Was habt ihr schon von Kindern gelernt?

Ich bin der Ansicht, dass der Mensch nie auslernt. So kommt es vor, dass man nicht nur in der Schule oder im Beruf etwas lernt, sondern auch von seinen Mitmenschen. Habt ihr als Erwachsene aber auch schon von Kindern etwas lernen können? Was war das? Was kann man generell von Kindern lernen oder meint ihr, dass Kinder nichts können oder wissen, was Erwachsenen nicht schon lange bewusst ist?

Ich finde es immer wieder schön zu sehen, wie kreativ man als Kind ist. Man macht aus einem einfachen Stock ein Messer, ein Schwert, einen Hammer oder was auch immer, ist kreativ und geht unbedarft an die Dinge heran. Manchmal finde ich es ganz schön zu sehen, wie freundlich Kinder aufeinander zugehen ohne Grenzen und dann einfach miteinander spielen. Diese Unbedarftheit, dieses Kreative sollte man sich im Herzen bewahren und das versuche ich auch.

Also da ich mit Kindern arbeite, habe ich natürlich schon sehr viel von ihnen gelernt. Es gibt Kinder, die beispielsweise total sozial sind und immer auf andere Rücksicht nehmen, die Gruppe zusammenhalten und positiv steuern. Lernen kann ich da nichts, weil ich ja selber auch so eingestellt bin, aber bewundernswert finde ich es wirklich.

Kreativ sind die Kinder wirklich, das ist wahr. Ich habe beispielsweise von Kindern gelernt, dass je weniger sie zur Verfügung haben, desto schöner und kreativer spielen sie. Das fällt immer gegen Jahresende auf, wenn wir die gesamte Einrichtung und das Spielzeug desinfizieren und sie immer weniger Materialien zur Verfügung haben.

Auch kann man von Kindern lernen, nicht nachtragend zu sein. Sie streiten oft, dass die Fetzen fliegen, aber egal, was genau passiert ist und wie ungerecht der eine oder andere behandelt wurde, sie vergessen es am nächsten Tag wieder und spielen, als ob nie etwas gewesen wäre.

Ich habe von Kindern gelernt, dass alle Menschen gleich sind. Gesetz dem falle, dass die Eltern an dem Nachwuchs nicht schon mit ihren Vorstellungen der perfekten Menschen, gewerkelt haben. Denn dann habe ich Kinder immer als offen und ehrlich empfunden. Denen es eben völlig egal war, ob der Gegenüber dunkelhäutig ist, ein Mann, eine Frau, ein lesbisches Pärchen und mehr. Genau das lerne ich von Kindern schon seit Jahren und frage mich, wieso die Gesellschaft nicht manchmal so einfach ist.

Kinder sind gerade heraus. Sie sagen einen ganz klar, wem sie mögen und wem nicht. Dabei spielen andere Faktoren als Optik, Hautfarbe sowie Sexualität eine Rolle. Auch wenn es viele nicht glauben und ich bin keine Mutter, aber Kinder haben auch meiner Meinung nach ein sehr gutes sensibles Gespür für schlechte Menschen und Menschen, die ihnen nicht gut tun. Das habe ich jedenfalls immer mal wieder beobachten können und das fasziniert natürlich.

Ihre unvermittelte Art, die Dinge zu sehen, ist erstaunlich. Sie sind da ganz locker, während Eltern da einen heiden Theater um vieles machen, was die Kinder ganz einfach sehen und wieso können sich manche nicht mal einiges von denen abschneiden?

Ich kenne Kinder, die jeden normal entgegen treten, ganz unvoreingenommen. Ich kenne aber auch Kinder in religiösen Familien, die lesbischen und schwulen Pärchen mit Dingen ums Eck kommen, die sie eindeutig von den Eltern ein gedichtet bekommen haben. Ebenso kenne ich Kinder, die mit „Sieg Heil“ grüßen und das Jugendamt es versäumt hat, hier einzugreifen. Jetzt sind die Kinder immer noch da, der Vater trägt viele Nazi-Symbole auf dem Körper, aber juckt ja niemanden.

Ich betone nochmal, wenn Kinder nicht ideologisch beeinflusst wurden, sind sie in meinen Augen sehr tolle Geschöpfe. Ich muss keines haben, um das sagen zu können. Sie zeigen auf, wie einfach es sein kann, jeden zu akzeptieren, weil sie ganz andere Maßstäbe setzen, um sie zu beurteilen.