gibt durchaus ähnliche Situationen, wo ich so etwas schon einmal mitbekommen habe, aber die Trennung war da fast schon eine beschlossene Sache. Denn, wie ich eingangs schon geschrieben habe, suchen die Betroffenen immer nach Gründen zum streiten. Wenn man einer Meinung ist, kommt dies eigentlich nicht infrage. Doch in meinen Fällen war es so, dass man dann so tat, als würde der Partner einem nur zustimmen aus Angst vor einer eigenen Meinung oder andere Floskeln.

Vielleicht ist bei Deinen Eltern ein Stück weit die Luft raus oder ihnen macht es Spaß zu streiten, was ich mir eigentlich nicht vorstellen kann. Denn eigentlich ist es schön, wenn man einer Meinung ist, aber hier wird selbst dies zum Streitthema gemacht. Streit mag eine Beziehung beleben, aber eben nicht wenn es Alltag ist. Womöglich ist einfach nichts zwischen den beiden mehr in Ordnung und eine Eheberatung wäre mal angebracht, um zu sehen, was zu retten ist?

Auch ich finde es irgendwie eigenartig sich zu streiten obwohl man einer Meinung ist. Natürlich kann ich es verstehen das eine Diskussion einmal ein wenig lauter werden kann, gerade wenn es ein hitziges Thema ist und beide wütend sind. Das dies aber dann in einem Streit endet finde ich schon komisch.

Womöglich brauchen deine Eltern nur einmal ein wenig Abwechslung und vor allem einmal ein paar schöne Momente zu zweit, weit weg vom Alltag. Ich glaube das sich bei vielen Paaren nach der Zeit eine kleine Wut anstaut, das liegt vermutlich vor allem an der Routine und dem alltäglichen Trott in dem man sich befindet.

Da kann ein Kurzurlaub oder mal ein schönes Abendessen außerhalb wahre Wunder bewirken. Die Frustration im Alltag ist zumindest bei meinen Großeltern der Grund weshalb Sie so oft streiten, und es hört sich ähnlich an wie bei deinen Eltern.

Das ist wirklich paradox. Komischerweise kenne ich das auch nur von meinen betagten Eltern. Sie erzählen beide das Gleiche und trotzdem kriegen sich beide dabei ständig derart in die Haare dass es mir peinlich ist. Das ist nicht schön wenn man als „Kind“ dazwischen sitzt und nicht weiß wie man reagieren soll. Da ist man völlig abgeschrieben.

Auch mein Bruder hatte mir das schon berichtet, er telefoniert ab und an mit ihnen. Dabei ist es dann auch fast immer so dass sie über kurz oder lang durch irgendwelche gegenseitigen Zwischenrufe aneinander geraten und er als Gesprächspartner am Telefon überhaupt nicht mehr existent ist. Er ruft dann immer laut „Hallo“ ins Telefon, wird aber in den seltensten Fällen auch gehört.

Möglicherweise liegt es daran dass meine beiden Elternteile extrem schwerhörig sind und sie eigentlich gar nicht richtig verstehen was der andere sagt. Auch ist mein Vater immer relativ schnell auf der Palme und er reagiert dann über. Meine Mutter ist auch ziemlich tüttelig und macht viel Unsinn. Da reicht dann auch ein nichtiger Anlass damit es untereinander richtig zur Sache geht.

Dazu kommt dann auch dass mein Vater nicht wirklich sensibel ist. Wenn wieder irgendwelcher Zündstoff sich im Gespräch entwickelt dann würde es meiner Ansicht nach völlig ausreichen auf ein anderes Thema umzuschwenken oder bestimmte Dinge und Aussagen einfach zu ignorieren. Leider gelingt ihm das nie und ich vermute fast dass er es immer darauf anlegt. Warum er das macht kann ich aber nicht nachvollziehen, auch habe ich keine wirklich guten Lösungsvorschläge für so ein Verhalten.

Ich kann nur empfehlen so etwas als schlechtes Beispiel in guter Erinnerung zu behalten, die Gefahr dass man auch mal so wird ist nicht von der Hand zu weisen. Auch wenn man das heute ganz anders sieht und nicht wirklich glauben kann. Ich habe immer noch meinem Vater im Ohr wie er früher immer sagte dass er nie so werden wollte wie seine Mutter und heute würde ich sagen dass er das absolute Abbild im Wesen von ihr ist. Da gibt es keinen Unterschied, ich würde sogar sagen dass er im Alter noch extremer geworden ist.

Das klingt fast so wie bei mir und meinem Freund. Allerdings liegt es da meistens daran, dass er mich nicht richtig versteht und glaubt, ich sei andere Meinung, weshalb er dann immer zickiger wird. Und wenn ich ihm sage, dass er zickiger wird, wird er noch schlimmer und lässt sowas vom Stapel wie:" Du bist nicht besser","Du machst es doch genauso".

Manchmal kann ich darüber hinweg sehen, aber manchmal bringt er mich damit total auf die Palme. Aber wenn wir uns wegen nichts streiten, ist das nach kurzer Zeit auch schon wieder vergessen. Spätestens wenn wir uns beruhigt haben und ich ihm noch mal sagen kann, was ich gemeint habe. Und zur Info nebenbei: Wir sind beide 20 Jahre jung.

Das ist für mich absolut unnormales und nicht nachvollziehbares Verhalten. Ich habe mich zum Glück mit meinem Partner noch nie gestritten, weder wenn wir gleicher Meinung gewesen sind, noch wenn wir verschiedene Ansichten hatten.

Warum auch sollte man sich streiten, wenn man eigentlich das gleiche denkt? Dann kann man doch wohl verstehen, wenn sich der eine Partner in Rage redet. Für mich gibt es da einfach keinen Grund, das persönlich zu nehmen und einen Streit vom Zaun zu brechen. Ich denke eher, dass es irgendein anderes Problem geben muss, wenn man häufiger so reagiert. Denn ab und an einmal mag es ja wohl vorkommen, dass man sich in so einer Unterhaltung irrtümlich persönlich angegriffen fühlt. Was hier beschrieben wird, erscheint mir beinahe schon krankhaft.

Streit basiert für mich darauf, dass zwei Personen unterschiedliche Ansichten haben. Das können auch Ansichten im Umgang mit dem jeweils anderen sein. Aber da muss man doch unterscheiden können, ob jemand laut wird, weil er oder sie sich über eine komplett andere Person aufregt, oder oder er oder sie sich einem selbst gegenüber im Ton vergreift. Und nur im letzten Fall gibt es für mich einen Grund zum Streit. Wobei - eigentlich auch dann nicht, denn wenn man nun einen Streit beginnt, schaukelt man sich nur gegenseitig hoch.

Ich zumindest habe mich noch nie mit jemanden über oder wegen etwas gestritten, bei dem wir gleicher Meinung waren. Das kann ich mir auch absolut nicht vorstellen.

Mich würde mal interessieren, wie "Streit" in diesem Kontext definiert wird. Für manche Menschen ist es schon ein Streit, wenn lauthals gesprochen wird, zu einem Streit gehört für mich persönlich aber deutlich mehr. Mein Schwiegervater hat genetisch bedingt einen verengten Gehörgang und spricht daher sehr laut. Man muss auch sehr laut mit ihm sprechen, sonst versteht er einen nicht. Seine Frau schreit ihn daher gerne mal an und wenn man die beiden beobachtet könnte man das auch als Streit interpretieren obwohl die beiden sich einig sind.