Wörter aus der Umgebung selbst auch übernehmen?
Früher war es bei mir schon so, dass ich automatisch Worte übernommen habe, die Freude oder Lehrer von mir sehr oft verwendet haben. Auch wenn ich die Wörter schon vorher gekannt und genutzt habe, habe ich sie dann einfach häufiger verwendet, wenn Freunde sie beispielsweise auch sehr oft genutzt haben. Das war dann bei mir aber immer unbewusst so.
Mittlerweile ist das nicht so, wobei mir bei Freunden und Kollegen bisher auch noch nicht aufgefallen ist, dass diese irgendwelche Worte besonders häufig verwenden. Kennt ihr so ein Verhalten von euch selbst und macht ihr das auch so oder ist euch das noch nie so passiert?
Im Allgemeinen ist es doch so, dass unbewusst die Sprache angeglichen wird, was besonders dann der Fall ist, wenn man sehr oft und lange mit bestimmten Personen zu tun hat. Mir ist zum Beispiel schon aufgefallen, dass mein Partner über die Jahre hinweg meinen Sprachstil übernommen hat und auch Fachbegriffe verwendet, die in meinem Studium oft vorgekommen sind, die er im Alltag aber eigentlich gar nicht braucht.
Ansonsten habe ich sehr enge Freundinnen, wobei ich da feststelle, dass sich da die Sprache angleicht. Aber da wir uns mehrfach die Woche treffen und auch sehen und ansonsten sehr viel Kontakt über WhatsApp haben ist das doch nicht verwunderlich. Die Sprache mit den Kollegen bleibt aber unverändert und da findet keine Angleichung statt, was vermutlich aber anders wäre, wenn man sehr viel miteinander zu tun hätte, also auch im privaten Rahmen.
Der Mensch ist ja ein soziales Wesen, für welches das Agieren und „Angenommenwerden“ in Gruppen äußerst wichtig ist. Daher ist es sehr verständlich, dass wir unsere Sprache und unser Verhalten ein Stück weit an unser Umfeld anpassen. Dieses Spiegeln ist aber wirklich ein interessantes Thema, eine interessante Form des Lernens.
Ich merke es bei mir schon ziemlich deutlich, dass ich Wörter, die in meiner näheren Umgebung häufig verwendet werden, auch regelmäßig in meinen eigenen Sprachgebrauch übernehme. So hatte ich beispielsweise an der Uni mal einen Professor, der permanent in seinen Vorlesungen das Wort "sukzessive" gesagt hat.
Zwar kannte ich den Begriff auch früher schon, habe ihn aber fast nie angewandt, weil der Term für den "Alltagslang" nun mal doch etwas hochgestochen und umständlich klingt. Aber nachdem ich ihn jede Woche um die 20 Mal gehört habe, hat er sich auch in mein Standardvokabular eingeschlichen und ich habe mich immer wieder dabei ertappt, wie ich selber "sukzessive" gesagt habe, weil mir das viel eher eingefallen ist als simplere Umschreibungen wie "folglich" oder "demnach".
Ganz ähnlich läuft es bei mir Spaßausdrücken, die ich aus meinem Freundeskreis aufschnappe. Ein Bekannter von mir hat immer das Wort "schade" mit einer sonderbaren Betonung ausgesprochen, als wäre das E akzentuiert. Seitdem rutscht es mir auch häufiger als "schadé" heraus.
Der gleiche Freund hat sich auch einen Spaß daraus gemacht, die Worte "Dankeschön" und "Bitteschön" in "Schankedön" und "Schittebön" umzuwandeln, was ich mir ebenfalls angeeignet habe, nachdem ich das bei ihm mehrfach mitbekommen habe. Solche Neologismen kann ich in seriösen Gesprächen gut ausblenden, aber wenn sie mir gefallen, sage ich sie unter guten Freunden oder privat eben auch.
Viktoria_ hat geschrieben:Der Mensch ist ja ein soziales Wesen, für welches das Agieren und „Angenommenwerden“ in Gruppen äußerst wichtig ist. Daher ist es sehr verständlich, dass wir unsere Sprache und unser Verhalten ein Stück weit an unser Umfeld anpassen..
Das sehe ich genauso. Wenn also jemand behauptet, dass die Sprache so gar nicht angeglichen wird im eigenen Umfeld, hat man entweder gar kein Umfeld und isoliert sich damit komplett und schottet sich von den Mitmenschen ab und blockt sie auch ab. Oder aber man hat in dieser Hinsicht einen absoluten Tunnelblick und registriert gar nicht, dass das doch passiert. Aber dass man als soziales Wesen Kontakt zu Mitmenschen hat und so gar nichts passiert in dieser Richtung bezweifle ich stark.
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