Ist Abstinenz der einzige Weg aus der Sucht?

vom 19.03.2015, 14:31 Uhr

Früher war das ja so, dass bei einer Sucht, beispielsweise Alkoholsucht, immer empfohlen wurde, den Konsum abzubrechen und einen knallharten Entzug zu machen. Entzug sei das einzige Mittel und nichts anderes wäre als Alternative irgendwie hilfreich. Es wäre sogar eher so, dass ein Alkoholiker durch den Geschmack oder Geruch von Alkohol eher dazu verleitet werden würde, wieder mit dem Trinken anzufangen. Daher wäre Abstinenz sehr wichtig.

Ich habe aber auch schon vermehrt Artikel und Hinweise gelesen, dass es mittlerweile einen anderen Denkansatz gibt. Manche Ärzte sind mittlerweile der Ansicht, dass es auch schon ausreicht, wenn der Konsum schrittweise herunter gefahren wird und auf einem konstant niedrigen Niveau bleibt. So dürften Alkoholiker ihrer Meinung nach schon Alkohol trinken, allerdings keine "harten" Sachen, sondern nur Bier.

Ich bin da eher zwiegespalten und weiß nicht so wirklich, was ich davon halten soll. Das klingt in der Theorie zwar gut, allerdings bezweifle ich, ob sich das auch in der Realität ohne Probleme so umsetzen lässt.

Wie denkt ihr darüber? Ist Abstinenz der einzige Weg aus der Sucht oder kann das mit weiterem Konsum (aber auf niedrigem Niveau) auch funktionieren?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich denke, dass es nur begrenzt stimmt, dass Abstinenz der einzige Weg aus der Sucht ist. Es kommt ganz klar auf die Sucht an.

Bei Alkohol oder Drogen darf das stimmen. Aber nun gibt es auch so etwas wie beispielsweise Fresssucht, wo Abstinenz nun mal keine Option ist. Essen müssen wir schließlich alle mal, um zu überleben. In diesen Fällen ist es wichtig, ein gesundes Verhalten zum Essen aufzubauen, was natürlich nicht leicht ist. Ich hatte selbst eine Bekannte, die süchtig nach Essen und in Therapie deswegen war. Sie hat stetig zugenommen, was aber natürlich aufgrund ihres Essverhaltens nicht verwunderlich war.

Süchte sind nicht schön und man sollte auf jeden Fall lernen, damit umzugehen. Ich habe beispielsweise jahrelang geraucht und kann mich jetzt stolz als Nichtraucher bezeichnen. Am Anfang hat mir Abstinenz wirklich extrem geholfen, es war aber keine langfristige Lösung. Schließlich werde ich beispielsweise auf Bahnhöfen oder an anderen Plätzen mit dem Duft nach Zigaretten konfrontiert. Da muss man dann einfach drüberstehen und eisernen Willen zeigen.

» Lapricia » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Als junge erwachsene Frau habe ich durch meinen Stress viel geraucht, allerdings habe ich relativ plötzlich aufgehört. Für eine bis zwei Wochen habe ich nur eine Zigarette pro Tag geraucht, manchmal auch nur eine halbe oder auch zwei. Irgendwann ist der Punkt angekommen, an dem es keine Zigarette mehr für mich gab. Als ich einmal jeden Tag nur Softdrinks getrunken habe, habe ich auch einfach Wasser getrunken und es war schon schwer für mich. Da bin ich eher den Weg der Abstinenz gegangen.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich finde, dass man das gar nicht pauschal sagen kann. Man muss das meiner Ansicht nach an das Individuum anpassen und so eben die richtige Strategie finden. Wenn man merkt, dass ein eiskalter Entzug eher Schaden als Nutzen bringt würde ich die Menge auch eher reduzieren und dafür Sorge tragen, dass der richtige Umgang eben erlernt wird.

Aber das muss man eben im Einzelfall entscheiden und von der Persönlichkeit des Süchtigen und den Umständen abhängig machen. Ich persönlich würde in meinem Fall eher von einem eiskalten Entzug Gebrauch machen und denke nicht, dass eine Reduktion des Suchtmittels bei mir erfolgreich wäre. Aber das kann bei anderen Menschen schon wieder anders aussehen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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